Trainerwechsel in Altmünster

Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Betreuer im oberösterreichischen Frauenfußball rekrutiert sich aus Männern. Zu Daniela Glück (Geretsberg) gesellt sich mit Chrisabel Prischl in der neuen Saison Verstärkung. Chrisabel "Bella" Prischl lenkt in der kommenden Meisterschaft die Geschicke der Frauen-Elf des FC Altmünster. Helmut Pichler sprach mit der 27-jährigen gebürtigen Pinsdorferin über ihr Engagement am Traunsee, Karriere und Ziele.

„Bella“, sie treten die Nachfolge des Langzeit-Trainers Dr. Matthias Renner und des Betreuers Klaus Bilek an, wie kam es zu Ihrem Engagement?
"Private Besuche meiner Familie in Pinsdorf führen mich immer wieder ins Salzkammergut. Nach Spielen des SV Taufkirchen und einer gemeinsamen Meisterfeier riss auch der persönliche Kontakt zu Spielerinnen und Betreuern nicht mehr ab. Über Anraten von Jutta Renner, der ehemaligen Torjägerin des FC Altmünster,  bot mir ihr Trainer-Gatte Matthias Renner schließlich diese neue sportliche Herausforderung an. Ich freue mich schon sehr auf die neue Aufgabe."

Ihre bisherige sportliche Laufbahn?
"Bis 2007 habe ich für das ELK-Haus-Team Radrennen bestritten, weil mich diese Ausdauersportart fasziniert hat. 22 Meisterschaftsspiele habe ich für die Frauenelf des SV Taufkirchen/Pram in der OÖ Frauenliga absolviert  und auch einen Trainerkurs besucht. Nach Meinungsverschiedenheiten habe ich das Team des Meisters im Herbst 2010 verlassen."

Ihre berufliche Laufbahn?
"Ich wurde bei Direktor Schiller in Pinsdorf zur Versicherungskauffrau ausgebildet, habe anschließend die Matura nachgeholt und bin derzeit bei einem großen Salzburger Unternehmen als Assistentin der Geschäftsführung tätig."

Mit dem Internetportal www.sportbella.at kämpfen sie für mehr Wertschätzung des Frauensports, werden dort auch zukünftige Erfolge der FCA-Ladies erwähnt werden?
"Berichte über die FCA-Frauen waren sogar die ersten, die ich dort gemeinsam mit meiner Freundin Dagmar Leiner verfasst habe."

Bleibt bei ihrem großen  Pensum überhaupt noch Zeit für Hobbies?
"Die Betreuung der Homepage beansprucht  die meiste Zeit, die übrige Zeit wird wieder verwendet für Frauenfußball."

Worin liegen ihrer persönlichen Einschätzung nach ihre größten Stärken?
"Ich denke, in großer Ausdauer und einigem Durchsetzungsvermögen, wobei mir Teamkolleginnen zusätzlich  noch eine lange Geduldsskala und großes Motivationsgeschick attestieren."

Bisher wurde das  Frauenteam des FC Altmünster von Klaus Fraueneder, Dr. Matthias Renner, Rene Amos, Klaus Bilek - also ausschließlich von Männern gecoacht, welchen Bonus genießt die erste Frau als Trainerin, in welchen Bereichen ist sie im Vorteil?

"Meine persönliche Meinung, lapidar und doch wieder zutreffend, im selben Geschlecht, denn typisch weibliche Probleme lassen sich von Frau zu Frau einfacher  lösen. Ich war und bin selbst Sportlerin und weiß aus eigener Erfahrung, dass ein Mann gewisse weibliche Probleme nicht so nachvollziehen kann. Unter einigen Trainern habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich das Pendel zwischen dem Typ „knallhart“ und dem zu „rücksichtsvollen Betreuer“ - „sind ja Frauen“ - bewegt. Ich selbst habe mir deswegen immer eine Frau als Trainerin gewünscht, weil ich meine, dass sie eher den Mittelweg findet."

Sie gehen als Cheftrainerin an den Start, gehen sie an Ihre Aufgabe eher als Solistin oder Teamplayerin heran?
"Ich setze absolut aufs Team und denke, dass wir da eine gute Mischung finden. Die FCA-Kaderspielerin Michaela Leitner wird mir zur Seite stehen,  außerdem werde ich mir bei meiner ehemaligen Teamkollegin Dagmar Leiner, die zum FC Wels wechselt, auch so manchen fachkundigen Rat holen. Immerhin schoss  die Torjägerin über 130 Tore in 94 Spielen in der OÖ Frauenliga  für den SV Taufkirchen/Pram. Unterstützt werden wir auch vom früheren Trainerduo Klaus Bilek und Matthias Renner."

Haben sie den FC Altmünster in der letzten Saison selbst beobachtet, wenn ja, ihre erste Einschätzung?
"Im heurigen Frühjahr habe ich einige Spiele beobachtet. Da spielt ein Super-Team mit ausgeprägtem Gemeinschaftssinn, das sich trotz unglücklicher Niederlagen nie aufgegeben hat."

Warum stieg das Team in die Frauenklasse Ost ab?
"Der Aderlass mit acht, neun Spielerinnen vor und während der Saison war nicht zu verkraften. Dazu gesellte sich eine gewisse Abschlussschwäche."

Wie wird das Team verstärkt werden?
"Talenten aus der näheren Umgebung soll so wie bisher eine Chance geboten werden."

Werden wir sie auch als Spielertrainerin am Werk sehen?
"Vorderhand  nicht, da ich mich voll und ganz auf die Tätigkeit als Trainerin konzentrieren möchte."

Mit welchen  Erwartungen und Zielen starten sie in die Herbstsaison?
"Das Team soll sich festigen und sich in Ruhe in der neuen Klasse positionieren. Wir wollen alle gemeinsam herausfinden, wohin sich die Mannschaft entwickelt."

Verfolgen sie die aktuelle Frauenfußball-WM in Deutschland, ihre Eindrücke, wer holt den Titel?
"Über TV bin ich dabei und finde es sehr gut, dass sich die vermeintlich kleineren Teams so steigern und die „Großen“ fordern. Das könnte auch für unsere Mädels ein  Ansporn für die kommende Saison sein."

Und wer wird Weltmeisterin?
„Ich denke, dass es Deutschland trotz aller Hürden schafft“.

Dann danke ich ihnen für das erste Interview und wünsche ganz viel Glück beim Neustart!

Der Sportliche Leiter des FC Altmünster, Matthias Renner, zum Neuzugang:
„Ich hatte schon immer die Wunschvorstellung , dass einmal eine Frau unser Team trainieren soll. Mit „Bella“ haben wir eine Trainerin gefunden, die fachlich und als Persönlichkeit  alle Voraussetzungen erfüllt, neuen Schwung und Ideen in das Team zu bringen. Ich freue mich auf eine längere, erfolgreiche,  Zusammenarbeit.“


Text und Foto: Dr. Helmut Pichler

Sichere dir bis zu 100€ als Freiwette und wette auf deine Lieblingssportarten.