Herbstanalyse Teil 10: SG Austria Klagenfurt

Obwohl sich die SG Austria Klagenfurt die gesamte Hinrunde über beständig im Spitzenfeld zeigte, kehrte nie wirklich Ruhe am Wörthersee ein. Die wirtschaftlichen Turbulenen brachten die leidgeprüften Spieler und Fans an ihre Grenzen, umso stolzer ist Coach Dietmar Thuller auf die Leistungen seiner Elf am grünen Rasen. Wie der Trainer den Herbst der Violetten bewertet, warum 27 Flanken in einem Spiel beinahe zu wenig waren, welches Hauptproblem kaschiert werden muss und wieviele graue Haare er seinem ersten Halbjahr als Austria-Coach dazugewonnen hat, erfahren Sie im zehnten Teil unserer liga3.at-Herbstanalyse.

 

liga3.at: Wenn Sie die Hinrunde auf einer Notenskala von 1, wie "sensationell", bis 5, wie "unter jeder Kritik", bewerten müssten, würde Ihr Urteil wie ausfallen und warum?

Dietmar Thuller: "Gesamt gesehen mit Note 2. Berücksichtigt man jedoch die Umstände unter denen die Spieler Woche für Woche ihre Leistungen erbringen musste, wäre es für mich sogar ein römischer Einser. Neben den wirtschaftlichen Turbulenzen sind uns mit Alex Schenk und Matthias Dollinger unsere zwei Schlüsselspieler für 7 bzw. 9 Partien ausgefallen. Ärgerlich ist jedoch, dass wir gegen Thullerden VSV, St. Florian oder Allerheiligen in Hälfte eins klar überlegen waren, aber dort in diesen Matches die Punkte hergeschenkt haben. Aus diesem Grund kommt auch der Zweier für die Hinrunde zustande."

liga3.at: In welchem Bereich haben Sie die größten Fortschritte seit Ihrem Amtsantritt im Sommer erkennen können?

Dietmar Thuller: "Vor allem die letzten Partien haben mich sehr überzeugt. Wir haben den Gegner stets klar beherrscht, klare spielerische Vorteile gehabt. Nehmen wir das Spiel gegen die LASK Juniors: Wir haben gezählte 27 Flanken in den Strafraum der Linzer geschlagen, aber bis zum Schluss zittern müssen, schlussendlich knapp mit 2:1 gewonnen. Und hier manifestiert sich auch schon unser Hauptproblem - die mangelnde Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, das Fehlen eines Goalgetters. Insgesamt gelangen im läuferischen und taktischen Bereich große Schritte nach vorne, konnten wir mittlerweile von 70 % unseres gesamten Leistungsvermögens zu Saisonbeginn auf circa 80-85 % kommen und werden im Frühjahr die restlichen 15-20 % erreichen."

liga3.at: Kritiker behaupten mit diesem Kader müsste man weiter vorne stehen. Wie beurteilen Sie diese Aussagen?

Dietmar Thuller: "Neben den bereits oben angeführten Umständen (Anm. d. Red.: wirtschaftliche Turbulenzen und verletzte Schlüsselspieler) darf man nicht vergessen, dass wir im Sommer mit Isopp, Prawda,  König, Kulnik, Pink und Schoppitsch etliche Stammspieler abgegeben haben, diese lediglich mit Marco Reich kompensiert werden sollten. Marco sollte alleine sechs super Spieler ersetzen - das geht nicht! Zusätzlich verletzte er sich in der Vorbereitung und schleppte seine Muskelverletzung den gesamten Herbst über mit."

Almedin Hotaliga3.at: Doch auch ein Almedin Hota, Thomas Pirker oder Siegfried Rasswalder müssten den sommerlichen Aderlass einigermaßen adäquat kompensieren können, oder nicht?

Dietmar Thuller: "Nehmen wir den Siegi Rasswalder. Ich muss dem "jungen B'uam" wirklich ein super Zeugnis ausstellen, er befindet sich auf einem guten Weg und wird der Austria noch viel Freude bereiten, doch er kann weder die vakante Position des Top-Goalgetters noch die des Spielmachers einnehmen. Natürlich hat auch ein Almedin Hota viel Qualität, hatte jedoch vor dem Wechsel zu uns kaum Spielpraxis, musste sich diese erst wieder holen. Mittlerweile hat er sich zu einem meiner Musterschüler entwickelt und eine starke Herbstsaison absolviert."

liga3.at: Wieviele graue Haare hat Ihnen das halbe Jahr bei der Austria gekostet?

Dietmar Thuller: "Es ist mein ganzer Urlaub draufgegangen, gab es seit diesem Sommer eigentlich nur Fußball für mich. Es war ja nicht nur die eigentlich Arbeit als Trainer, die ich zu erledigen hatte, sondern musste ich auch in anderen Bereichen kämpfen, um das Optimum für die Austria herauszuholen. Ich habe viel gesehen und erlebt in den letzten Monaten!"

liga3.at: Was ist in Bezug auf Transfers geplant?

Dietmar Thuller: "Wir besitzen einen sehr guten Kader, daher macht es nur Sinn, wenn wirkliche Qualität dazukommt. Oberste Priorität genießt ein Mann der Torgefahr austrahlt und Tore erzielen kann, um unserer Schwäche vor dem gegnerischen Tor entgegenzuwirken. Ohne den Präsidenten vorgreifen zu wollen, doch ich denke auf der Torhüterposition besteht kein Handlungsbedarf, könnte Alex Schenk mit Frühjahrsstart wieder in den Kader zurückkehren, hat der junge Florian Heindl zudem in den bisherigen Partien einen sehr guten Eindruck hinterlassen."

liga3.at: Wie sieht der weitere Fahrplan der Austria bis zum Frühjahrsstart aus?

Dietmar Thuller: "Am 10. Jänner beginnen wir wieder mit dem Training, da sollte auch der Kader für die Rückrunde schon stehen. Weiters werden wir entweder, sollte es finanzierbar sein, ein Trainingslager absolvieren. ansonsten in Klagenfurt trainieren und die Platzverhältnisse umgehen, in dem wir zwei, drei Intensivtage in Kroatien oder Italien bestreiten werden."

 

Bilanz:

Platzierung: 5. Platz
Punkte: 24
Torverhältnis: 23:16
bester Torschütze: Christian Sablatnig ( 5 Tore )
Heimtabelle: 10. Platz ( 4 - 1 - 2 )
Auswärtstabelle: 2. Platz ( 3 - 2 - 3 )
höchste Niederlage: 1:4 ( 10. Rune KSV Amateure (a) )
höchster Sieg: 4:1 ( 8. Runde FC Wels (a); 15. Runde DSV Leoben (h) ); 3:0 ( 5. Runde Vöcklamarkt (h) )
längste Serie ohne Niederlage: Runde 1 - 3
Fairplay-Wertung: 12. Platz ( 46 Punkte )
Kartenspieler: Peter Pucker ( 7 Gelbe ), Siegfried Rasswalder ( 6 Gelbe ), Matthias Dollinger ( 1 Gelb-Rot, 2 Gelb)
Zuschauerschnitt: 833

Fotos: www.picture-style.com

von Marco Wolfsberger