Aufsteiger FC Blau-Weiß Linz brauchte in der ADMIRAL Bundesliga-Saison 2023/24 seine Eingewöhnungszeit, erwischte einen Fehlstart. Doch der Beletage-Newcomer bewies Lernfähigkeit und Augenmaß, bewahrte Ruhe. Allen voran Chef- und Aufstiegs-Trainer Gerald Scheiblehner, der an ein paar Stellschrauben drehte, somit die erste Krise im Sommer überwand und als Chance begriff, ebenso die zweite inmitten der Saison mit 13-Sieglos-Spielen (7U, 6N). Dazu gab es in der BL-Debütsaison wiederholt Sternstunden...in Salzburg, gegen den SK Sturm Graz, den LASK. Gegen Große spielte der am Ende Rang-Neunte groß auf, aber...

Egal auf welche Art & Weise und welchem Weg, 5.005 Fans im Schnitt (zum Vergleich: im Aufstiegsjahr in der ADMIRAL 2. Liga 1.027!) wollten im neuen Hofmann-Personal Stadion am Linzer Donaupark die Heimspiele ihrer Blau-Weißen sehen. Während der Aufsteiger um Toptorjäger Ronivaldo frühzeitig das "rettende Ufer" erreichte, auf hoher See bei Sturm wiederholt das "Ruder herumriss" und den Klassenerhalt im ersten BL-Jahr vorzeitig schaffte.

"August-Blues", ehe Blau-Weiße im September die Liga "rockten"

...auch wenn das deklarierte Saisonziel, der Klassenerhalt, bereits vier Runden vor Saisonende erreicht wurde, steht die betrübliche Bilanz gegen Rote Langzeit-Laterne-Inhaber SC Austria Lustenau auf der "Negativseite". Als einziger Klub blieben die Blau-Weißen gegen den späteren Absteiger ohne Sieg, ja sogar ohne Treffer (zwei Mal 0:0 daheim, 0:2- und 0:1-Niederlage in Lustenau bzw. Bregenz). 

Es war eine Saison mit Schatten, doch auch viel Licht und lässt insgesamt durchaus zufrieden zurückblicken auf das erste Jahr im Oberhaus. Obwohl es nach einer Unserie zum Start mit nur einem Punkt aus fünf Spielen (1U, 4N) bis zur 6. Runde dauerte, ehe der "Knoten platzte" (wobei es auch galt den Abgang des Aufstiegstorjäger-Duos Matthias Seidl & Fally Mayulu zu kompensieren und eine neue Einheit zu formen). Noch gerade vor der ersten länderspielbedingten Pause - mit 4:2, auswärts, Hallelujah... im "Heiligen Land", am Innsbrucker Tivoli, bei der WSG Tirol.

Dabei schienen die Stahlstädter die Wattener per Überfallkommando überrollen zu wollen, lagen nach zehn Minuten bereits 2:0 vorn durch Routinier Ronivaldo (in dessen ehemaligen "Wohnzimmer Tivoli") und seinem kongenialen Sturmpartner Paul Mensah. Zwar gelang der WSG noch vor der Pause der Anschlusstreffer, doch nach dem Seitenwechsel brachte ein Doppelschlag von Conor Noß (52.) und Julian Gölles (64.) die Oberösterreicher endgültig auf die Siegerstraße. 

Umzingelt von Blau-Weißen! Der Aufsteiger aus Linz hatte Oscar Gloukh und die Roten Bullen im "Schwitzkasten", siegte sensationell in der "Festung Salzburg" mit 1:0 und weist eine Fabel-Bilanz in Pflichtpartien gegen die Salzburger in deren Red Bull-Ära auf. Ist nach dem 3:1-Heimsieg auf der Linzer Gugl in der 2. ÖFB-Cup-Runde (Saison 2010/2011) und dem 1:0-Auswärtssieg sowie 1:1 daheim in der abgelaufenen BL-Saison in allen drei Aufeinandertreffen bisher unbesiegt geblieben. 

Blau-Weißer Paukenschlag per Sensationscoup in Salzburg

Nach dem Stotterstart im August mit nur einem Punkt, folgte der Durchbruch im September mit einem Monat mit "Nimbus der Unbesiegbarkeit". Zwar hatten die Blau-Weißen nach dem historisch ersten Bundesliga-Sieg weiter auf den ersten Dreier im schmucken, neuen Hofmann-Personal-Stadion zu warten und sich jeweils mit Unentschieden gegen den SCR Altach (1:1) und SK Austria Klagenfurt (0:0) zu begnügen, um jedoch auswärts den nächsten Coup zu landen, der zum Herbst-Highlight, ja überhaupt historisch werden sollte.

37 Bundesliga-Spiele saisonübergreifend war der Serienmeister - zehn Titel en suite - unbesiegt. Seit Dezember 2020, fast drei Jahre lang gelang es in 45 Partien keinem Klub im Oberhaus die "Festung Salzburg" zu stürmen! Doch dann kamen die Lizer und sorgten vor 11.535, aus Salzburger Sicht sich verwundert die Augen reibenden Zuschauern dank dem Goldtor von Ronivaldo (61.) für einen wahren Husarestreich über die Roten Bullen: 1:0-Sieg beim FC Red Bull Salzburg.  Siehe auch BEITRAG!

Beim nächsten Auswärtsmatch Anfang Oktober folgte für die Oberösterreicher dann jedoch die Ernüchterung: 0:4-Niederlage bei Austria Wien, wobei Andreas Gruber per Triplepack für die Violetten die Blau-Weißen nahezu allein "schwarz sehen" ließ. Es folgte ein Heimspiel-Doppel, bei dem es zunächst eine Nullnummer gegen den Herbst-Punktelieferanten der Liga - Austria Lustenau - gab, ehe im sechsten Anlauf endlich der ersehnte erste Heimsieg folgte: 2:0 gegen den WAC.

"Favoritenschreck" und Toptorjäger Ronivaldo, der bereits den 1:0-Siegtreffer in Salzburg erzielte, und vor 5.595 Zuschauern im Linzer Derby mit seinem Führungstor gegen den LASK die Blau-Weißen auf die Siegerstraße brachte. Am Ende 2:0. In seinem ersten Bundesliga-Jahr sorgte der 35-jährige Brasilianer für Furore, erzielte in 29 BL-Einsätzen zehn Tore, steuerte dazu vier Assists bei und scorte auch im ÖFB-Cup zwei Mal.

Derbysieg über LASK als Herbst-Heim-Highlight

Und der zweite folgte (nach der zwischenzeitlichen 2:3-Auswärtsniederlage in Hartberg) sogleich...! Und was für einer...im Prestige-Duell, dem Linzer Stadtderby, mit 2:0 gegen den LASK am 12. November. Wieder so ein historischer Tag für die Blau-Weißen, allerdings auch für fast sechs Monate der letzte volle Erfolg. Denn es kam die - wie eingangs erwähnt - 13 Spiele-Sieglos-Serie und das Bangen um den Klassenerhalt. Mit der Finalrunde im Unteren Playoff wurde aus dem fernen Ländle von Schlusslicht SC Austria Lustenau schon getrommelt und der Aufsteiger als der direkte Konkurrent um den Liga-Verbleib ausgerufen.

Doch Scheiblehner & Co. blieben von der Kampfansage unbeeindruckt, bewiesen wieder mal Ruhe und Vertrauen in die eigenen Stärken, um Mitte April mit ihrer längsten Siegesserie der Saison - drei Dreier en suite - eine klare Antwort und Reaktion zu zeigen. 2:1 vs. SCR Altach (h) und 2:0 beim WAC - Klassenerhalt gesichert.

Als Draufgabe noch ein 3:2-Heimsieg gegen die ebenfalls zu diesem Zeitpunkt gerettete WSG Tirol, plötzlich war sogar der "Lockruf Europa" am Donaupark zu vernehmen. Doch Abwehrchef Fabio Strauss & Co. waren nach einer strapaziösen Saison (auch mental aufgrund der Frühjahrswochen) nun müde. Die letzte Anspannung fehlte, die Luft war raus... sodass sich die Blau-Weißen final mit zwei knappen Niederlagen (0:1 bei Austria Lustenau, 1:2 daheim vs. FK Austria Wien) aus ihrer BL-Premierensaison verabschiedeten. 

Funktionierendes Trainer-Team seit Jahren: Chefcoach Gerald Scheiblehner und sein "Co" Andreas Gahleitner.

"Eingeschlagenen Weg gemeinsam weiter gehen"

Man darf gespannt sein, wie das zweite Bundesligajahr verlaufen wird für die Linzer, bei denen einige Spieler Begehrlichkeiten anderer Klubs geweckt haben. Doch demgegenüber sind die Blau-Weißen auch eine gute Adresse geworden, um potenzielle Spieler zu halten bzw. zu bekommen. Sportdirektor Christoph Schößwendter und die Verantwortlichen basteln bereits fleißig am "Team 2024/25".

Eine entscheidende Personalie ist dabei natürlich der Verbleib von Erfolgstrainer Gerald Scheiblehner (seit Sommer 2021 bei BWL, Vertrag bis Juni 2025) mit seinem Trainer-Staff um die "Co" Andreas Gahleitner und Ronald Riepl. Scheiblehner-Spekulationen über einen Trainer-Transfer von der Linzer an die Wiener Donau, respektive an den Verteilerkreis haben sich erledigt. Die Veilchen, die sich bekanntermaßen schon oft in Linz mit Spielern vom LASK bedienten, werden vom Lokalrivalen Blau-Weiß den gewünschten Cheftrainer Gerald Scheiblehner nicht bekommen.

„Hatte nicht die volle Überzeugung, auch weil ich mich bei Blau-Weiß sehr wohl fühle"

So meinte der 47-jährige Linzer gestern gegenüber Sky Sport Austria, warum er nicht zu Austria Wien wechseln wird: „Ich hatte einfach nicht die volle Überzeugung, auch weil ich mich bei Blau-Weiß einfach sehr wohl fühle. Es war wahrscheinlich der falsche Zeitpunkt.“

Und FC Blau-Weiß Linz-Geschäftsführer Christoph Peschek, der beim Aufsteiger für noch professionellere Strukturen gesorgt hat, stellte am Freitag bei SKy klar: „Wir haben von Anfang an betont, dass wir mit unserem Cheftrainer sehr zufrieden sind und mit ihm gemeinsam in die nächste Saison gehen wollen. Gestern am Abend gab es erstmals Kontakt und ergebnisoffene Verhandlungen zwischen den beiden Vereinen. Heute hat uns Gerald aber unabhängig davon mitgeteilt, dass er ohne weitere Gespräche bei uns bleiben will und wird, um den eingeschlagenen Weg gemeinsam weiter zu gehen."

Einzig Conor Noß in allen Spielen dabei / Ronivaldo in Torschützenliste weit vorn

Saisonbilanz: 32 BL-Spiele, 7S, 11U, 14N; 33:48 Tore; Punkte-Schnitt = 1,0; Zuschauerschnitt Hofmann Personal Stadion: 5.005. 

Torschützen, inkl. 3 ÖFB-Cup-Spiele (13): Ronivaldo (12), Simon Pirkl und Simon Seidl (je 4), Julian Gölles, Manuel Maranda und Paul Mensah (je 3), Kristijan Dobras, Stefan Feiertag und Conor Noß (je 2), Alexander Briedl, Mehmet Ibrahimi, Tobias Koch und Marco Krainz (je 1)

Eingesetzte Spieler, inkl. 3 ÖFB-Cup-Spiele (26): Conor Noß (35), Paul Mensah (34), Marco Krainz, Manuel Maranda und Simon Pirkl (je 33), Ronivaldo und Nicolas Schmid (je 32), Stefan Feiertag und Fabio Strauss (je 30), Julian Gölles (29), Alexander Briedl und Tobias Koch (je 24), Danilo Mitrovic und Simon Seidl (je 23), Marcel Schantl (20), Kristijan Dobras (19), Alem Pasic (18), Stefan Haudum (17), Mehmet Ibrahimi (14), Michael Brander und Lukas Tursch (je 10), Raphael Hofer (8), Fabian Windhager (6), João Luiz (4), Andreas Lukse (2) und Kevin Radulovic (1). 

In der nächsten Folge: FK Austria Wien - BL-Europacup-Play-off-Sieger als Tabellenachter

Siehe auch:

Ligaportal-Saisonbilanz SCR Altach: Noch mal gut gegangen bei "Unabsteigbaren"

Ligaportal-Saisonbilanz WSG Tirol: Gemischte Gefühle im Heiligen Land

Ligaportal-Saisonbilanz SC Austria Lustenau: Hypothek aus Horror-Herbst zu groß

Vorbereitungsfahrplan des FC Blau-Weiß Linz

 

Fotocredit: Linza, FC Red Bull Salzburg by Getty, Harald Dostal/www.sport-bilder.at