Als fünfter und letzter Europacup-Teilnehmer - die Liga-Reform mit BL-Europacup-Play-off macht´s möglich - gehört Austria Wien zwar im Ranking der Ligaportal-Saisonbilanz-Serie vorgereiht, doch in der ADMIRAL Bundesliga-Endtabelle sind die Favoritner nunmal nicht Fünfter, sondern Achter. Weil international somit über den "zweiten Bildungsweg" vertreten, lachender Achter. Eine Achterbahnfahrt war die abgelaufene Spielzeit, mit Höhen & Tiefen, Serien & "Seuchen". Mit Meriten & Makel, inkl. Trainer-Entlassung und (Interims-) Trainer-Effekt. Und: Es war wieder eine lange Saison, mit frühem Start und spätem Ende. Denn...

Bild mit Symbolkraft beim violetten Kämpferherz Manfred Fischer. Für den Kapitän und Austria Wien gilt zwar Ende gut, doch nicht alles gut, nach einer wieder mal ereignisreichen Saison. Eine Spielzeit mit ups and downs, kurzum: Eine Achterbahnfahrt beim Achten Austria!

Erfolgreiche Austria Auswärts-Wochen zum Start

..."every year the same procedure". Während die meisten der 12 ADMIRAL Bundesliga-Klubs bereits im Urlaub weilen, haben die Veilchen Jahr für Jahr im Play-off nachzusitzen. Immerhin geht die Wiener Austria daraus zum zweiten Mal in Folge als Sieger hervor, wodurch es dann halt in der Folge-Spielzeit wieder früh mit der Conference-League-Qualifikation losgeht. Das war auch in der abgelaufenen Saison so... und damit gehen wir chronologisch vor.

Nachdem die Veilchen-Vorsaison am 11. Juni 2023 mit dem 5:0-Triumph im BL-Europacup-Play-off-Rückspiel gegen Austria Lustenau und dem damit verbundenen Ticket für die Conference League-Quali endete, ging es sechs Wochen später mit der neuen Spielzeit 2023/24 weiter... und zwar gleich mit vier "englischen Wochen". Wettbewerbsübergreifend neun Spiele in 30 Tagen.

Dabei hieß es "Anschnallen". Was für eine "wilde Fahrt" der Wiener Violetten. Die sich zunächst am 21. Juli in Runde 1 im Uniqa-ÖFB-Cup erstmal beim 7:0 Kantersieg in Spittal an der Drau warm- und einschossen. Unter den Torschützen noch FAK-Vorsaison-Toptorjäger Haris Tabaković, der zudem wenige Tage später beim Hinspiel der 2. Runde in der UEFA Conference League-Quali am Verteilerkreis gegen FK Borac Banja Luca  der vielumjubelte Goldtorschütze beim 1:0-Lastminute-Sieg (90.+4) war. Es sollte das letzte Tor des 29-jährigen, gebürtigen Schweizers im FAK-Dress sein.

Beachtliche Quote: Haris Tabaković ließ mit 21 Treffern in 42 Pflichtpartien für die Wiener Austria aufhorchen, weckte Begehrlichkeiten und wechselte von der österreichischen in die deutsche Bundeshauptstadt.

Nach Niederlage im ersten BL-Heimspiel bis Mai zuhause unbesiegt

In seinem letzten Spiel vor dem Wechsel zu Hertha BSC Berlin in die Deutsche 2. Liga (Anm.: wo er mit 22 Treffern Torschützenkönig wurde, gemeinam mit Robert Glatzel vom HSV und Christos Tzolis von Fortuna Düsseldorfer Torschützenkönig wurde ) gab es für Haris Tabaković mit der Austria in der dritten Pflichtpartie, im dritten Bewerb - der ADMIRAL Bundesliga - dann daheim eine 0:3-Niederlage gegen den SK Sturm Graz. Was damals wohl selbst kühnste Optimisten nicht vermuteten, es sollte auf lange Sicht im Oberhaus bis zum letzten Heimspiel in Runde 31 (am 11. Mai) die einzige Niederlage in der Generali Arena bleiben.

Mit dem August ging es gleich vier Mal in Folge auswärts ran für das Team vom deutschen Cheftrainer Michael Wimmer. Wie im Hinspiel wurde auch das Retourmatch in Banja Luca gewonnen. Nach 0:1-Rückstand drehten Andreas Gruber (53.) und Manuel Polster (65., Assist Gruber) die Partie schnell und ließen bei den Bosniern erst gar keine Hoffnungen aufkommen. Den Rückenwind vom europäischem (Nähr-) Boden nahmen die Veilchen mit in die Bundesliga und siegten nur drei Tage später dank Doppelpacker Andreas Gruber mit 2:0 in Lustenau. 

Die kleine Auswärts-Siegesserie hielt auch in Warschau an. Im Hinspiel in Runde 3 der Conference League-Quali avancierte diesmal Muharem Huskovic per Doppelpack zum 2:1-Matchwinner und verschaffte seinem Team vor 26.519 Zuschauern damit eine günstige Ausgangsposition für das Retourmatch. Dazwischen lag eine 0:2-Niederlage bei BL-Titelverteidiger FC Red Bull Salzburg, wobei die Partie lange offen blieb und Karim Konaté erst in der neunten Minute der Nachspielzeit für die Endscheidung sorgte. 

Gelangen Andreas Gruber in seiner ersten Saison bei Austria Wien (2022/23) acht Tore und fünf Assists (in 24 Spielen), steigerte sich der 28-jährige Außenspieler diesmal und scorte elf Mal (bei vier Assists), allerdings bei 31 Einsätzen.

Spektakel-Spiel beim Donnerstag-Krimi gegen Legia Warschau ohne violettes Happyend

Übertroffen wurde die Salzburger Schlussphase dann vier Tage später... was für eine Dramaturgie, was für ein Krimi im denkwürdigen Rückspiel gegen Legia Warschau. Der 2:1-Veilchen-Vorsprung aus dem Hinspiel war nach Doppelschlag kurz vor der Pause mit 0:2 dahin, nach einer Spielstunde gar 0:3. Die Wiener Violetten mit dem Rücken zur Wand, doch viel Comeback-Qualität und Moral. Der in diesen Wochen im Torrausch befindliche Andreas Gruber per Doppelpack zum 2:3 (jeweils Assistgeber Dominik Fitz). Dann die Polen postwendend in Minute 84 zum 2:4, ehe Reinhold Ranftl in der siebten (!) Minute der Nachspielzeit wieder verkürzte - 3:4. Verlängerung... denkste... denn Legia legte nach, in der zehnten (!) Minute der Overtime durch den erst sechs Minuten zuvor eingewechselten Albaner Ernest Muci. 3:5! Aus und vorbei!

Schockstarre am Verteilerkreis an jenem dunklen Donnerstag, dem 17. August! Eine Niederlage, ein Aus, das nachwirkte. Es folgten in der Liga sechs Sieglos-Spiele (3U daheim, 3N auswärts). Erst über sieben Wochen später der Befreiungsschlag, mit 4:0 in der Generali Arena gegen Aufsteiger FC Blau-Weiß Linz, der nicht nur für die Austria zum Saison-Lieblingsgegner werden sollte (am Ende 3S, 1U), sondern besonders für einen: Andreas Gruber, der mit seinem Triplepack und einem Assist beim Asllani-Tor zum 3:0 der Mann des Spiels war.

Christian Früchtl blieb im Herbst sechs Spiele en suite ohne Gegentor, plus dem ÖFB-Cup die Austria-Abwehr gar acht Mal.

Goldener Oktober für Veilchen mit beachtlicher "Zu Null-Serie"

Es sollte überhaupt ein "goldener Oktober" werden und Torhüter Früchtl & Co. steigerten sich in eine Serie. Der deutsche Keeper blieb sechs Liga-Spiele ohne Gegentor, die Austria gar acht (4:0-Sieg in der 2. Runde im ÖFB-Cup in St. Anna/Aigen und 1:0 daheim im Achtelfinale gegen Austria Klagenfurt, jeweils mit Kos im Tor). Solange hielt auch der Nimbus der Unbesiegbarkeit (6S, 2U). 

Gestoppt erst am 26. November, der zugleich letzten Niederlage in 2023, ausgerechnet beim WAC mit FAK-Ex-Trainer Manfred Schmid. In dieser Phase zwischen Mitte November und Dezember gab es eh für die Favoritner keine Dreier, standen drei Punkte aus vier Spielen (3U, 1N) zu Buche, wurde den strapaziösen Saison-Auftaktwochen wohl auch Tribut gezollt. Der Abgang von Tabakovic, fehlendes Spielglück taten ein übriges. Mit Rang 8, bei 21 Punkten (5S, 6U, 6N, 16:16 Tore), und damit drei Zählern Rückstand auf den Sechstplatzierten, Erzrivale SK Rapid, ging es in die Winterpause.

Aus der das Wimmer-Team, das nach Torjäger Tabaković im Sommerschlussverkauf im Winter mit Mittelfeldmotor Matthias Braunöder (Leihe an Como 1907) den nächsten Leistungsträger zu kompensieren hatte, vielversprechend herauskam. Auch wenn es zum Auftakt im ÖFB-Cup-Viertelfinale beim späteren Cup-Sieger SK Sturm Graz eine 0:2-Niederlage gab, fanden die Wiener Violetten in der Liga im Heimspiel-Doppel sogleich in die Erfolgsspur: 3:1 vs. TSV Hartberg, 2:1 vs. SCR Altach. Allerdings folgte dann eine extrem bittere 0:3-Derby-Niederlage im Prestige-Duell mit dem SK Rapid vor 26.000 Zuschauern in Hütteldorf. Nach 39 Spielminuten war das Spiel bereits mit 3:0 zugunsten von Grün-Weiß entschieden und für die Austria die erste Derby-Niederlage im Allianz Stadion (seit Eröffnung 2016) besiegelt.

Zwei Siege (vs. FC Blau-Weiß Linz auswärts und die WSG Tirol daheim) zum Ende des Grunddurchgangs reichten nicht mehr für die Meistergruppe, die in einem Herzschlag-Finale mit je einem Punkt Rückstand auf Austria Klagenfurt & TSV Hartberg (je 34) und die punktgleichen Rapidler (33), für die das direkte Duell sprach, denkbar knapp verpasst wurde. In die Finalrunde startete - wie bis auf die WSG Tirol auch die anderen Teams - der Tabellensiebte des Grunddurchgangs schleppend mit drei Remis, ehe zwei Siege folgten.

Beeindruckende Bilanz für Interims-Cheftrainer Christian Wegleitner mit vier Siegen aus vier Spielen!

Negativserie ließ Verantwortliche Reißleine ziehen - Wimmer weg

Doch dann folgte der Bruch, gerieten die Violetten in eine Negativspirale. Nur ein Punkt aus vier Spielen ließen die Felle davonschwimmen für einen Europacup-Platz. Die Veilchen-Verantwortlichen zogen die Reißleine, Co-Trainer Christian Wegleitner übernahm für Cheftrainer Michael Wimmer und riss das Ruder herum.

Erst noch der finale 2:1-Sieg bei Saison-"Austria-Aufbaugegner" FC Blau-Weiß Linz und dann im Play-off drei knappe Siege (2:1 auswärts im Halbfinale beim WAC; im Finale 2:1 daheim gegen den TSV Hartberg und 1:0 in der Oststeiermark) bescherten der Austria zwar ein Ende gut, doch nicht alles gut.

Wobei Wegleitner sich durchaus als großer Gewinner feiern lassen konnte. Ein wieder mal turbulentes (Polster-Problematik inkl.), teils tragisches (Huskovic-Unfall und -Raubüberfall), aufreibendes Austria-Spieljahr ging zu Ende.  Am 19. Juni folgt die Auslosung für die 2. Runde in der Conference League-Quali, die am Donnerstag, den 25. Juli, mit dem Hinspiel startet. "Every year the same procedure"...

Mit dem Ball per "du"! Top-Vorlagen- und Impulsgeber Dominik Fitz, der bei seinem späten 2:1-Siegtor im BL-Conference League-Play-off-Halbfinale in Wolfsberg auch noch Schlitzohrigkeit bewies. Elfmeterstärke sowieso generell vom Austria-Unterschiedsspieler. 

Dauerbrenner Gruber & Ranftl / Torjäger-Duo Gruber & Fitz

Saisonbilanz (ohne Playoff): 32 BL-Spiele, 12S, 10U, 10N; 35:34 Tore; Punkte-Schnitt = 1,44 ; Zuschauerschnitt Generali Arena: 12.284 (Vorjahr: 11.698)

Torschützen (10): Andreas Gruber (11), Dominik Fitz (8), Fisnik Asllani (4), Muharem Huskovic und Alexander Schmidt (je 3), Romeo Vucic (2), Hakim Guenouche, Johannes Handl, Frans Krätzig und Reinhold Ranftl (je 1).

Eingesetzte Spieler (28): Andreas Gruber und Reinhold Ranftl (je 31), Manfred Fischer und Christian Früchtl (je 29), Dominik Fitz und Muharem Huskovic (je 27), Johannes Handl (26), Lucas Galvão und Hakim Guenouche (je 24), Manuel Polster (21), Marvin Martins (20), Romeo Vucic (19), James Holland, Marvin Potzmann und Alexander Schmidt (je 18), Matteo Meisl (17), Fisnik Asllani, Matthias Braunöder und Aleksandar Jukic (je 16), Frans Krätzig und Tin Plavotić (je 14), Moritz Wels (9), Matan Baltaxa (7), Luca Pazourek (5), Silva Kani (4), Mirko Kos (3), Sanel Saljic (2) und Haris Tabaković (1).

In der nächsten Folge: Der Tabellensiebte RZ Pellets WAC 

Siehe auch:

Ligaportal-Saisonbilanz FC Blau-Weiß Linz: (Volle) Kraft aus der Ruhe!

Ligaportal-Saisonbilanz SCR Altach: Noch mal gut gegangen bei "Unabsteigbaren"

Ligaportal-Saisonbilanz WSG Tirol: Gemischte Gefühle im Heiligen Land

Ligaportal-Saisonbilanz SC Austria Lustenau: Hypothek aus Horror-Herbst zu groß

 
Fotocredit: GEPA-ADMIRAL, Josef Parak, Harry Dostal/www.sport-bilder.at