Neun Feldkirchner schaffen Sensation in der Wörthersee-Arena - Austria-Coach vor Entlassung?

altaltBei sehr hohen Temperaturen ging am Dienstagabend das einzige Kärntner-Derby des vierten Spieltages in der Regionalliga Mitte über die Bühne: Der SK Austria Klagenfurt empfing den SV M&R Feldkirchen. Beide Teams sind mäßig in die Saison gestartet: Während die Austria noch ungeschlagen ist, hat der Aufsteiger aus Feldkirchen auch bereits vier Punkte gesammelt. Die Austria, die im Titelrennen ja mitmischen will, musste also gewinnen, um nicht schon sehr bald in der Saison den Anschluss an die Spitze zu verlieren. In Halbzeit eins bahnte sich jedoch eine große Überraschung an, gingen doch die Gäste mit 1:0 in Führung. In Halbzeit retteten die Tiebelstädter mit nur mehr neun Mann, viel Herz und auch etwas Glück ein 1:1 über die Distanz. Die junge Micheu-Elf zeigte dabei eine leidenschaftliche Darbietung, die Austria enttäuscht hingegen ein weiteres Mal. Das Ende von Coach Dietmar Thuller als Austria-Coach?


Sturm-Flut statt Defensiv-Taktik in der Anfangsphase

Das Rezept der Gäste aus Feldkirchen war klar: Mit defensivem Spiel und giftigem Konterspiel wollte man in der Wörthersee-Arena zum Erfolg kommen. Martin Hinteregger sollte es als alleinige Sturmspitze richten. Und der Plan sollte aufgehen: Als Kevin Vaschauner einen Freistoß von links tritt, verschätzt sich Austria-Keeper Florian Heindl enorm und lässt den zentral auf ihn zukommenden Ball zum 0:1 der Gäste ins Tor kullern (11.). Die Violetten aus der Landeshauptstadt sind von diesem Treffer so sehr geschockt, dass in der Folge nur die Elf von Robert Micheu am Drücker ist: In der 16. Minute ist es wieder Kevin Vaschauner, der nur knapp die 0:2-Führung vergibt. Mit diesem aggressiven Pressing der Gäste kommen die Violetten gar nicht zurecht, sie versuchen zwar, sich zu finden, recht gelingen möchte dies aber nicht. Einzig über Standardsituationen von Matthias Dollinger ist (Halb-)Gefahr zu verspüren, doch von einem Tor ist die Thuller-Elf zu diesem Zeitpunkt weit entfernt.

In der Folge entwickelt sich im ersten Spielabschnitt eine sehr ausgeglichene Partie ohne große Gelegenheiten auf beiden Seiten: Die Gäste aus Feldkirchen müssen, die Heimischen können nichts zusetzen. Im Gegenteil: Die einzige Torchance, die in Halbzeit eins noch zu verbuchen ist, ist ein vergebener Kopfball von Martin Hinteregger (43.). 

 

Zwei Ausschlüsse! Neun Feldkirchner beweisen Herz und Moral gegen Starensemble

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit präsentiert sich die Austria erschreckend passiv und ungefährlich. Der von Coach Robert Micheu sehr bissig und gut eingestellte Aufsteiger macht die Räume eng und lässt fast keine Torgelegenheiten der Violetten zu. Auch nach einer Stunde scheint die Führung der Tiebelstädter nicht in ernsthafter Gefahr, ehe sich dann die folgenden Minuten als Wendepunkt in der Partie darstellen. Zunächst sieht Feldkirchen-Kapitön Mathias Regal in der 63. Minute nach einem Foulspiel die Ampelkarte, ehe Marc Sand nach knapp 70 Minuten einen sehsnwerten Spielzug zum 1:1-Ausgleich abschließen kann.

Die Nerven bei der so couragiert auftretenden, jungen Feldkirchner Mannschaft scheinen nun blank zu liegen. Nach einer Tätlichkeit wird Offensivmann Kevin Vaschauner nach 73 Minuten wegen Nachschlagens von Referee Andreas Witschnigg mit der roten Karte des Feldes verwiesen. Die Austria startet nun einen echten Sturmlauf. Zunächst scheitert Ex-Vienna-Spieler Christoph Mattes zwei Mal Aluminium, dann hat Mittelfeldmann Boris Hüttenbrenner Pech, als sein Kopfball von Feldkirchens Michael Wernig gerade noch von der Linie gekratzt werden kann. Die neun verbliebenen Mannen von Coach Robert Micheu werfen alles in die Waageschale um in diesem Derby, trotz doppelter numerischer Unterlegenheit, den Punkt über die Distanz zu retten. Als Marc Sand in der Schlussminute am glänzend disponierten SVF-Keeper Hans-Joachim Thamer mit einer weiteren Großchance scheitert, ist der Punkt für die jungen Tiebelstädter perfekt.

Svetits-Ultimatum nicht erreicht - Coach Thuller vor Entlassung?

Die Austria hingegen konnte ihren kurzen Aufwärtstrend mit dem 2:0-Sieg in Wallern nicht bestätigen. Präsident Peter Svetits hatte Coach Dietmar Thuller nach dem enttäuschenden 0:0 im Heimspiel gegen die Sturm Amateure ein Ultimatum gestellt. Sechs Punkte mussten in den Partien gegen Wallern und Feldkirchen her. Dies ist nicht gelungen. Muss Trainer Thuller nun seinen Sessel räumen?

Hier ein erstes Statement von Austria-Coach Dietmar Thuller:
"Ich werde sicher nicht an meinem Sessel kleben, wobei ich betonen möchte, dass noch nichts fix ist. In erster Linie geht es nicht um mich, sondern ganz klar um dem Verein. Dem möchte ich so gut wie möglich weiterhelfen. Letztes Jahr habe ich den Klub gerettet und kann mir nichts vorwerfen. Ich denke, dass ich bislang sehr gute Arbeit geleistet habe."

 

Stimmen zum Spiel:

Dietmar Thuller (Trainer Austria Klagenfurt):
"Wir haben in der Schlussphase drei Mal die Stange getroffen und weitere fünf Großchancen vergeben und sind lange Zeit dem unglücklichen Gegentor aus der Anfangsphase nachgelaufen. Die Feldkirchner haben hinten eine Menschenmauer aufgebaut und versucht das Spiel zu zerstören. Für sie war es natürlich das Spiel des Jahres. Mit diesem Punkt können wir nicht zufrieden sein, das Spiel war vor allem im Finish wie auf einer schiefen Ebene. Die Mannschaft muss noch zusammenwachsen."

Der Beste: Marc Sand

Robert Micheu (Trainer SV Feldkirchen):
"Wir haben uns diesen Punkt hart erarbeitet und verdient! Wir waren viel leidenschaftlicher als die Klagenfurter und haben bis zu den Ausschlüssen eigentlich auf Augenhöhe mit der Austria gespielt. In numerischer Unterlegenheit ist es dann natürlich schwierig geworden, wobei wir uns bei unserem Keeper Hans-Joachim Thamer bedanken müssen, der sensationell gehalten hat. Die Schiedsrichterleistung war aber insgesamt in Ordnung, die zwei Gelben gegen Mathias Regal waren berechtigt und das Nachschlagen von Kevin Vaschauner war überflüssig, da gibt es keine Diskussion, wobei man auch den Ellbogencheck von Matthias Dollinger in Halbzeit eins hätte ahnden müssen. Insgesamt bin ich aber mit diesem Punkt wirklich zufrieden."

Die Besten: herausragend: Hans-Joachim Thamer (TM), Pauschallob

 

von Marco Wolfsberger & Lino Heiduck