Bestnote für Aufsteiger FC Blau Weiß Linz im Premierenjahr

Gäbe es nach dem ersten Jahr ein Abschlusszeugnis für den FC Blau Weiß Linz in der "Heute für Morgen" Erste Liga, so würde dies für die Elf von Trainer Thomas Weissenböck mit dem Prädikat "Liga-Bereicherung" quittiert sein. Voller Stolz kann der Aufsteiger vermerken, dass der Sprung von der Regionalliga in die zweithöchste Klasse Österreichs bravourös gemeistert wurde, man sich auf Anhieb etabliert hat und mit dem Abstiegskampf in keinster Saisonphase direkt etwas zu tun hatte. Durch die Rückstufung des LASK wegen dem Zwangsabstieg nach Lizenz-Verweigerung rückten die Königsblauen sogar am Ende doch noch auf Rang 5. Highlight war natürlich der erhoffte Prestige-Sieg am 26. April im Stadt-Duell mit dem LASK, gegen den die Blau-Weißen in ihrer "Jungfern-Saison" gar ohne Niederlage geblieben sind. Herbert Pumann beleuchet das erfolgreichste Jahr in der noch jungen Vereinsgeschichte der Blau-Weißen von der Datenbank aus und schließt seine statistischen Auswertungen mit einem terminlichen und personellen Blick in die kommende Saison.  


Nach 36 Runden stehen für die Blau-Weißen 13 Siege, 10 Remis und 13 Niederlagen zu Buche. Das Torverhältnis fällt bei 49:52 Treffern zwar negativ aus, doch 49 Punkte können sich für einen Aufsteiger durchaus sehen lassen. Praktisch gab es also pro Tor einen Punkt. Den Grundstein zum angepeilten Klassenerhalt und letztendlich für eine erfolgreiche Saison legten Kapitän Timo Wawra und Co. bereits im Herbst, als nach 21 Spieltagen komfortable 31 Punkte (8 Siege, 7 Remis, 6 Niederlagen) eingefahren wurden. Allerdings verlängerte die Elf von Neo-Trainer Thomas Weissenböck, der letzten Sommer als Meistermacher vom Regionalligisten LASK Juniors kam, wohl offensichtlich ihren Winterschlaf und startete im neuen Jahr doch gleich mit einer Negativserie von drei Niederlagen en suite und blieb dabei gar ohne erzielten Treffer. Dann gelangen im vierten Anlauf in 2012 immerhin beim 1:1 daheim gegen Saison-Lieblingsgegner SV Grödig (Duell-Bilanz: drei Siege, ein Remis) das erste Tor und der erste Zähler, ehe im darauffolgenden Heimspiel dann endlich der erste Dreier im neuen Jahr folgte. Am Dienstag, dem 27. März, mit einem 1:0-Triumph, ausgerechnet gegen Wintermeister SCR Altach.

David Poljanec traf 19 Mal

blauwei4Entgegen der Herbst- verlief die Frühjahrsrunde für den Linzer Liga-Neuling bei einer Bilanz von 5 Siegen, 3 Remis und 7 Niederlagen also im Vergleich nicht so positiv, doch diesen "Luxus" konnten sich die Mannen um ihren Rückhalt & Routinier David Wimleitner leisten. Zumal die Weissenböck-Elf ja letztendlich immerhin den Liga-Torschützenkönig mit David Poljanec stellen sollte, der insgesamt 19 Treffer (darunter drei Strafstöße) in 27 Ligaspielen  erzielte. Der für die Blau-Weißen wohl historischte Treffer des 25-jährigen Slowenen, der vor der Saison vom Regionalligisten SV Gleinstätten nach Linz kam und zum deutschen Zweitliga-Überraschungsteam der letzten Spielzeit - SV Paderborn - wechseln wird, war das 2:1-Siegtor am 16. April im Prestige-Duell mit dem LASK. Damit hatten die Blau-Weißen nach zuvor drei mal X im vierten Anlauf endlich den "großen Stadtrivalen" besiegt, was ihrer erfolgreichen Saison sicher den "Stempel aufdrückte".

Und das nach einem frühen 0:1-Rückstand. Überhaupt gelang es dem Aufsteiger noch zwei weitere Male in der Saison einen 0:1-Rückstand noch in einen Sieg zu verwandeln. Ebenfalls auswärts. Und zwar am 21. Oktober in Grödig (3:1-Sieg) und am 3. April in Hartberg beim 4:2-Sieg, als sogar 0:1- und 1:2-Rückstände wett gemacht wurden und im Schlussspurt binnen 18 Minuten drei Tore gelangen.

Apropos Tore. Nur ein Mal - am 23. August bei First Vienna - gab es in 36 Runden eine Nullnummer für die Linzer. Und wenn die Blau-Weißen das 1:0-Führungstor erzielte,n gab es in 16 Fällen immerhin am Ende elf Siege. Nur vier Mal mussten sich Abwehrchef Torsten Knabel und Co. mit einem Remis begnügen. Die einzige Niederlage nach einer 1:0-Führung gab es früh in der Saison, am 22. Juli beim späteren Meister WAC/St. Andrä. 20 Mal lag man insgesamt vorn.

Wann wurde am Öftesten getroffen?

Die torgefährlichste Viertelstunde hatten Top-Torjäger David Poljanec und Co. in jener vor dem Halbzeitpfiff mit elf Toren. Im Detail: 0-15. Min. = 6 Tore; 16.-30. Min. = 7 Tore, 31.-45. Min. = 11 Tore; 46.-60.Min. = 6 Tore, 61.-75. Min. = 9 Tore, 76.-90. Min. = 9 Tore, Nachspielzeit = 1 Tor. Pro blauwei2Halbzeit sind die geschossenen Tore damit gleichermaßen verteilt (24 Treffer in der 1. Halbzeit, 25 Treffer in der 2. Hz.)

Noch präziser ist dies bei den Gegentoren, von denen der FC vor und nach der Pause jeweils 26 kassierte. Die meisten (= 12) übrigens in der Schlussviertelstunde, während man in der Nachspielzeit keins "eingeschenkt" bekam.

Den höchsten Saisonsieg feierte Blau-Weiß Linz am 4. November daheim mit 4:1 über First Vienna, die höchste Saisonniederlage wurde nur wenige Wochen zuvor und ebenfalls im Linzer Stadion kassiert. Am 14. Oktober mit 1:6 gegen den FC Lustenau. Die Vorarlberger, die nur dank des Zwangsabstiegs des LASK praktisch "am grünen Tisch" die Relegationsspiele gegen den Regionalliga Mitte-Meister GAK vermeiden konnten, sind im übrigen der einzige Klub, gegen den die Blau-Weißen in dieser Saison nicht gewinnen konnten. Ein Remis und drei Niederlagen ist die Bilanz. Auch gegen St. Pölten gab es drei Niederlagen, doch immerhin einen Dreier. Gegen drei Klubs blieb Blau-Weiß ohne Niederlage. Allen voran gegen den SV Scholz Grödig (3 S/1 U), dessen erfahrener Keeper Andreas Schranz im Mai mal meinte "die Linzer Blau-Weißen liegen uns absolut nicht und es ist wie eine Seuche gegen sie zu spielen". Außerdem positiv verlief die Bilanz noch gegen den TSV Hartberg (2S, 2U) und eben den LASK (1S,3U). Und gegen die vorderen Teams wie dem SCR Altach und Lustenau konnte der Aufsteiger auch je zwei Dreier auf seinem Konto gutschreiben.

Mageres Zuschauerinteresse bei BW-Spielen

blauwei3Differenziert ist allerdings die Zuschauer-Bilanz zu betrachten. Insgesamt kamen zu den 18 Heimspielen, von denen die Auftaktpartie gegen den TSV Hartberg am 12. Juli im Paschinger Waldstadion ausgetragen wurde, laut offiziellen Angaben 42.805 Zuschauer (im Herbst in elf Heimspielen = 32.678; Frühjahr in sieben Partien = 10.127). Das entspricht einem Schnitt von 2.378 Besuchern pro Heimspiel. Davon kamen allerdings in den beiden Heimspielen im Herbst gegen den Stadtrivalen LASK insgesamt 16.872 Zuschauer (davon zum Auftakt am 18. Juli gar die Liga-Rekordkulisse von 11.574!) Ohne das lukrative Derby müssen die Blau-Weißen nun nächste Saison auskommen. Wäre das in dieser Saion schon der Fall gewesen, wären statt 42.805 Besuchern nur 25.933 zu verzeichnen und läge der Zuschauerschnitt statt bei 2.378 demzufolge nurmehr bei 1.620. Also fast 800 im Schnitt weniger!

Neuverpflichtungen haben eingeschlagen

Geradezu rosig sah es beim Aufsteiger in der abgelaufenen Saison bei den Neuverpflichtungen aus, die bis auf wenige Ausnahmen alle voll eingeschlagen haben. Allen voran David Poljanec und Philipp Huspek. Insgesamt setze der neue Coach Thomas Weissenböck 26 Akteure in 36 Runden ein. Linksverteidiger Stefan Rabl absolvierte mit 33 Einsätzen die meisten Partien. Gefolgt von Philipp Huspek (32), Manuel Hartl und Torsten Knabel (je 31) sowie die beiden Ex-LASKler Thomas Höltschl und Wolfgang Bubenik (je 30). Mit 2600 Einsatzminuten stand Rechtsverteidiger & Routinier Wolfgang Bubenik übrigens von allen Blau-Weißen am längsten auf dem Platz.

Bei den 49 erzielten Treffern trugen sich 13 Akteure in die interne Torschützenliste ein. Fast 40 Prozent aller Blau-Weiß-"Buden"machte David Poljanec (19). Ebenfalls gut dabei sind seine Offensiv-Kollegen Manuel Hartl (10) und Dominic Hassler (7), der in der Herbstrunde - besonders in den Stadt-Duellen mit dem LASK - noch "Torschütze vom Dienst" war. Nach dem "Tor-Trio" hielten sich die Mitspieler eher zurück. Chronistenpflicht: Wawra, Sulimani, "Winterneuzugang" D. Guselbauer (je 2), Huspek, Knabel, Höltschl, Arapovic, Nikolov, Miksits, Tenesor (allesamt je 1). Auffallend: mit Torsten Knabel traf nur ein Abwehrspieler und eben nur ein Mal.

Manuel Hartl als "Bad Boy"

Beim Karten-Kontingent schoss Manuel Hartl, ansonsten und vor allem ja nach der Winterpause im Toreschießen bewährt, "den Vogel ab". 13 Mal erhielt der Offensivakteur (!) den "gelben Karton", gefolgt in dieser Tabelle von Kapitän Konstantin Wawra (11x) sowie Dominic Hassler und Wolfgang blauwei1Bubenik (je 7). Nur ein Mal erhielt ein Blau-Weißer in dieser Saison glatt rot. Und zwar Keeper David Wimleitner, der zudem auch noch ein weiteres Mal die "Ampelkarte" erhielt und somit gleich insgesamt zwei Mal vorzeitig "duschen gehen" konnte. Hinzu kommen noch vier weitere gelb-rote Karten für Philipp Huspek, Svetozar Nikolov, Stefan Rabl und Dominic Hassler.

Eine Bilanz, die sicher keinen hohen Stellenwert hat und keinesfalls diese respektable, erfolgreiche Saison der Blau-Weißen um deren "Macher", hier: Präsident Hermann Schellmann, Sportlicher Leiter Gerald Perzy und Trainer Thomas Weissenböck - trüben wird.

Doch die "zweite Saison" ist bekanntlich die schwerere und deswegen laufen die Planungen bei den Verantwortlichen vom Donaupark als nunmehr neue Nr. 2 in Oberösterreich (nach Bundesligist SV Josko Ried) auch für die Spielzeit 2012/2013 in der "Heute für Morgen-" Erste Liga, die am Freitag, dem 20. Juli startet, bereits auf Hochtouren.

Hochkarätige Testspielgegner für Blau Weiß

Für Montag, den 11. Juni wurde der Trainingsauftakt terminisiert. Dann folgt das Trainingslager im heimischen Windischgarsten, wo auch ein erstes Vorbereitungsspiel gegen den Bundesligisten SV Josko Ried geplant ist. Dann folgt ein Testspiel-Highlight gegen Apoel Nikosia (Montag, 25. Juni in Obertraun). Die Zyprioten waren die Überraschungs-Mannschaft in der vergangenen Champions-League-Saison und kamen sensationell bis ins Viertelfinale. Am Freitag, den 29. Juni ist dann Sparta Prag der Gegner (Sportpark St. Florian) und am Dienstag, den 10. Juli, kommt es für die Blau-Weißen zu einem weiteren Vorbereitungs-Knaller, wenn der deutsche Bundesliga-Aufsteiger und Renommierclub Eintracht Frankfurt im Donauparkstadion gastiert.

Bleibt Blau-Weiß zu wünschen, dass der FC auch im nächsten Jahr wieder für Furore in der zweithöchsten Liga Österreichs sorgen wird und die Stadt Linz würdig repräsentiert.

 

Fotos: LUI

von Herbert Pumann