Spieltaganalyse Runde 25 mit Dietmar Emich

Inemich-kopf seinen knapp zweieinhalb Jahren als Trainer von Austria Salzburg führte Dietmar Emich die Violetten von der 2. Landesliga in die Regionalliga, wo er in der ersten Saison mit seiner Elf den starken fünften Platz erreichte. Für die Rückrunde der Regionalliga West agiert der ehemalige Goalgetter als Experte. Wie Emich die Ergebnisse und Leistungen der Salzburger Vereine in der 25. Runde einschätzt, lesen Sie in seiner Spieltagsanalyse.


FC Red Bull Salzburg Juniors - SV Seekirchen 4:0
unterhaus.at: Seekirchen-Trainer Markus Scharrer hat eine Nicht-Abstiegs-Rechnung: "Alle Heimspiele gewinnen und auswärts gegen Union Innsbruck nicht verlieren." Ist diese Ziel realistisch oder eine Durchhalteparole? 

Emich: Man muss sich eben an jeden Strohhalm klammern den man finden kann. Alles andere würde ich mir von einem engagierten Trainer auch nicht erwarten. Objektiv – und nicht aus Sicht eines Seekirchners - muss man die Sache jedoch viel realistischer sehen. Wie soll Seekirchen je ein Heimspiel gewinnen, wenn sich das Defensivverhalten derart desaströs darstellt. Man spielt dieses Frühjahr so, als ob man sich im oberen Drittel der Tabelle befände, nichts zu verlieren hätte und ein wenig die Grenzen des Machbaren ausloten wollte. Gegen den FC Salzburg sah man sehr gut, dass man nur halbherzig die Deckungsaufgaben im und am Strafraum wahrnahm, die Zweikämpfe nicht energisch genug gestaltete und nur bedacht war das Spiel nach vorne zu forcieren, ohne Sinn und Verstand. Ist es Überheblichkeit oder schlicht und ergreifend pure Naivität?! Denke, bei aller Sympathie die ich für eine offensive Spielweise habe, aber der Karren wurde definitiv an die Wand gefahren!

 

Hall - TSV St. Johann 2:0
unterhaus.at: Franz Aigner kehrt im Sommer nach St. Johann zurück. Können sie diesen Schritt, nach den Differenzen in seiner ersten Zeit im Pongau, nachvollziehen?

Emich: In Grödig wurde ein neuer Trainer verpflichtet der noch vor kurzem als Spieler dem jetzigen Manager Grödigs eine Tachtel verpasste. Der unschöne Abgang Aigners aus St. Johann ist mir ebenfalls noch gut in Erinnerung. Aber wie sagte schon der ehemalige deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer so schön: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!" In einer Zeit in der Anstand, Ehrlichkeit und Rückgrat nur noch Floskeln sind, braucht dies niemanden mehr zu verwundern. Oder wie Bertolt Brecht (Dreigroschenoper) es schön formulierte: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral!"

 

SV Austria Salzburg - FC Pinzgau Saalfelden 3:1
unterhaus.at: Die Austria spielt bisher eine starke Rückrunde, auf welchen Positionen müssen sich die Violetten noch verstärken um in der nächsten Saison ein ernsthafter Titelkandidat zu sein?

Emich: Man ist - ob der letzten Ergebnisse – geneigt zu sagen, nicht sehr viel. Der Teufel liegt jedoch im Detail. Alle machbaren Ergebnisse wurden kontrolliert eingefahren, wie stark man wirklich ist, werden die nächste Spiele gegen die Titelkandidaten zeigen. Jetzt hat man sich gefunden, der Druck ist so gut wie weg, also kann man Zünglein an der Waage im derzeitigen Titelrennen spielen. Wichtig für die Zukunft scheint mir aber die Verpflichtung von Toptalenten (wegen der Jugendregel) zu sein. Diese landen derzeit samt und sonders woanders, nämlich beim FC Salzburg, RB Anif oder RB Pasching oder gar in der ersten oder zweiten Liga bei Grödig, Lustenau, Admira oder Ried. Ohne starke Jugendspieler wird man wahrscheinlich nicht um den Titel mitspielen können.

 

TSV Neumarkt - USK Anif 1:3
unterhaus.at: Neumarkt sah sich nach dem Sieg gegen die Altach Amateure schon als gerettet, müssen sie nach den Erfolgen von Hard und den Altach Amateuren doch noch um den Klassenerhalt zittern?

Emich: Fürchte es kommt noch knüppeldick, da man in den nächsten Wochen fast übermächtige Gegner (Kufstein, Wattens, Dornbirn, Austria und Wacker II) hat. Es gilt zu hoffen, dass Wattens oder Anif aufsteigt und Lustenau nicht absteigt. Derzeit sieht es jedoch nicht sehr gut aus, da Lustenau auf einem Relegationsplatz steht und dort gegen den GAK anzutreten hätte. Der GAK ist aus meiner Sicht reif für den Aufstieg. Wattens/Anif müsste gegen den SV Horn ran und die sind meiner Meinung nach ebenfalls klar stärker als der Westligameister. Wenn es so kommt, dann muss man mindestens noch sechs Punkte einfahren. Aus heutiger Sicht fast ein Ding der Unmöglichkeit, jedoch stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt!