Zu Gast in der Sky Sport Austria-Sendung „Talk & Tore“ waren Offensivakteur Marco Grüll vom SK Rapid Wien und Geschäftsführer Sport Andreas Schicker vom SK Sturm Graz. Zu Wort kamen auch Thomas Reifeltshammer, ehem. sportlicher Leiter der SV Guntamatic Ried und Schiedsrichter Stefan Ebner, der das Kultduell zwischen dem SK Rapid und SK Sturm geleitet hatte (1:1). Nachfolgend spannende Statements.

Marco Grüll & Co. bejubelten zwar wieder mal ein Führungstor, doch am Ende reichte es wieder nicht zum Sieg.

„Im Endeffekt schießen wir die Tore nicht oder sind nicht clever genug, Ergebnisse über die Runden zu bringen"

Marco Grüll (SK Rapid Wien) über...

…das Spiel gegen Sturm Graz: „Aufgrund der Chancenanzahl hätten wir das Spiel gewinnen müssen. Für uns sind es eher zwei verlorene Punkte als ein gewonnener Punkt.“

…die bisherige Saisonleistung von Rapid: „Ich glaube, dass die spielerische Leistung im Vergleich zum letzten Jahr nach oben gegangen ist. Die Punkteausbeute ist natürlich viel zu wenig. Wir haben sehr viele Punkte hergeschenkt und auf Dauer ist es einfach zu wenig. Im Endeffekt schießen wir die Tore nicht oder sind nicht clever genug, Ergebnisse über die Runden zu bringen. Wir müssen aus den Fehlern lernen und es in Zukunft besser machen. Wir sind am richtigen Weg. Wenn man bei Rapid spielt, wird man immer Druck haben. Wenn es um nichts geht, ist es für einen Fußballer kein gutes Gefühl. Wir haben den Druck, in der Liga zu performen.“

seine bisherige Karriere: „Ich glaube, dass es stetig bergauf gegangen ist. Die ersten drei Jahre, seitdem ich Profi bin, ist es immer nur bergauf gegangen. Die zweite Saison bei Rapid war dann nicht mehr so berauschend. Heuer ist es wieder besser. Im Fußball kann es nicht immer nur bergauf gehen. Ich versuche aber, in jedem Training besser zu werden. Es gibt immer wieder einmal lustige Sachen, wo man darüber redet, dass du vor fünf Jahren noch gegen jemanden, der in der letzten Klasse gespielt hat, ein Cupspiel hattest, und nun in der Europa League oder Conference League gegen Gegner spielst, die sehr groß sind.

Es ist natürlich eine gute Entwicklung gewesen. Stand jetzt habe ich glaube ich ziemlich viel richtig gemacht. Ich glaube, dass ich dadurch, dass ich mit 14 Jahren schon mit Erwachsenen trainiert habe, gelernt habe, dass man sich behaupten muss. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran und wird stärker. Dann ist der Weg über die Regionalliga sicher um nichts schlechter.“

„Es hat sicher das eine oder andere Angebot gegeben, zum Beispiel aus der USA"

seine Zukunft: „Es hat sicher das eine oder andere Angebot gegeben, zum Beispiel aus der USA, was sehr interessant gewesen wäre, das muss ich ganz ehrlich sagen. Da hat es dann aber nicht funktioniert. Ich gebe immer 100%, wenn ich unter Vertrag stehe, egal wo ich bin. Ich weiß es zu schätzen, dass es nicht selbstverständlich ist, in der Bundesliga zu spielen. Solange ich bei Rapid bin, werde ich Gas geben. Es ist natürlich vorstellbar zu verlängern.

Wir haben schon das ein oder andere Gespräch geführt. Sollte ich in Österreich bleiben, dann werde ich bei Rapid bleiben, das ist ganz klar. Ich fühle mich auf alle Fälle wohlen und durfte die Mannschaft auch schon das ein oder andere Mal als Kapitän aufs Feld führen. Es ist jetzt September. Was im Jänner passiert, ob verlängert wird oder nicht, wird man alles in der Zukunft sehen.“

seine persönlichen Ziele: „Mein Ziel war immer die Serie A oder die Deutsche Bundesliga. Das sind halt Wunschvorstellungen, aber im Fußball kann man sich nicht immer aussuchen, was schlussendlich kommt.“

…das bevorstehende Wiener Derby: „Es ist für beide Vereine gerade nicht einfach, weil es in der Tabelle nicht gut ausschaut. Es wird wahrscheinlich nicht der größte fußballerische Leckerbissen sein, aber wir wollen trotzdem diese Intensität spüren, den Gegner gut bespielen, unsere Stärken auf den Platz bringen und endlich das Derby gewinnen. Ich glaube in der Kabine gibt es zurzeit nicht viele Spieler, die schon ein Derby gewonnen haben und das wollen wir natürlich schnellstmöglich ändern.“

„Bis jetzt hat es noch keinen Kontakt mit Ralf Rangnick gegeben"

…eine mögliche Nationalteameinberufung: „Bis jetzt hat es noch keinen Kontakt mit Ralf Rangnick gegeben. Ich glaube, dass die letzte Saison nicht gut genug war fürs Nationalteam. Ich werde weiterhin Gas geben und alles probieren, dass ich dorthin komme, wo ich einmal war. Natürlich ist die Europameisterschaft ein Ziel. Jeder Fußballer will eine Europameisterschaft spielen, aber dafür muss die Leistung am Platz sehr gut sein. Man wird sehen, was passiert.“

…seinen Ex-Klub SV Ried: „Ich verfolge sie jetzt nicht mehr so viel. Sie haben eine komplett neue Mannschaft. Ich kenne die meisten Spieler dort nicht mehr. Ab und zu schaue ich sie mir live an, aber ich verfolge es wie gesagt nicht mehr so intensiv. Ich würde mir aber natürlich wünschen, dass sie es noch einmal schaffen und aufsteigen.“

„Den Punkt müssen wir nach einer schweren Europacuppartie am Donnerstag nehmen“

Andreas Schicker (Geschäftsführer Sport SK Sturm Graz) über...

…das Spiel gegen Rapid Wien: „Mit dem Punkt heute können wir sehr gut leben. Rapid hat ein sehr gutes Spiel gemacht, war sehr intensiv und hat uns überhaupt nicht ins Spiel kommen lassen. Den Punkt müssen wir nach einer schweren Europacuppartie am Donnerstag nehmen und sind damit nicht unzufrieden.“

Verbesserungen im Schiedsrichterwesen: „Ich sehe es sehr positiv. Ich denke, dass sie es sehr gut machen. Ich denke aber auch, dass es nicht von heute auf morgen gleich spürbar für die Spieler ist. Es war aber wirklich so, dass sich in den letzten 15 Jahren bis jetzt diesen Sommer sehr wenig getan hat. Die Stimmen der Schiedsrichter wurden ja auch dahingehend immer lauter. Wir sind natürlich sehr froh, dass in dieser Richtung eine Professionalisierung passiert ist.

Stefan Ebner hat sich beispielsweise zu einem Top-Schiedsrichter in Österreich entwickelt. Er hat es richtig gut gemacht und sehr viel gelernt. Er nimmt es an und sieht es als große Aufgabe, was ganz wichtig ist. Er hat sich auch von der Persönlichkeit so entwickelt, dass er absolut im besten Jahr zum besten Schiedsrichter in Österreich gewählt wurde. Es ist schon eine Entwicklung zu sehen, wird aber schon noch dauern, bis wir dann alle zufrieden sind.“

Marco Grüll: „Er ist ein sehr dribbelstarker und unglaublich robuster Spieler. Er hat wirklich auf jeder Stufe gleich funktioniert und hat eine Top-Entwicklung gemacht. Er ist jetzt auch nach dem schwierigen letzten Jahr, was ja auch einmal normal ist in einer langen Profikarriere, sehr gut zurückgekommen und spielt bisher eine richtig gute Saison.“

„Ich nehme es schon wahr, dass der ein oder andere beim ersten Gegenwind umfällt"

…mögliche Nachteile einer Akademieausbildung: „Das eine ist die sportliche Entwicklung und die sportliche Qualität eines Spielers. Da ist schon ein Schema erkennbar, dass viele Akademiespieler ähnlich ausgebildet werden. Ich nehme es schon wahr, dass der ein oder andere beim ersten Gegenwind umfällt, wenn er von der Akademie aus dem geschützten Haus herauskommt.“

Thomas Reifeltshammers Engagement als Sportlicher Leiter der SV Ried: „Als er die Entscheidung getroffen hat, als Profi aufzuhören und die Möglichkeit bekommt, als Sportlicher Leiter zu arbeiten, habe ich sehr viel mit ihm gesprochen. Ich habe ihm auch empfohlen, dass er das damals auch machen soll. Am Ende glaube ich, dass er einen ordentlichen Job gemacht hat. Am Ende zählt jedoch auch, was dabei rauskommt.

Im letzten Jahr war es dann leider so, dass der Abstieg da war. Ich glaube, dass er schon auch ein bisschen das Bauernopfer war. Wenn man absteigt, dann müssen Köpfe rollen. Wie man sieht, ist das Problem der SV Ried aber auch jetzt noch nicht gelöst. Von dem her glaube ich, dass Thomas in diesem Bereich absolut Qualitäten mitbringt und aus meiner Sicht einen guten Job gemacht hat.“

seine Zukunft: „Ich glaube, dass wir in den letzten drei Jahren gute Arbeit bei Sturm Graz gemacht haben. Diese Arbeit ist bei Gott noch nicht zu Ende. Ich fühle mich sehr wohl. Für mich als Steirer ist es etwas Besonderes, bei Sturm Graz zu arbeiten. Es ist auch wichtig, dass man auch gewisse Ziele verfolgt. Es bringt der moderne Fußball mit, dass es irgendwann einmal auch Veränderungen gibt. Solche Sachen kommen dann eh von selbst, wenn man weiterhin gut arbeitet. Ich weiß, dass ich bei Sturm aktuell am richtigen Platz bin. Ich weiß, dass noch viel möglich ist und solange das der Fall ist, glaube ich, dass ich hier sehr gut aufgehoben bin.“

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass am Ende beide bleiben"

…die geplatzten Transfers von Prass und Wüthrich: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass am Ende beide bleiben. Bei Prass war es so, dass es ein sehr gutes Angebot gegeben hat. Es gibt aber auch gewisse Details in einem Vertrag und das hat dann einfach nicht gepasst. Es war ein sehr gutes Gespräch und eine sehr offene Kommunikation, wo Alexander und sein Management dann auch Verständnis hatten. Wir sind bei Sturm Graz in so einer Situation, dass wir den Transfer dann auch absagen. Bei Wüthrich war es ein bisschen eine andere Situation.

Er ist klar mit dem Wunsch an mich herangetreten, noch einmal Deutsche Bundesliga spielen zu können. Wir haben gesagt, dass wir dem auch zustimmen, weil er einfach drei Jahre für Sturm Graz geliefert hat. Der Transfer hat sich dann schon ein bisschen gezogen und dann ist es am Ende so gelaufen, dass er den Medizincheck nicht geschafft und mich informiert hat, dass er sich wieder auf den Weg zurück nach Graz befindet. Es ist natürlich keine einfache Situation für ihn gewesen.“

…mögliche Vertragsverlängerungen von Kiteishvili, Hierländer und Affengruber: „Es ist so, dass wir Gespräche mit Beratern und Spielern aufnehmen werden. Wir werden dann sehen, ob es uns gelingt, dass wir eine Verlängerung schaffen. Diese Spieler haben sehr viel für den Verein geleistet. Otar ist seit einigen Jahren bei uns und macht es richtig gut, Hierländer ist unser Kapitän, der auch abseits des Platzes eine sehr wichtige Rolle einnimmt und Affengruber ist jetzt das dritte Jahr bei uns, war eigentlich sofort Stammspieler und bringt eine unheimlich positive Energie mit sich. Von dem her sind alle drei sehr wichtige Spieler für uns.“

Seedy Jatta: „Dieses Wochenende sind es genau fünf Wochen seit seiner Verletzung. Er ist auf einem sehr guten Weg. Wir haben jetzt auch die CT-Untersuchung gehabt. Es ist so, dass die Wirbeln beinahe zusammengeheilt sind. Er wird jetzt ins Mannschaftstraining einsteigen. Man wird sehen, wie lange es noch dauert, was auch die Zweikampfführung und die Intensität angeht. Wir werden sehen, wie schnell er uns wieder zur Verfügung steht.“

„Es ist einfach ein brutaler Abnützungskampf und ein intensives Spiel"

Stefan Ebner (Schiedsrichter) über das Spiel Rapid gegen Sturm: „Ich glaube, dass es so war, wie man es gewohnt ist, wenn diese beiden Mannschaften in der Bundesliga aufeinandertreffen. Es ist einfach ein brutaler Abnützungskampf und ein intensives Spiel. Es hat Spaß gemacht und war im Großen und Ganzen ein sehr faires Spiel. Die ausgesprochenen Gelben Karten waren Großteils wegen taktischen Vergehen.

Es war durchaus eine hohe Anforderung an das Schiedsrichterteam, aber ich glaube, dass wir es ganz gut gemeistert haben. Kompliment an beide Mannschaften, die sich wirklich auf das Fußball spielen konzentriert haben und uns das Leben dann relativ leicht gemacht haben.“

 

„Marco Grüll kann in Österreich jeder Mannschaft helfen und auch im Ausland"

Thomas Reifeltshammer (Foto, ehemals Sportlicher Leiter SV Ried) über...

Marco Grüll: „Die Entwicklung ist super. Im 1. Halbjahr hat er glaube ich über 10 Scorerpunkte für unseren Verein erzielt. Damals hat es schon Anfragen für ihn gegeben. Ich war damals sehr glücklich, dass er sich dagegen entschieden hat und bei uns geblieben ist. Ein Jahr drauf sind wir auch dank seiner fußballerischen Fähigkeiten gemeinsam aufgestiegen.

Er ist einfach sehr unbekümmert gewesen, als er zu uns gekommen ist. Er will jedes Spiel auf dem Platz stehen, ist nie verletzt und hat einfach auch immer Scorerpunkte. Egal ob in der Regionalliga, bei uns in Ried oder auch jetzt bei Rapid, er hat eine super Statistik. Ich glaube auch, dass er die Statistik auch hat, wenn es für ihn noch einmal einen Schritt ins Ausland weitergeht.“

…die Zukunft von Marco Grüll: „Ich traue ihm auch absolut den Schritt ins Ausland zu. Er ist aber denke ich sehr gut beraten und ist sehr klar im Kopf, was das Beste für ihn ist. Ich kann ihn mir auch sehr gut in der Deutschen Bundesliga oder in Italien, was denke ich seine Wunschdestination ist, vorstellen. Er kann in Österreich jeder Mannschaft helfen und auch im Ausland.“

Andreas Schicker: „Er ist auf dem Gebiet für viele Leute ein Vorbild. Was ihn extrem auszeichnet, ist einfach der Mensch. Er ist im Umgang mit Menschen einfach überragend. Er ist aber auch inhaltlich ganz klar im Kopf. Er scheut auch keine schwierigen Entscheidungen, was auf dem Niveau sehr wichtig ist. Er macht es auch immer sehr kommunikativ uns ist einfach ein überragender Typ.“

seine Zukunftspläne: „Ich nutze aktuell die Zeit. Ich war 13 Jahre Profi bei Ried und hatte zwei Jahre die sportliche Leitung über. Ich mache einfach Dinge, die in der Zeit ein bisschen auf der Strecke geblieben sind und mache viele Fortbildungen. Ich möchte schon im Fußball bleiben. Ich bin gerade ein bisschen am Rausfiltern, ob der Trainerjob etwas für mich ist. Ich kann die Zeit bei meinem Heimatverein nützen und etwas mithelfen. Es macht Spaß und ist eine gute Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Dann schauen wir, wo die Reise hingeht.“

Fotocredit: Josef Parak, Harald Dostal/www.sport-bilder.at, Schröckelsberger