Mit Einführung der ADMIRAL Bundesliga-Reform in 2018 wurde der RZ Pellets WAC die ersten vier Jahre zum steten Dauergast der Meistergruppe (zwei Mal Dritter, je ein Mal Fünfter und Vierter), gingen die Wölfe in Europa auf Beutezug und feierten rauschende Nächte (Gladbach, AS Roma, Feyenoord, ZSKA Moskau). Nunmehr Nostalgie! Inzwischen sind sie im Lavanttal längst am Boden der Tatsachen angekommen, ist seit zwei Jahren Austria Klagenfurt die Nr. 1 in Kärnten und der WAC im Tabellen-Niemandsland. Die Wölfe wurden zur "grauen Maus"...auch wenn vom Keller fern geblieben. ABER...

Ganz so lang ist es dann auch noch nicht her, dass die WAC-Fans rauschende Europacup-Nächte mit den Wölfen erlebten. Doch der Glanz vergangener Tage der Wolfsberger verblasste, die sich zwei Spielzeiten in Folge mit der Unteren Playoff-Gruppe zu begnügen hatten. Vielleicht führt die Lavanttaler Trainer-Rückkehrer Dietmar Kühbauer ja wieder nach Europa...?

Stotterstart mit sechs Punkten aus sechs Spielen

... Anspruch und Wirklichkeit klafften in der abgelaufenen Saison wieder mal auseinander beim Klub um den langjährigen WAC-Präsident und -Mäzen Dietmar Riegler. Doch während dessen Unternehmen dank Pellets-Produkten vielen Menschen Wärme spendet, heizte seine Bundesliga-Mannschaft den Gegnern weniger oft ein. Ein Schmideinander - Einheit zwischen dem authentischen Trainer Manfred Schmid und der Mannschaft - nicht konstant genug zu sehen. Schwankende Leistungen - mal Spiele mit bemerkenswerter Effizienz, dann wieder "blutleere" Wölfe.

Es fehlte was...! Und: es fehlen den Lavanttalern allmählich auch die Gesichter, gehen Identifikationsfiguren verloren. Liendl vor Jahren, jetzt Leitgeb & Novak weg. Lediglich Dominik Baumgartner & Jonathan Scherzer sind noch verblieben. Geblieben ist wie in der Vorsaison am Ende Rang 7 und das erneute Aus im BL-Conference League-Playoff-Halbfinale daheim nach der späten 1:2-Niederlage gegen Austria Wien (im Vorjahr vs. Austria Lustenau). Nach 32 Runden standen - wie in der Saison 2022/23 - wieder 12 Siege zu Buche, demgegenüber zwar vier Niederlagen weniger (10 gegenüber 14), doch halt auch jede Menge Unentschieden (10).

Wie auch gleich zum Saisonstart drei in Folge, nachdem das Auftaktmatch mit 2:1 daheim gegen Aufsteiger FC Blau-Weiß Linz mit 2:1 gewonnen wurde. Doch der nächste Dreier ließ dann fast zwei Monate auf sich warten. Nach dem erwähnten Remis-Triplepack gingen die Wolfsberger im Heimspiel-Doppel gegen Titelverteidiger RB Salzburg mit Ex-WAC-Trainer Gerhard Struber (1:2) und den TSV Hartberg (0:3) leer aus.

Drei Siege in letzter September-Woche

Nach der ersten länderspielbedingten Liga-Pause blieben die Schmid-Schützlinge in den restlichen September-Spielen unbesiegt, bewiesen zudem Moral & Mentalität. Wie beim Spektakel in Hütteldorf, als der SK Rapid zur Pause bereits mit 2:0 führte, ehe Herbst-Torschütze vom Dienst Bamba per Doppelpack ausglich und Joker Sabitzer in der siebten Minute der Nachspielzeit die erneute Führung der Grün-Weißen Last-Minute noch wettmachte - 3:3.

Es waren die Lavanttaler Last-Minute-Wochen... denn beim nächsten Auswärtsspiel in Innsbruck gelang dem Ex-Rapidler Bernhard Zimmermann in der 94. Minute gegen die WSG Tirol per Elfmeter der umjubelte 3:2-Siegtreffer. Den Schwung nahmen die Kärntner auch in das darauffolgende Heimspiel mit und besiegten nach Blau-Weiß Linz in Runde 1 mit dem LASK auch den zweiten Linzer Klub am Don Bosco Weg mit 2:1. In jener letzten September-Woche, einer "englischen",  gab es auch noch ein weiteren Sieg gegen einen OÖ-Klub, mit 2:1 auswärts in der 2. Runde des UNIQA-ÖFB-Cups bei ADMIRAL 2. Ligist SV Guntamatic Ried.

Nach den wettbewerbsübergreifend vier Spielen ohne Niederlage (3S, 1U) folgten im Oktober vier ohne Sieg (1U, 3N) mit der 1:2-Heimniederlage gegen den SK Sturm Graz, dem 0:0 in Altach, der 1:2-Pleite beim FC Blau-Weiß Linz und dem Cup-Aus bei Zweitligist DSV Leoben (5:6 n.E.).

In dieser Tonart ging es weiter. Auf das Tief folgte ein Hoch mit gleich drei Dreiern gegen die drei Austrias (Klagenfurt = 4:0, h; 3:2 in Lustenau; 1:0 vs. Austria Wien, h), ehe wieder Ernüchterung einkehrte mit drei Niederlagen in Folge - sogar ohne Torerfolg - gegen RB Salzburg (0:1) und den TSV Hartberg (0:2), jeweils auswärts, und den SK Rapid (0:2) daheim. 

Fußballerisch wie siamesische Zwillinge: Das Angriffs-Duo Mohamed Bamba (r.) und Thierno Ballo harmonierte im Herbst prächtig. Ohne seinen kongenialen Sturm-Partner blieb Ballo, der mit Saisonende erstmals in den ÖFB-A-Teamkader berufen wurde und nur knapp den "Zug" zum endgültigen EM-Kader verpasste, im Frühjahr noch Boakye.

Angriffs-Aderlass in Winterpause nach Millionentransfer von Bamba

Überwintert wurde auf Rang 7 (23 P.; 6S, 5U, 6N; 23:24 Tore), wobei der Sechste SK Rapid bei nur einem Zähler Vorsprung noch in Reichweite war. Allerdings wurde vor dem Frühjahrsstart der "Triple-B-Sturm" Bamba-Ballo-Boakye getrennt.

Toptorjäger Mohamed Bamba, der in 15 Einsätzen in der Herbstrunde sechs Treffer erzielte und drei Assists beisteuerte, folgte dem Lockruf der französischen Lique 1 und wechselte für kolportierte 5 Mio. Euro zum Erstligisten FC Lorient, bei dem der 22-jährige Ivorer im Frühjahr mit dem Toreschießen weiter machte und in 16 Spielen acht Mal scorte (plus drei Torvorlagen). Bambas Abgang war natürlich ein herber Verlust für den WAC.

Doch es waren ja noch "B.B." = Ballo & Boakye da. Die den ersten Sieg in 2024 daheim gegen die WSG Tirol ebneten: Boakye legte zweimal mustergültig vor, Ballo verwertete jeweils zur frühen 2:0-Führung. Am Ende 4:1. Maximale Ausbeute dann auch im ersten Auswärtsspiel des Jahres beim 1:0-Coup in Linz gegen den heimstarken LASK. Aus dessen Jugend Thierno Ballo stammt, der per Elfmeter (14. Min.) das Tor des Tages, an jenem Samstag, den 24. Februar, erzielte und dadurch die Wölfe nebenbei zum Party-Crasher beim einjährigen Geburtstag der Raiffeisen Arena auf der Linzer Gugl wurden.

Manfred Schmid übernahm am 6. März 2023 den Cheftrainerposten beim WAC und übergibt das Zepter nach 46 Pflichtpartien (Punkteschnitt: 1,48) in Bundesliga & ÖFB-Cup mit Saisonende 2023/24 an Nachfolger Dietmar Kühbauer.

Im 7. Spiel in der Qualigruppe erster Dreier

Die Aufholjagd bei der "Mission Meistergruppe" in Ehren, doch bei zwei ausbleibenden Runden fehlten für den nachwievor Rangsiebten weiter zwei Punkte auf den Sechsten SK Rapid. Auf der spannenden Zielgeraden im Grunddurchgang holten die Wolfsberger nurmehr einen Punkt (0:4 beim SK Sturm, 0:0 vs. SCR Altach), sodass man auch im zweiten Jahr in Folge den bitteren Gang in das Untere Playoff antrat.

Dort traten Kapitän Baumgartner & Co. auf der Stelle, bei vier Unentschieden in Folge, um dann auch noch eine 0:1-Heimniederlage gegen Austria Wien zu kassieren und sich gegen Schlusslicht SC Austria Lustenau in Teil 2 des Heimspieldoppels mit einem 1:1 zu begnügen. Erst im siebten Spiel der Qualigruppe gab es den ersten Dreier, mit 2:1 in Bregenz gegen die Lustenauer. 

Drei Dreier zum Abschluss der Finalrunde

Doch prompt folgte die nächste Heimniederlage: 0:2 gegen den FC Blau-Weiß Linz. Der Playoff-Platz geriet in Gefahr, ehe doch noch der Turnaround folgte und im Schlussspurt der Finalrunde drei Dreier gelangen. Wobei sich zeigte, dass die Wölfe in dieser Saison auf des Gegners Platz besser auf "Beutefang" gingen als im heimischen Revier und in dieser Phase Effizienz pur bewiesen. Nach dem 1:0-Sieg in Altach insbesondere beim 4:0-Triumph in Wien-Favoriten.

Der 3:1-Heimsieg im letzten Match gegen die WSG Tirol verlieh dann weiteres Selbstvertrauen für das Play-off-Halbfinale gegen Austria Wien. In dem die Kärntner zwar früh in Rückstand gerieten, doch Joker Boakye ausglich und es schon auf eine Verlängerung hinauslief. Ein Gütlbauer-Patzer auf dem rutschigen Terrain bescherte den Veilchen an jenem 21. Mai-Abend jedoch noch den Lastminute-Siegtreffer und wie im Vorjahr war wieder für den WAC vor dem Play-off-Finale gegen eine Austria in der Lavanttal-Arena Endstation. 

Wölfe mit neuem Biss dank Rückkehrer Didi Kühbauer?

Nach Robin Dutt und Manfred Schmid in den Vorjahren versucht mit der neuen Saison Dietmar Kühbauer (Foto) die Wolfsberger wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Das gelang dem 53-jährigen Burgenländer ja bekanntlich vor einem Jahr mit dem LASK (Rang 3) und bei seiner ersten Amtszeit beim WAC (02.09.2013 - 25.11.2015).

Gerade bei Übernahmen hat der erfahrene Cheftrainer für schnellen Erfolg gesorgt... und vielleicht gelingt es Kühbauer ja - wie vor zehn Jahren - aus der "grauen Maus" wieder echte Wölfe werden zu lassen. Siehe auch Vorbereitungsprogramm.

Was wird mit WAC-Talent Veratschnig?

Bleibt abschließend noch die Frage: Was wird mit Nikolas Veratschnig, eine heiße Aktie auf dem Transfermarkt? Der Vertrag des 21-jährigen Villachers, der den Sprung über die AKA WAC und 2. Mannschaft der Wolfsberger im Jänner 2022 zu den Bundesliga-Profis schaffte, läuft heuer mit 30. Juni aus. Nicht erst seit seinem Viererpack zuletzt im Testspiel des ÖFB-U21-Teams gegen Schottland (5:0) hat der Youngster Begehrlichkeiten im In- und auch Ausland geweckt.

Stürmischer EM-Fahrer! WAC-Mittelfeldakteur Sandro Altunashili (5 Länderspiele) steht - wie SK Sturm-Spieler Otar Kiteishvili - im Kader von Georgien bei der morgen in Deutschland beginnenden EURO 2024.

Wachablösung im Tor: Im Frühjahr Gütlbauer für Bonmann

Saisonbilanz (ohne Playoff): 32 BL-Spiele, 12S, 10U, 10N; 41:39 Tore; Punkte-Schnitt = 1,44 ; Zuschauerschnitt Lavanttal-Arena: 3.548 (Vorjahr: 3.247)

Torschützen (11): Thierno Ballo (12), Augustine Boakye (9), Mohamed Bamba (6), Bernhard Zimmermann (3), Ervin Omic, Simon Piesinger und Adis Jasic (je 2), Scott Kennedy, Florian Rieder, Thomas Sabitzer und Samson Tijani (je 1). 

Eingesetzte Spieler (28): Dominik Baumgartner, Adis Jasic (je 30), Jonathan Scherzer (29), Thierno Ballo, Samson Tijani und Bernhard Zimmermann (je 27), Sandro Altunashvili und Augustine Boakye (je 26), Ervin Omic (25), Hendrik Bonmann, Nikolas Veratschnig (24), Simon Piesinger und Thomas Sabitzer (je 23), Florian Rieder (22), Scott Kennedy und Mario Leitgeb (je 18), Mohamed Bamba (25), Lukas Ibertsberger (13), Cheick Diabaté (12), Pascal Müller (10), Sankara Karamoko und Thorsten Röcher je (9), Lukas Gütlbauer (8), Maximilian Scharfetter (7), Michael Morgenstern (3), Tobias Gruber (2), Konstantin Kerschbaumer und Michael Novak (je 1).

In der nächsten Folge geht es in die Meistergruppe und weiter in Kärnten: Der Tabellensechste SK Austria Klagenfurt!

Siehe auch:

Ligaportal-Saisonbilanz FK Austria Wien: Lachender Achter mit Makel

Ligaportal-Saisonbilanz FC Blau-Weiß Linz: (Volle) Kraft aus der Ruhe!

Ligaportal-Saisonbilanz SCR Altach: Noch mal gut gegangen bei "Unabsteigbaren"

Ligaportal-Saisonbilanz WSG Tirol: Gemischte Gefühle im Heiligen Land

Ligaportal-Saisonbilanz SC Austria Lustenau: Hypothek aus Horror-Herbst zu groß

 
Fotocredit: GEPA-ADMIRAL, Harald Dostal/www.sport-bilder.at und WAC