"Die Letzten werden die Ersten sein" (Matthäus 19,30). Im detaillierten Ligaportal-Saisonrückblick 2023/24, in dem wir alle 12 ADMIRAL Bundesliga-Klubs beleuchten, macht Schlusslicht SC Austria Lustenau den Anfang. Nach 22 Jahren war der Vorarlberger Traditionsklub, gegründet 1914, in das Oberhaus zurückgekehrt, um nunmehr nach zwei Jahren wieder den "Abgang" zu machen. Der sich bereits mit der inferioren Bilanz im Horror-Herbst abzeichnete. Eine Hypothek, ein Brandherd, der auch durch "Feuerwehrmann" Andreas Heraf nicht mehr zu löschen war bei seiner "Mission Impossible" im Frühjahr. Obwohl...

25 Tore in 53 Pflichtpartien für die Austria können sich bei Lukas Fridrikas sehen lassen. Sein Verletzungsausfall im Herbst beeinträchtigte die Lustenauer massiv. Nach 15 Treffern in der Vorsaison (inkl. dem BL-Play-off-Doppelpack) war der 26-jährige Mittelstürmer auch in der Spielzeit 2023/24 mit sechs Treffern interner Torschützenkönig beim Absteiger. Der Sohn der Welthandballerin des Jahres 1999 - Ausra Fridrikas -  der beim FC Flyeralarm Admira und FC Red Bull Salzburg in der Jugend ausgebildet wurde, fiel in den letzten beiden Runden wegen einem Kapselriss aus. Auch für den Wiener war es persönlich eine gebrauchte Saison.

In Vorsaison unter Torgarant Lukas Fridrikas beinahe im Europacup, nun Abgang in Liga 2

...der 56-jährige Cheftrainer aus Wien und sein Team sich der prekären Situation stellten und tapfer gegen den Abstieg wehrten, auf den Vorteil der Liga-Reform mit Punkteteilung nach dem Grunddurchgang hofften und sich nach sportlich soliden Darbietungen in der Qualigruppe erst am vorletzten Tag geschlagen gaben.

Letztendlich kamen die drei Kellerkinder der 50. Jubiläumssaison der ADMIRAL Bundesliga aus dem Westen. Ganz tief unten drin die Lustenauer, die in der Vorsaison nach dem BL-Aufstieg (Sommer 2022) nicht nur knapp die Meistergruppe verpassten, sondern hernach auch im BL-Europacup-Play-off-Finale gegen die Wiener Austria die UEFA-Europa Conference League-Qualifikation.

Doch so schnell geht das im Tagesgeschäft Fußball. Verfehlte Transferpolitik im Sommer 2023, Abgänge von Leistungsträgern (wie u.a. Bryan Teixeira zum SK Sturm Graz), dazu fehlendes Spielglück und auch Verletzungspech (Vorsaison-Toptorjäger Lukas Fridrikas) ließen die Grün-Weißen schnell in einen Negativ-Spirale kommen, die in einen Horror-Herbst mündete, ÖFB-Cup-Achtelfinal-Pleite an Allerheiligen inklusive (0:4 beim ADMIRAL 2. Ligisten SKN St. Pölten).

Austria-Aufstiegs-Trainer Markus Mader war nicht zu beneiden und stand ab Saisonbeginn vor einer großen Challenge im zweiten Jahr nach dem BL-Aufstieg.

Ausweichstätte Bregenz mit Anlaufschwierigkeiten / Lieblingsgegner Linz

Worauf der sympathische Aufstiegstrainer Markus Mader (Foto), das schwächste Glied in der Kette eines Vereins, entlassen wurde. Andreas Heraf, der in der Vorsaison den Aufstieg in die ADMIRAL 2. Liga mit dem Vorarlberger Nachbarn SW Bregenz schaffte und im Herbst in Liga 2 mit den Schwarz-Weißen für Furore sorgte, übernahm, durfte mit den Lustenauern sogar im vertrauten Immo-Agentur-Stadion spielen (der Ausweichstätte der Austria in der Phase des Stadionneubaus)

Doch gerade das erwies sich eher erfolgreich für Gast-Teams, in den ersten sechs Partien kassierte der Tabellenletzte allein fünf Niederlagen. Lediglich im letzten Spiel des Grunddurchgangs gab es in Bregenz einen 2:0-Sieg für das Heraf-Team. Gegen den FC Blau-Weiß Linz. Der Aufsteiger war ohnehin für den Vorjahres-Aufsteiger sowas wie ein Lustenauer Lieblingsgegner. Gegen die Oberösterreicher blieb der Ländle-Klub in vier Duellen unbesiegt und sogar ohne Gegentor. Zwei Nullnummern im Hofmann Personal Stadion in Linz stehen zwei Heimsiege (2:0 und 1:0) gegenüber.

Trotz Heimsieg, Abstieg in vorletzter Runde endgültig besiegelt

Darunter im letzten Auftritt in Bregenz in der vorletzten Runde, wobei nach dem 1:0-Sieg jedoch keine wirkliche Freude aufkam, weil durch den Sieg der Altacher in der Parallelpartie in Innsbruck der Austria-Abstieg besiegelt war. Da halfen Kapitän Matthias Maak & Co. auch nicht mehr, dass man in der kompletten Finalrunde der Qualigruppe auswärts unbesiegt blieb, wie auch die letzten vier Runden (je zwei Siege und Remis). 

Der "Rucksack" aus der Hinrunde war zu groß und erdrückend schwer. In den ersten 17 Runden vor der Winterpause war man sieglos geblieben, mit einer Schreckensbilanz von 14 Niederlagen und drei Remis, ergo drei Punkten von 51 möglichen, die in negativer Hinsicht ihresgleichen sucht. Mit der 0:4-Heim-Niederlage am 29. Oktober gegen den TSV Hartberg waren die Vorarlberger auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht, wurden bis Saisonende die Rote Laterne nicht mehr los.

Andreas Heraf, der für das Frühjahr den Cheftrainer-Posten bei der Austria übernahm, hat zwar einiges bewegt und den Lustenauern neues Leben eingehaucht, doch konnte den Abstieg auch nicht mehr verhindern. Zumindest wurde im letzten Saisonspiel die vierte Derbyniederlage (zuvor 3N) im Prestige-Duell gegen den Ländle-Rivalen SCR Altach vermieden. Doch symptomatisch für die Saison: Den Sieg vor Augen kassierte der Absteiger Last-Minute noch den 2:2-Ausgleich.

Erster Saisonsieg mit Frühjahrsauftakt im Februar in Tirol

Mit dem ersten Saisonsieg nach sieben Monaten in Runde 18 (!) zum Frühjahrsauftakt (2:0 bei der WSG Tirol) gab es zwar ein Lebenszeichen, keimte Hoffnung auf unter "Feuerwehrmann" Andreas Heraf, doch es folgte die 0:1-Heimpleite gegen Austria Klagenfurt und die 0:7-Klatsche beim FC Red Bull Salzburg. Fortan schaffte es der Neo-Cheftrainer zwar, dass die im Herbst noch "Schießbude der Liga" defensiv kompakt stand und höchstens mal zwei Gegentore in einem Match kassierte, doch die Aufholjagd um den Klassenerhalt blieb ohne Happyend.

Mit dem 1:1-Achtungserfolg in Hütteldorf beim SK Rapid und dem 2:0-Heimsieg gegen Blau-Weiß Linz wurde der Grunddurchgang passabel abgeschlossen. Im Unteren Playoff stand dann in zehn Spielen eine Bilanz von elf Punkten (2S, 5U, 3 N) zu Buche - im Vergleich zu jenen drei Zählern nach 17 Partien im Herbst durchaus in Ordnung. Doch halt alles zu spät.

Nach 22 Jahren kehrte Austria Lustenau in 20222 in Österreichs Fußball-Beletage zurück, nach zwei Jahren folgt nun der Abstieg. Es könnte wieder Jahre dauern bis die Grün-Weißen zurück sind in der ADMIRAL Bundesliga, ein Wiederaufstieg eine Challenge... frag nach bei den BL-Absteigern der vergangenen Jahre aus Ried, St. Pölten, der Admira... !

Die Vorarlberger werden sich sicher nicht neu erfinden, ihre Philosophie und Identität samt Kooperation mit dem französischen Klub Clermont Food beibehalten, doch sie werden vor einem großen personellen Umbruch und beschwerlichen Neuanfang unter dem neuen Führungs-Duo Martin Brenner (Cheftrainer) und Mirco Papaleo (Nachfolger vom langjährigen Sportdirektor Alexander Schneider, der eine neue Herausforderung wollte) stehen - siehe Beitrag

Geballte Leidenschaft bei Schlussmann Dominik Schierl, dem Dauerbrenner der Saison bei Schlusslicht SC Austria Lustenau. Mit 31 Einsätzen absolvierte der 29-Jährige die meisten bei den Vorarlbergern, fehlte allerdings überaschend im letzten Match gegen den SCR Altach.

Zahlen & Fakten / 30 eingesetzte Spieler

Saisonbilanz: 32 Spiele, 4S, 9U, 19N; 22:58 Tore; Punkte-Schnitt = 0,66; Zuschauerschnitt: 5.397. 

Torschützen (10): Lukas Fridrikas (6), Yadaly Diaby (5), Namory Cissé (3), Anthony Schmid (2), Anderson, Ben Bobzien, Pius Grabher, Darijo Grujcic, Matheus Lins, Leo Mikic (alle 1).

Eingesetzte Spieler (30): Domenik Schierl (31), Yadaly Diaby und Dániel Tiefenbach (je 28), Anderson und Ben Bobzien (je 27), Namory Cissé und Fabian Gmeiner (je 26), Pius Grabher und Darijo Grujcic (je 25), Tobias Berger und Torben Rhein (je 21), Stefano Surdanovic (20), Lukas Fridrikas und Anthony Schmid (je 19), Leo Mätzler (18), Kennedy Boateng und Matthias Maak (je 17), Paterson Chato (14), Baïla Diallo und Nico Gorzel (je 13), Boris Moltenis (11), Matheus Lins (10), Jonathan Schmid (9), Luca Meisl und Leo Mikic (je 8), Enes Koc (2), Rafael Devisate, Raul Marte und Simon Nesler-Täubl (je 1).

In der nächsten Folge der nächste West-Klub: Der Tabellenvorletzte WSG Tirol

 

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL, Harald Dostal/www.sport-bilder.at und Josef Parak