Sie sind beide in Salzburg geboren, sind Antreiber, Außenspieler und waren im Samstagsspiel der 8. Runde der ADMIRAL Bundesliga zwischen dem FC Blau-Weiß Linz und SK Puntigamer Sturm Graz auffällige Akteure: Thomas Goiginger von den Blau-Weißen und Jusuf Gazibegović von den "Schwoazn". Während "Goigi" bei den Gastgebern meist über die linke Angriffsseite kam, agierte "Gazi" bei den Steirern diesmal über die linke Abwehrseite. Was für den 24-jährigen, bosnischen Nationalspieler jedoch nicht ungewohnt ist. Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann sprach nach Ende der Partie in Linz mit beiden Aktivposten.

Gewohnt gallig, entschlossen und willensstark, motiviert und voller Tatendrang ist er eh immer: Thomas Goiginger, hier im Duell mit Emanuel Aiwu am Samstag gegen den SK Sturm Graz. Der 31-jährige Außenstürmer der Blau-Weißen reibt sich immer wieder auf.

„...in dieser Zeit bin als Mensch sehr viel reifer geworden"

LIGAPORTAL: Thomas, es entsteht der Eindruck mit der Rückkehr zum FC Blau-Weiß Linz ist das Lachen in deinem Fußballerleben wieder zurückgekehrt. Du hattest zuvor deine erste Auslandsstation, warst im Frühjahr beim VfL Osnabrück und erlebtest dort sowie zuvor zum Ende beim LASK eine schwere Zeit. Mit welchen Erfahrungen blickst du darauf zurück?

Thomas Goiginger: Ja, es waren schwere Zeiten und die letzten eineinhalb Jahre waren nicht einfach für mich. Aber ich habe auch sehr viel gelernt in dieser Zeit, bin als Mensch sehr viel reifer geworden. Deswegen bin ich auch über die Auslandsstation sehr, sehr glücklich gewesen. Ich habe dort sehr viele Sachen gelernt.

Jetzt bin ich wieder da in Linz und habe Spass am Fußball. Das war für mich in diesem Sommer auch das Wichtigste. Dass ich Spaß am Fußball habe und Wertschätzung bekomme. Die bekomme ich hier. Ich fühle mich sehr wohl im Team und als solches machen wir es auch sehr gut bis jetzt. Aber es heißt, immer weiter gehen. Deswegen bin ich bei Blau-Weiß sehr zufrieden, auch wenn das heute ein sehr unglückliches Spiel war. Aber das Leben geht weiter.

LIGAPORTAL: So ist es, und ihr habt euch ja bereits ein Punktepolster angelegt, das zwar kein Ruhekissen ist, doch von dem hier erstmal zehren könnt. Nächstes Wochen. Nächsten Samstag, den 5. Oktober, geht es an den Innsbrucker Tivoli zur WSG Tirol (17 Uhr, Ligaportal-LIVETICKER). Du bist in dieser Saison Stammkraft bei den Blau-Weißen, warst sieben Mal in der Startelf, hast zwei Assists und nun gegen Meister SK Sturm Graz auch im achten Anlauf dein erstes Saisontor erzielt, bei dem du zur richtigen Zeit am rechten Ort gestanden bist. Doch die Enttäuschung über die erste Heimniederlage wird wahrscheinlich eher überwiegen, oder?

Thomas Goiginger: Man darf nicht unverschämt werden. Wenn man zuhause gegen Sturm Graz spielt, dabei zwar verliert, aber eine anständige Leistung bringt, dann ist halt ab und zu das Momentum nicht auf deiner Seite. Wenn man in den letzten Minuten drei hundertprozentige Torchancen hat, bei denen der gegnerische Tormann zwei Mal überragend hält und ein Mal die Torlatte den Ausgleich verhindert, dann ist das einfach so im Fußball. Das heißt, dass wir weiter arbeiten, die Fehler minimieren und uns in Ballbesitz Woche für Woche stetig verbessern. 

Natürlich ist die Niederlage bitter, aber wir wissen auch, dass der SK Sturm eine gute Mannschaft hat. Wir haben es hinten ganz gut gemacht. Doch ich denke, dass wir in Ballbesitz nicht unsere beste Leistung gebracht haben. Wobei wir schon die Chance hatten, dass wir einen Punkt hier behalten, aber es wollte heute nicht sein.

Kam fast auf den Tag genau vor vier Jahren am 30. September 2000 vom FC Liefering zum SK Sturm Graz und ist bei den "Schwoazn" längst feste Größe: Der 24-jährige, offensivstarke Außenverteidiger Jusuf Gazibegović. Der 19-fache bosnische Nationalspieler absolvierte bisher 166 Pflichtpartien für das Ilzer-Team und stand in den bisher acht Bundesliga-Saisonspielen stets in der Startelf, spielte dabei sieben Mal von der ersten bis zur letzten Minute.

"Schlüssel zum Sieg bei Blau-Weiß Linz war das WAC-Spiel"

LIGAPORTAL: Gratuliere zum 2:1-Erfolg. Es war ein Pyrrhussieg, da der SK Sturm mit Jon Gorenc Stankovič seinen nächsten Leistungsträger verletzungsbedingt verliert. Weißt du da bereits Näheres (Anm.: Frage erfolgte unmittelbar nach dem Abpfiff- Näheres siehe HIER)? 

Jusuf Gazibegović: Es ist natürlich eine schwierige Situation, denn mit Gregy (Anm: Abwehrchef Gregory Wüthrich) haben wir schon einen wichtigen Spieler in der Champions League durch Verletzung verloren. Jetzt Jon. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist und auf gute Nachrichten wie damals beim Gregy. Trotzdem hat man gesehen, dass wir das gut auffangen können. Gegen einen sehr starken FC Blau-Weiß Linz. Die machen das echt gut seit Wochen und stehen nicht umsonst so weit vorn in der Tabelle, weil sie gute Arbeit leisten. 

Bei uns merkt man auch nach Ausfällen, dass wir nachlegen können und der Kader sehr gut ist. Dass wir eine sehr gute Breite im Kader haben. Wir können da sehr viel auffangen, weil wir einfach an uns glauben und in jedem Spiel 100 Prozent geben. 

LIGAPORTAL: Ihr hattet drei Spiele wettbewerbsübergreifend nicht gewonnen, heute der ersehnte Sieg. Was war für dich der Schlüssel dafür?

Jusuf Gazibegović: Der Schlüssel war das WAC-Spiel (Anm.: 0:3-Heimniederlage am vergangenen Sonntag). Wenn man sich da die erste Halbzeit anschaut, war das nicht gut und nicht ausreichend. Viel zu viele Fehler. Wir haben nicht gespielt, wie wir es eigentlich können. Da haben wir unser Pressing vermissen lassen, die Zweikämpfe nicht angenommen. Das war nicht unser Gesicht.

Doch das haben wir gut aufgearbeitet und uns gesagt, dass es so nicht geht. Die zweite Halbzeit gegen Wolfsberg war dann eh etwas besser. Im Nachtragsspiel gegen die Wiener Austria haben wir dann unsere vielleicht bisher beste Halbzeit der Saison gespielt. Weil wir uns da vorgenommen haben als Team zu agieren, zu kämpfen. Dann kommt der Rest von allein. Wir haben in Wien-Favoriten eine super Halbzeit gespielt, dann, vielleicht auch der Jugend geschuldet und nicht clever gemacht, zwei rote Karten kassiert. 

Gegen Blau-Weiß Linz haben wir dann so weiter gemacht wie zuvor gegen die Austria. Einen Gegner, der super drauf ist in der Liga. Ich glaube, dass wir jetzt langsam in die Spur finden und jetzt mit Brügge (Anm.: Champions League, Mittwoch, 21 Uhr, in Klagenfurt, Ligaportal-LIVETICKER) einen Gegner haben, wo wir uns international messen können.

"Wir werden noch kommen"

LIGAPORTAL: Es gibt ja bei Sturm Graz durchaus auch Parallelen zur Deutschen Bundesliga mit dem dortigen Doublegewinner Bayer 04 Leverkusen, der die Phalanx von Serienmeister FC Bayern München durchbrochen hat wie ihr in Österreich von Abonnement-Champion FC Red Bull Salzburg. Sowohl bei Bayer als auch beim SK Sturm meinen Kritiker bzw. Experten, dass die letzten Prozente gegenüber der vergangenen Meister-Saison noch fehlen, nachdem man so ein grandioses Jahr hinter sich hat. Was fehlt deiner Meinung nach noch bei euch?

Jusuf Gazibegović: Wir lassen uns da nicht angreifen, weil wir haben in Österreich was geschafft, was keine andere Mannschaft in den letzten zehn Jahren geschafft hat. Wir wissen, was wir da getan und geleistet haben. Wir wissen, dass uns dafür ziemlicher Respekt gebührt. Natürlich sind wir jetzt etwas die Gejagden. 

Aus unserer eigenen Sicht nicht. Für uns ist das immer noch Salzburg, weil sie das größere Budget haben. Aber wir wissen, was wir können und auch, dass die Gegner in der Liga gut sind.

Das wird oft mal klein geredet. Wir wissen, dass Rapid sich unglaublich verstärkt hat. Sie spielen bisher auch eine super Saison. Und wie man auch bei Blau-Weiß Linz als bestes Beispiel sieht. Da hat keiner damit gerechnet, dass die zu diesem Zeitpunkt so gut dastehen. Jeder, der sich mit Fußball auskennt, weiß, dass wir noch kommen werden.

"Wenn man mich im Tor aufstellt, werde ich auch mein Bestes geben"

LIGAPORTAL: Du bist einer der Dauerbrenner, Leistungsträger und Publikumslieblinge beim SK Sturm Graz, warst auch schon wiederholt im Team der Runde von Ligaportal, hast heute gegen den FC Blau-Weiß Linz zum zweiten Mal in dieser Bundesliga-Saison auf der linken Abwehrseite gespielt. Du bist beidfüßig, doch meist als Rechtsverteidiger im Einsatz. Wie groß war die Umstellung für dich?

 

Jusuf Gazibegović: Gar nicht! Ich bin ausgebildet worden als linker Außenspieler. Ich habe damals bei Salzburg in der Akademie und allgemein in der Jugend mindestens zu 50 Prozent links gespielt. Beim FC Liefering dann auch sehr viel links, fast immer. Ich fühle mich auf beiden Seiten wohl, weil ich, glaube ich, mit beiden Füssen sehr gut bin. Auch den Ball mit links rein flanken kann oder mal nach innen ziehe und meinen Schuss ausnütze.

Mir ist ganz egal, wo ich spiele. Wenn man mich im Tor aufstellt, werde ich auch mein Bestes geben. Weil ich diese Einstellung habe. Wenn der Trainer mich braucht, dann bin ich da. 

Siehe auch:

FC Blau-Weiß Linz-Coach Scheiblehner: „Ein Kapitän hat viele Aufgaben, aber keinen Freibrief"

SK Sturm Graz entführt drei Punkte beim FC Blau-Weiß Linz

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Fotocredit: GEPA-ADMIRAL