Eine Halbzeit lang "roch" es nach einer Sensation im UEFA-Champions League-Finale der Saison 2023/24 am Samstagabend im Londoner Wembley Stadion zwischen "Underdog" Borussia Dortmund und dem favorisierten Königsklassen-Rekordgewinner Real Madrid. Doch nachdem der Ex-Salzburger Karim Adeyemi & Co. Top-Torchancen ausließen, bestraften das die "Königlichen" nach dem Seitenwechsel gnadenlos durch Treffer von Daniel Carvajal (74. Min.) und Vinícius Júnior (83.) zum späten 2:0-Sieg und hoben vor 86.212 Zuschauern zum 15. Mal den "Henkelpott" in die Höhe. Nachfolgend STATEMENTS

Der Ex-Salzburger Karim Adeyemi hatte die Mega-Möglichkeit für den BVB zum 1:0-Führungstor im Finale gegen Real, lief in der 21. Min. allein auf Torhüter Thibaut Courtois zu, doch traf die falsche Entscheidung... zog zwar links am Belgier vorbei, legte sich aber den Ball zu weit vor, um dann aus spitzem Winkel an einem Abwehrbein des spanischen Meisters zu scheitern. Die Dortmunder belohnten sich nicht für ihre starke Vorstellung vor der Pause, ließen den "Killerinstinkt" vermissen. Die "Königlichen" taumelten, doch schlugen - wie so oft in dieser CL-Saison - gnadenlos zurück und blieben erstmals in einer Königsklassen-Saison ohne Niederlage, obwohl sie gerade gegen die deutschen Klubs Union Berlin, RB Leipzig und im Halbfinale FC Bayern München knapp dran waren. Gegen Titelverteidiger ManCity brauchten Kroos & Co. im Viertelfinale sogar ein Elfmeterschießen.

„Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt, haben kaum etwas zugelassen"

Sebastian Kehl (Sportdirektor Borussia Dortmund) über...

das Spiel: „Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt, haben kaum etwas zugelassen, hatten eine Menge Tormöglichkeiten erarbeitet. Überragende Tormöglichkeiten, wir müssen ein Tor machen in der ersten Halbzeit. Wir haben das Spiel eigentlich im Griff gehabt. Dann geraten wir durch eine Standardsituation in Rückstand und waren nicht mehr so dran, waren nicht mehr so im Spiel. Insgesamt kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen heute. Sie haben alles gegeben. Wir hätten es auch verdient gehabt, heute zu gewinnen.“

seine Emotionen nach dem Spiel: „Wir haben den Weg hierhin mit ganz viel Energie, mit ganz viel Mut, mit ganz viel Kraft erreicht. Trotzdem steht man in einem Finale, das will man gewinnen. Wir werden stolz sein darauf, was wir geleistet haben. Wir werden stolz sein auf diese Leistung heute im Finale, zumindest über 60 Minuten. Wir sind stolz auf unsere Fans, die uns hier in London wieder begleitet haben und dieses Spiel zu einem unvergesslichen gemacht haben. Wir sind trotzdem sehr, sehr enttäuscht, weil wir waren so nah dran. Dann musst du das Ding heute auch ziehen.“

„Der einzige Unterschied war, dass sie den Killerinstinkt hatten, der uns heute gefehlt hat"

Edin Terzic (Trainer BVB): „Wir haben ein tolles Spiel gezeigt und wir hätten vielleicht auch ein bisschen mehr als das 0:2 verdient gehabt. Vor allem in der ersten Halbzeit hatten wir das Gefühl, wir haben sie. Von der ersten Sekunde an haben wir der ganzen Welt gezeigt, dass wir hier sind, um zu gewinnen. Der einzige Unterschied war, dass sie den Killerinstinkt hatten, der uns heute gefehlt hat. Deshalb sind sie verdientermaßen der Sieger."

Mats Hummels (Abwehrspieler BVB): "Wir haben hier ein großartiges Spiel gezeigt. Ich bin richtig stolz auf die Mannschaft. Wir haben viel Mut, Herz und fußballerische Klasse gezeigt. Wir haben es verpasst ein Tor zu schießen und bekommen dann den Gegentreffer. So machen sie es immer, das ist auch irgendwie eine Qualität, aber da gehörte heute auch ein wenig Matchglück dazu."

Gregor Kobel (Torhüter BVB): „Im Moment ist man einfach nur enttäuscht, die Enttäuschung ist groß. Gegen Real Madrid kriegst du nicht allzu viele Chancen, wir hatten unsere Chancen und hätten ein, zwei Mal etwas daraus machen müssen. Der Finaleinzug ist trotzdem ein Riesenerfolg."

„Es hat lange gedauert, bis wir die bessere Mannschaft waren"

Carlo Ancelotti (Trainer Real Madrid) über...

das Spiel: „Die Borussia hat richtig gut gespielt, deshalb war es verdammt schwierig für uns, vor allem in der ersten Halbzeit. In der zweiten Spielhälfte waren wir dann besser. Am Ende haben wir es verdient.“

seine Worte an die Mannschaft in der Halbzeit: „Wir müssen das verhindern, die Bälle ständig im Spielaufbau zu verlieren. Das war ja das Problem vor der Pause. Deshalb war Dortmund so gefährlich.“

Toni Kroos (Spieler Real Madrid): "Natürlich wollte ich mich mit diesem Champions-League-Sieg verabschieden. Der Titel bedeutet mir unfassbar viel. Das Entscheidende war, dass wir in der ersten Halbzeit kein Gegentor bekommen haben. Das wäre mehr als möglich gewesen. Es hat lange gedauert, bis wir die bessere Mannschaft waren."

„Du gehst durchs Leben und so viele Leute sagen, du schaffst es nicht"

Jude Bellingham (Spieler Real Madrid): „Ich habe immer davon geträumt, genau diese Spiele zu spielen. Du gehst durchs Leben und so viele Leute sagen, du schaffst es nicht. Tage wie diese erinnern dich daran, dass man es schaffen kann. Manchmal ist es schwierig und du fragst dich, ob die ganze Anstrengung das wert ist. Nächte wie heute zeigen aber, dass es das definitiv wert ist. Ich versuche, dahingehend ein Vorbild zu sein. Ich kann es kaum in Worte fassen, was sich da heute alles abgespielt hat.“

„Bis zur 70. Minute war es vollkommen unverdient, dass sie in Führung gehen"

Peter Stöger (Sky Experte) über...

das Spiel: „Eigentlich beeindruckt es mich gar nicht, wie Real heute gewonnen hat. Wenn du als Mannschaft, wo du vielleicht Underdog bist, diese Möglichkeiten gegen diese Mannschaft nicht nutzt, dann kannst du gegen Real Madrid offensichtlich nicht gewinnen. Dann spielen die ihre Geschichte durch. Wahrscheinlich wird Ancelotti sagen: ‚Gut, wir haben jetzt vier Chancen vergeben, ihre Möglichkeiten haben sie gehabt. Wir spielen jetzt ein bisschen intelligenter. Wir geben ihnen die Räume nicht mehr. Wir wissen, wir haben wahrscheinlich 1912 das letzte Mal kein Tor geschossen. Wir schießen schon eines und das reicht dann‘.

Bis zur 70. Minute war es vollkommen unverdient, dass sie in Führung gehen. Dann spielen sie ihre Geschichte heim. Das ist halt auch ein Zeichen von unglaublicher Qualität und von unglaublichem Selbstverständnis, auf dem Level, in der Königsklasse, das derartig fertig zu spielen. Das muss man anerkennen, großes Kompliment. Da sind Jungs dabei, die haben sechs Titel geholt. Das ist ja abartig.“

Marcel Sabitzer: „Er war ein Schlüsselspieler, der Spieler, der immer den Takt bestimmt hat. Er war immer aktiv. Bitter für ihn, klar. Er ist jetzt 30. Wir alle hoffen, dass er so eine Chance noch einmal bekommt. Ich weiß nicht, ob er noch einmal in einem Finale so nahe dran sein wird, wie er es heute in der ersten Halbzeit war.“

„Die Dortmunder sind da selber schuld“

Didi Hamann (Sky Experte) über...

das Spiel: „Es ist wahrscheinlich nicht unverdient. Die Dortmunder hatten ihre Chancen. Es ist natürlich unheimlich bitter. Zur Halbzeit musst du führen. Wenn du diese Phasen hast, wo du überlegen bist, dann musst du ein Tor machen. Es war zur Halbzeit klar, dass die Dortmunder wahrscheinlich nicht mehr so gut spielen werden und die anderen nicht mehr so schlecht sein werden. Dann ist das Spiel vor sich hingeplätschert, es ist wenig passiert. Ein Kopfball von Füllkrug, den Courtois leicht hält.

Dann entscheidet eine Standardsituation das Spiel. Die Dortmunder sind da selber schuld. Wenn du in der ersten Halbzeit in Führung gehst, wird das ein anderes Spiel. Mittlerweile erkenne ich das an, dass das nicht immer nur Glück ist. So wie der Spielverlauf heute war, da kommen sie wieder mit 2:0 als Sieger vom Platz. Man kann jetzt nicht sagen, dass das unverdient war, aber natürlich sieht es anders aus, wenn Dortmund in der ersten Hälfte das Tor macht.“

das 1:0 von Real Madrid: „Die Dortmunder hatten sieben oder acht Ecken in dem Spiel. Die besseren Kopfballspieler haben sie wahrscheinlich mit Schlotterbeck, mit Füllkrug, mit Hummels. Du hast nicht einmal das Gefühl gehabt, dass sie gefährlich werden. Dann entscheidet halt eine wunderbar gedrehte Ecke, die genau in die Gefahrenzone kommt. Carvajal wird alleine gelassen, weil sie wahrscheinlich gedacht haben, das ist der Kleinste im Sechzehner, auf den müssen wir nicht aufpassen. Dann verlängert der das Ding, toller Kopfball, das entscheidet dann das Spiel.“

„Die [Real] waren 75 Minuten aber nicht auf dem Platz"

Borussia Dortmund: „Es ist herausragend, wie sie sich verkauft haben, wie sie den deutschen Fußball verkauft haben. Im Viertelfinale waren sie wahrscheinlich die Mannschaft, der am wenigsten Chancen eingeräumt wurden. Das wird sie aber alles nicht interessieren. Was du aus der Champions-League-Saison mitnehmen kannst, ist ein Haufen Geld.

Die werden jetzt in der Kabine sitzen und dann sagt der eine oder andere: ‚Hätten wir doch dies, hätten wir doch das. So gut waren die doch gar nicht.‘ Das ist das Schlimmste, was es gibt. Das sind die Spiele, die kriegst du nicht mehr zurück. Jetzt kannst du sagen, die Erfahrung hat das Spiel gewonnen, da mag was dran sein. Die [Real] waren 75 Minuten aber nicht auf dem Platz. Dann sind sie etwas müde geworden, kriegst die Standardsituation, verlierst so ein Spiel. Sowas wegzustecken, das geht nicht innerhalb von Tagen oder einer Woche.“

„Was er geleistet hat in Madrid, ist sagenhaft"

Toni Kroos: „Der hat sich einen Status erarbeitet, den ein Ausländer in Madrid sonst fast noch nie genossen hat. Den werden sie, wenn er zurück ins Stadion kommt, immer auf Händen tragen. Der gewinnt mit Real fünf Mal die Champions League in zehn Jahren. Was man auch nicht vergessen darf, die Leute sind ja verwöhnt dort, da wird fast erwartet, dass du Champions-League-Sieger wirst. Da ist natürlich ein anderer Druck, als es bei anderen Vereinen der Fall ist. Du hast da Druck, jedes Jahr, dass du die Champions League gewinnst.

Er hat es von den zehn Jahren jedes zweite Mal geschafft, die Champions League zu gewinnen und eine tragende Rolle zu spielen. Über diesen Zeitraum diese Konstanz an den Tag zu legen und sich immer wieder zu pushen, das ist Wahnsinn. Der erfolgreichste deutsche Spieler ist es. War es der beste der letzten 20, 30 Jahre? Das will ich nicht beantworten. Es ist immer schwer, Generationen miteinander zu vergleichen. Was er geleistet hat in Madrid, ist sagenhaft. Jetzt hoffen wir, dass er im Juni in Deutschland einen krönenden Abschluss hat.“

Statement-Quelle: Sky Sport Austria und ZDF 

Fotocredit: IMAGO-Pixsell