"Der GAK kann kommen so oft er will, ..."

Franz Grad kleinEin Jahr nach der Grad(ab)wanderung im Fußballdorf Pasching nimmt der Ex-Mäzen und Präsident Franz Grad auf liga3.at im mehrteiligen Interview Stellung zur Entwicklung in Pasching, zu den Strukturen des österreichischen Fußballs, der Regionalliga Mitte und zu einer Fusion zwischen dem LASK und VOEST Linz, die eigentlich jeder wollte. Zudem verrät uns der Fußballrevoluzzer, warum es in Kärnten fußballerisch nie klappen wird, der GAK so oft aufsteigen kann wie er will und trotzdem wieder abfällt. Und - Warum sein Rückzug nicht endgültig war und bei welchem Fußballverein einen Einstieg nicht ausschließen will...

 

liga3.at: Herr Grad, acht Monate nach Ihrem endgültigen Rückzug als Mäzen in Pasching stellt sich zunächst die Frage: Wie sehen Sie heute - mit dem nötigen Abstand - die Gesamtentwicklung des österreichischen Fußballs bzw. beschäftigt Sie das Thema überhaupt noch?

Franz Grad: "Der Fußball ist irrational. Er wird geprägt von den Eitelkeiten der Funktionäre. Es gibt wenig Verbände - ich hatte Einblick in drei verschiedene - die so amateurhaft agieren, wie die österreichischen. In jedem dieser Verbände fehlt es an der Basis, auf der man aufbauen kann."

FG3liga3.at: Einrichtungen, die diese Basis schaffen sollten, sind die Akademien. Diesen standen Sie jedoch stets sehr kritisch gegenüber. Wo steckt Ihrer Meinung nach hier der Hund begraben?

Franz Grad: "Die Fußballakademie Linz ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine Akademie nicht funktioniert. Alle Einrichtungen dieser Art, die keinen vernünftig geführten Trägerverein im Hintergrund haben, sind für die Würste. Die Rieder machen es besser, die Akademie wird ernst genommen und Spieler können sich in einer Amateurmannschaft in der Radio Oberösterreichliga entwickeln. Die Wiener Austria hat unter Frank Stronach Strukturen geschaffen, von denen sie noch heute profitieren. So muss eine Akademie aufgebaut sein. LASK-Präsident Reichel glaubt hingegen, dass er sich Kicker von der Akademie nehmen und sofort verscherbeln kann. Dieser Mann ist überhaupt der größte Witz."

liga3.at: Sie galten stets als Revolutionär im österreichischen Fußball. In welchen Bereich würden Sie sofort den Hebel ansetzen, wo sehen Sie dringenden Reformbedarf?

Franz Grad: "Der Beginn der Misere liegt in der Einführung der Zehnerliga in den 90er-Jahren. Der gesamte Rattenschwanz mit einer zweiten Liga, die keiner will, und einer Regionalliga, die nur im Osten funktioniert und ansonsten zur Todesliga mutiert, ist der Gipfel des Eisberges. In der Bundesliga hat man Kapfenberg, Mattersburg, Ried und Wiener Neustadt. Solche Vereine werden nie Emotionen erwecken, die Arbeit der Leute dort wird einfach nicht honoriert. Wenn der LASK Achter ist, wird gejubelt, wenn Ried oder Pasching Dritter ist, interessiert es keinen Hund. 

FG4liga3.at: Ist eine dritte Liga in Österreich vorstellbar oder kann die Regionalliga reformiert werden?

Franz Grad: "Für eine dritte Liga ist unser Land zu klein. Die Regionalliga an sich ist - so wie sie eingeführt wurde - von Haus aus ein Schmarrn. Auch in der zweiten Liga interessiert es keinen, ob Hartberg gegen Grödig gewinnt."

liga3.at: Mit einem Aufstieg des Traditionsklubs GAK könnte doch die zweite Bundesliga neben St. Pölten, LASK Linz, Blau-Weiß Linz und der Vienna einen Publikumsmagneten dazu gewinnen...

Franz Grad: "Der GAK kann kommen so oft er will, er wird genauso oft wieder in Konkurs gehen. Das ist eine sehr unglückliche Geschichte. Graz kann sich keine zwei Vereine in einer Stadt leisten und die Steiermark schon gar keine drei. Das klappt nicht mal in München."

liga3.at: ...und Austria Klagenfurt? Sehen Sie "Ihre" Lizenz verloren?

Franz Grad: "Austria Klagenfurt ist ein anderer Verein, nämlich St. Stefan. In Kärnten wird es NIE gehen. Wenn Haider nicht verunglückt wäre, gäbe es heute noch Profifußball in Kärnten. In Klagenfurt liegt das Problem darin, dass es im Vereinsgremium niemanden gab, der sich im Fußball auskannte. Bundesliga und Kärnten wäre eine Rarität, auch WAC St. Andrä ist ja nur aufgestiegen, weil sie uns die Punkte abgezogen haben. Wenn der Mann dort wirklich so viel Geld hat und er sich wirklich damit beschäftigt, dann macht er das anders. Sagen wir, sie würden in die Bundesliga aufstiegen. Und was dann? In Kärnten wird es nie gehen."

 

Dass Franz Grad nichts an seiner Scharfzüngigkeit und seinem kontroversiellen Denken verloren hat, beweist er auch im am morgigen Mittwoch folgenden zweiten Teil unserer mehrteiligen Interviewreihe, wo er unter anderem über seinen Ruf als "Totengräber des oberösterreichischen Fußballs", die Fusion zwischen LASK Linz und VOEST Linz (FC Linz), seine besondere Beziehung zu LASK-Präsident Peter Michael Reichel und zur Berufung von Marcel Koller als ÖFB-Teamchef Stellung nimmt. 

Foto 1: Marco Wolfsberger
Foto-Slide + Foto 2: LUI

von Lino Heiduck und Marco Wolfsberger