FavAC-Trainer Kadir: "Kopf, Wille und Herz machen den Unterschied!"

Der FavAC rangiert mit null Punkten am Tabellenende der Regionalliga Ost. So hatten sich die Favoritener ihren Saisonstart wohl nicht vorgestellt. Wir sprachen im Vorfeld des Spiel des Klubs gegen Siegendorf am Samstagnachmittag mit Trainer Dozhghar Kadir unter anderem über das Trainer-Dasein und seine Beziehung zum FavAC. Eines vorweg: Seine Antworten sind Emotion pur. 

KadirFavAC

LIGAPORTAL: Was bedeutet es für Sie, Trainer zu sein?

Dozhghar Kadir: Trainer zu sein, ist definitiv mehr, als nur an der Seitenlinie zu stehen und Anweisungen zu geben. Es erfordert ein tiefes Verständnis für das Spiel und die Fähigkeit, eine Idee, einen Plan, eine Vision so zu vermitteln, dass sie von anderen umgesetzt werden kann. Besonders in meinem Fall, wo ich Spieler aus 20 verschiedenen Nationen trainiere, erhöht das die Komplexität enorm. Aber genau das macht für mich einen guten Lehrer aus. Ein Trainer muss mehr sein als nur ein Taktiker; man braucht ein Gesamtpaket aus vielen Fähigkeiten.

LIGAPORTAL: Welche Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht für einen erfolgreichen Trainer besonders wichtig?

Dozhghar Kadir: Es braucht ein sehr gutes Bauchgefühl, das schon bei der Auswahl der Spieler beginnt, die man ins Team holt. Man muss Emotionen vermitteln und Menschenkenntnis besitzen, um zu wissen, wer in welcher Situation was braucht. Dazu gehört auch, eine positive Stimmung im Team zu erzeugen, denn all das nützt nichts, wenn die Chemie nicht stimmt. Eine meiner größten Stärken als Trainer ist es, aus jedem Spieler das Maximum herauszuholen – oft sehe ich dieses Potenzial, noch bevor der Spieler selbst es erkennt. Das gelingt nicht immer nur mit Lob und Umarmungen; manchmal sind auch härtere Gespräche notwendig, um klarzumachen, wo noch Entwicklungspotenzial besteht.

LIGAPORTAL: Wie wichtig ist für Sie die emotionale Komponente im Fußball?

Dozhghar Kadir: Die Stimmung im Team und die Emotionen auf dem Spielfeld sind für mich essenziell. Fußball lebt von der Gemeinschaft und den Gefühlen. Manche Spieler erreichen zwar körperlich ihre Grenzen, lassen sich aber nicht von den Emotionen mitreißen. Sie müssen erst verstehen, dass es oft der Kopf, der Wille und das Herz sind, die den Unterschied machen, wenn die Beine müde werden. Sobald sie das verinnerlichen, entdecken sie eine neue Seite an sich selbst, die sie oft überrascht. Ich habe Spieler erlebt, die über ihre Leistungen sprachen und dabei Gänsehaut bekamen, weil sie so stolz und überwältigt waren.

LIGAPORTAL: Was bedeutet der FavAC für Sie persönlich?

Dozhghar Kadir: Diese Frage ist viel einfacher zu beantworten. Der FavAC ist mein Zuhause – mehr als jede Wohnung, in der ich je gelebt habe. Auch wenn der Tag kommen wird, an dem ich nicht mehr an der Kennerstraße coache, wird der Verein immer mein Zuhause bleiben. Es ist ein Ort, an dem ich mich willkommen und umarmt fühle. Diese Gefühle versuche ich an jeden weiterzugeben, der durch unser Tor kommt, unabhängig davon, woher er kommt oder was er erlebt hat. Bei uns geht es nur um Fußball und darum, als Team alles zu geben.