Dramatik pur! Pasching wirft neun Lustenauer nach 120 Minuten aus dem Cup

Nach dem tollen Saisonstart und der erspielten Tabellenführung in der Regionalliga Mitte wollte der FC Pasching auch in der 2. Hauptrunde des ÖFB-Cup seinen Erfolglauf fortsetzen. Mit dem SC Austria Lustenau war aber der sich in Hochform befindliche Tabellenführer aus der Ersten Liga zu Gast. Von Beginn an entwickelte sich eine rassige Partie mit Torchancen auf beiden Seiten. Der Regionalligist war leicht spielbestimmend und wurde mit einer 1:0-Pausenführung durch ein Eigentor von Lustenaus Christoph Stückler (26.) belohnt. Die Lustenauer konnten sich aber trotz einer rote Karte gegen Patrick Salomon (65.) in der 80. Minute durch einen Kopfballreffer von Gerald Krajic in die Verlängerung retten. Dort überschlugen sich die Ereignisse, die letztendlich einem spektakulären 3:2-Heimsieg für Pasching gipfelten!

Munteres Hin und Her gipfelt in Paschinger Pausenführung

Die rund 500 Schaulustigen sahen einen temporeichen Beginn im Duell der beiden Spitzenreiter. Der für seine gefährliche Standards bekannte Lustenau-Verteidiger Christoph Stückler prüfte FCP-Goalie Michael Höfler, der den verletzten Hans-Peter Berger ersetzte, nach vier Minuten, doch der Youngster fischte den Ball aus dem rechten Eck. Im Gegenzug dann erstmals die Paschinger: Einen gut angetragenen Schuss aus 18 Metern vom letztwöchigen Triplepack-Schützen Ivan Kovacec konnte Austria-Goalie Alexander Kofler mit einer guten Reaktion parieren.

In der Folge begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe, ehe die Paschinger nach 20 Minuten den ersten "Sitzer" vorfanden. Einen aus dem Mittelfeld in die Schnittstelle der Vorarlberger Abwehr gespielten Ball konnte sich Ivan Kovacec auf der linken Seite gut erlaufen, gefährlich in die Mitte bringen, wo aber Daniel Sobkova zu spät kam und Thomas Krammer aus fünf Metern das Leder über den verwaisten Kasten setzte.

Nach 26 Minuten brandete dann erstmals Jubel im Lager der Oberösterreicher auf: Daniel Kerschbaumers scharfe Hereingabe von der rechten Seite verlängerte Christoph Stückler unglücklich auf die kurze Ecke des eigenen Tores, Keeper Kofler wurde auf dem falschen Fuß erwischte und der Ball rollte ins Tor zum 1:0 für den Außenseiter. Nach dem Führungstreffer nahm die Partie richtig Fahrt auf. Jürgen Kampel vergab nach einem Corner die Ausgleichschance nur knapp und im Gegenzug strich ein Kopfball von Casanova Diaz nur knapp über den Lustenauer Kasten.

Minuten später war es wieder der spanische Angreifer im Trikot des FCP, der einen Kopfball nur knapp über das gegnerische Gehäuse zirkelte (32.). Die Partie blieb hochklassig, Lustenaus Flügelspieler Marco Miesenböck hatte nach Vorlage von Thiago den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber an einer Blitzreaktion von FCP-Goalie Michael Höfler. (33.) So ging es mit einem torlosen Remis in die Kabinen.

Lustenau kämpft sich trotz Unterzahl in die Verlängerung

Nach dem Seitenwechsel sahen die Fans einen ausgeglichenen Beginn ohne die ganz großen Torchancen. Die Paschinger zeigten keine Ermüdungserscheinungen und hielten mit dem höherklassigen Gegner aus Vorarlberg voll mit und ließen in der ersten Viertelstunde des zweiten Abschnitts keine einzige gefährliche Aktion der Kolvidsson-Elf zu.

Nach 65 Minuten geschah dann eine undurchsichtige Situation: Schiedsrichter Weinberger unterbrach die Partie nach dem Lustenaus Patrick Salomon nach einem Zweikampf zu Boden gegangen war und entschied auf Schiedsrichterball. Der Mittelfeldmann der Gäste dürfte dann aber dem Referee einige unfreundliche Worte an den Kopf geschmissen haben und bekam plötzlich die rote Karte präsentiert. Der Erstligist steckte aber nicht auf und fand durch den eingewechselten Aguilar Diaz Ivan und Jan Zwischenbrugger einen vielversprechende Doppelchance vor, die aber nicht genutzt werden konnte.

Die Lustenauer erarbeiteten sich trotz der numerischen Unterlegenheit Feldvorteile, beim Regionalligisten aus Pasching schwanden allmählich doch ein wenig die Kräfte. Eine feine Flanke von der rechten Seite strich über alle Köpfe der Verteidiger und gelangte genau zum zur Halbzeit eingewechselten Routinier Gerald Krajic, der den Ball mit einem herrlichen Kopfball in die lange Ecke unhaltbar für Goalie Höfler zum 1:1 in die Maschen bugsierte. Danach wogte die Partie hin und her - Beide Team spielten voll auf Sieg und wollten die Verlängerung verhindern. Letztendlich ging es aber mit einem 1:1 nach 93 Minuten in die Verlängerung.

Bittere Pille für Pasching in der Verlängerung

Die 30-minütige Verlängerung war noch keine drei Minuten alt, als die Heimelf auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Der eingewechselte Spanier im Dress der Austria, Aguilar Diaz Ivan, kam im "Fünfer" zum Ball und versenkte das Leder mit einem Drehschuss eiskalt im gegnerischen Kasten. Mit der erstmaligen Führng im Rücken wirkten die Lustenauer stabiler als zuvor und ließen kaum noch brenzlige Aktionen der Vorstadt-Kicker zu. So hieß es 2:1 für die Mannen von Trainer Helgi Kolvidsson nach 105 Minuten.

Gelb-Rot gegen Lustenau - Pasching ballert sich nach Wahnsinns-Finish ins Achtelfinale!

Im letzten Teil des dramatischen Mehrakters überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst sah Lustenaus Felix Roth nach einem Handspiel die zweite Gelbe und wurde mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen. Die Lustenauer mussten die letzten zehn Minuten mit neun Mann überstehen und schafften das nicht! Das Powerplay der Hausherren wurde durch einen verwandelten Distanzknaller von Casanova Diaz, der sich unhaltbar für Goalie Kofler in die lange Ecke senkte mit dem 2;2-Ausgleich belohnt.

Nun stand selbst das ansonsten so ruhige Publikum im Waldstadion Kopf und explodierte nach 118 Minuten endgültig! Ein Freistoß von Youngster Markus Blutsch wurde unglücklich abgefälscht, Goalie Kofler kam nur mehr mit den Fingerspitzen heran und der Ball sprang über die Torlinie ins späte Paschinger Glück - 3:2!

Der Regionalligist wirft den Tabellenführer der Ersten Liga nach dramatischen 120 Minuten aus dem Cup und zieht ins Achtelfinale ein!

Stimmen zum Spiel:

Marco Perchtold (defensives Mittelfeld FC Pasching):
"Wir haben die erste Halbzeit wirklich tollen Fußball geboten, ehe dann nach dem Ausschluss gegen den Lustenauer und dem Ausgleichstreffer ein wenig der Faden gerissen ist. Die Mannschaft hat aber unglaubliche Moral bewiesen, sich toll ins Match zurückgefightet und die Partie noch gedreht. Pure Erleichterung und auch ein wenig Stolz - Anders kann ich die derzeitige Gefühlslage nicht beschreiben."

Die Besten (FCP): Thomas Krammer, Martin Grasegger, Davorin Kablar (alle von Redaktion)

Helgi Kolvidsson (Trainer SC Austria Lustenau):
"Wir haben die erste Halbzeit komplett verpennt, einfach zu kompliziert gespielt und uns dann durch blöde Ausschlüsse selber geschwächt. Die Darbietung meiner Mannschaft im zweiten Abschnitt und in der Verlängerung war aber sicherlich in Ordnung, auch wenn ich nach dem Cup-Out naturgemäß nicht zufrieden sein kann."

Die Besten (A. Lustenau): Thiago, Jürgen Kampel

von Marco Wolfsberger

• Zurück
• Weiter