Franz Grad: "Reichel bringt den Fußball noch um!"

Ein besonderes Verhältnis verbindet Franz Grad seit jeher mit dem LASK. Als Bub kletterte er über den Zaun, um die Schwarz-Weißen zu bestaunen, später war er der Wegbereiter der Linzer Fusion zwischen den beiden Erzrivalen LASK und VOEST und heute ist er überzeugt, dass der LASK und Präsident Peter Michael Reichel keiner rosigen Zukunft entgegensteuern. Ob eine solche dem ÖFB nach der Bestellungen von Marcel Koller und Werner Gregoritsch blüht, verrät er liga3.at im zweiten Teil unserer Interviewreihe mit dem Großspediteur aus dem Linzer Vorort. 


liga3.at: Als größte Sünde Ihrer Fußballzeit wird Ihnen die Rolle als Wegbereiter zur Fusion zwischen dem LASK und der VOEST im Jahr 1997 vorgeworfen. Wie blicken sie fünfzehn Jahre später auf diese Entscheidung zurück?

Franz Grad: "Der LASK ist eine Institution. Auch bin als Kind in den 50er-Jahren über den Zaun geklettert, um die Schwarz-Weißen kicken zu sehen. In den Jahren vor der Fusion war es um den Linzer Fußball schlecht bestellt. Während der LASK beinahe jährlich knapp vorm Konkurs stand, waren die Voestler sportlich eine 'Fahrstuhlmannschaft'. Dem wollte man mit der Fusion ein Ende bereiten."

FG6liga3.at: Nun, was war Ihr Beitrag dazu, dass es am 21. Mai 1997 zum Ende des FC Linz gekommen ist?

Franz Grad: "Die VOEST und nicht ich habe den FC Linz umgebracht. Nach dem endgültigen Ausstieg der Stahlwerke bei den Blau-Weißen gab es keine andere Lösung als die Fusion, ich galt lediglich als Vermittler beider Parteien, für welche die Fusion der letzte Ausweg war. Eine Stadt wie Linz hatte dazumals und auch heute nicht die wirtschaftliche Potenz, zwei Bundesligavereine zu tragen. In der zweiten Liga wird es heute LASK und Blau Weiß Linz immer geben, aber wehe einer entschwindet dem anderen..."

liga3.at: Wie blicken Sie heute auf den Nachfolgeverein der VOEST, dem FC Blau Weiß Linz, der im vergangenen Jahr die Rückkehr in den Profifußball geschafft hat?

Franz Grad: "Wenn sich heute Blau Weiß Linz als Nachfolgeverein der VOEST auftut, ist das ein Blödsinn. Es ist die 'Tschickbude', denn in Wahrheit sind alle Leute vom FC Linz damals nach Pasching gegangen, von der Putzfrau bis zum Zeugwart. Erst dadurch ist Pasching entstanden."

liga3.at: Wieso fiel "die Wahl" auf Pasching?

Franz Grad: "Ganz einfach. In Pasching haben es die alten Hasen akzeptiert, dass der Verein mit neuen Strukturen versehen wird. Der Startschuss für den SV Pasching war das Auflösen der U21-Meisterschaft in der Bundesliga. Aus dieser sehr guten U21 des FC Linz ist die Mannschaft von Pasching mit Coach Georg Zellhofer, der da bereits Co-Trainer beim FC Linz war, entstanden, die von nun an "mein" Projekt war. Ich wollte sehen, was Fußball ist und was der Unterschied zu einem Unternehmen ist, das man aufgebaut hat."

FG5liga3.at: Während Ihrer Zeit in Pasching ist eine besondere Beziehung zu LASK-Präsident Peter Michael Reichel enstanden, die bis heute ein gespanntes Verhältnis darstellt, warum?

Franz Grad: "Weil Reichel einfach ganz andere Vorstellung von Fußball hat. Er muss vom Verein leben, während ich mir etwas leiste, wenn ich eine Vision habe, das ist der Unterschied zwischen uns beiden. Reichel kann sich den Fußball einfach nicht leisten. Er bringt den Fußball in Oberösterreich noch um, zumindest im Raum Linz hat er es eh schon geschafft. Im Bereich Fußball will keiner mehr was mit ihm zu tun haben."

liga3.at: Gewisse österreichische Fußballgrößen wollten auch mit dem neuen Teamchef Österreichs von Anfang an nichts zu tun haben, wie stehen Sie der Bestellung von Marcel Koller gegenüber?

Franz Grad: "Dem ÖFB fehlt der Plan und die Kontinuität. Man soll Marcel Koller einmal arbeiten lassen. Ich finde es nicht schlecht, dass es ein Nicht-Österreicher wurde und vor allem die Schweizer Strukturen sind ausgezeichnet, jetzt liegt es am Teamchef, diese für den ÖFB zu adaptieren. Koller wird es sich erarbeiten, aber wir verlieren Zeit."

liga3.at: Aufsehen hat auch die Bestellung von Peitschenknaller Werner Gregoritsch als U21-Teamchef erregt. Was halten Sie davon?

Franz Grad: "Werner Gregoritsch hat bewiesen, dass er einen Verein führen kann. Er ist mit Mattersburg und Kapfenberg aufgestiegen und hat mit Kapfenberg überraschend die Klasse gehalten. Er ist der einzige von den aktuellen Nachwuchstrainern beim ÖFB, der bereits etwas erreicht hat. Oder können Sie mir einen weiteren nennen? Der Stadler usw. sind pragmatisierte Angestellte. Zu Heraf möchte ich sowieso nicht viel sagen, den als Pasching-Trainer zu berufen, war der größte Fehler. Nach zwei Partien sagte ich "Wiederschau'n, Herr Heraf" und dass der ÖFB ist, beweist nur wiedereinmal die Haberer-Partie."

Im dritten Teil unserer Interviewreihe mit Franz Grad erfahren Sie mehr über den wundersamen Aufstieg des FC Pasching, über das Verhältnis zu Helmut Nussbaumer, die Kooperation mit Red Bull Salzburg und ob Grads Herz blutet, wenn er ins Waldstadion blickt.

Hier gibt es Teil 1 der Interviewreihe mit Franz Grad:  http://bit.ly/xbaxek

Foto 1: Lino Heiduck
Foto 2 + Foto-Slide: LUI

von Marco Wolfsberger und Lino Heiduck