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liga3.at.anders: Kommentar: Trainer als Freiwild

"Trainer werden ist nicht schwer, Trainer bleiben hingegen sehr!" - Zugegeben, dieser Satz klingt nur so wie ein alter Spruch zum Thema Vaterschaft in jungen Jahren. In unserem ersten liga3.at-anders-Kommentar haben wir uns nach dem Rauswurf von Manfred Unger als Übungsleiter des DSV Leoben am Anfang der Woche mit dem Job als Coach im Fußballgeschäft näher beschäftigt und mit kritischem Blick analysiert. 

Unger ist bei Leoben der fünfte Trainer innerhalb von zwölf Monaten. Auf Andreas Kindlinger folgte das Erfolgsduo Pötscher/Muhr, auf Pötscher/Muhr folgte Muhr, auf Muhr der "Rote Messia" Adi Pinter, auf Pinter die DSV-Legende Manfred Unger und auf Unger jetzt Jürgen Auffinger. Dass der Trainerverschleiß beim Hochofenballett hoch ist, lässt sich nicht bestreiten und wahrscheinlich hatte Präsident Gabor Heinemann auch gar keine andere Wahl, als Unger zum jetzigen Zeitpunkt - Leoben ist Tabellenschlusslicht - zu feuern. 

Zwei Trainerwechsel bisher

Doch fünf unterschiedliche Philosophien innerhalb eines Jahres? Ist das nicht doch ein wenig viel? Offenbar sind Fußballtrainer Freiwild geworden. In der Regionalliga Mitte gab es heuer bereits zwei Trainerwechsel - wobei der von Dietmar Thuller bei Austria Klagenfurt ein Rücktritt war. Aber wie Trainer teilweise abgesetzt und neue an Land gezogen werden, entzieht sich immer öfter jeder Glaubwürdigkeit. 

Natürlich ist es einfacher, einen Trainer anstatt gleich eine ganze Mannschaft auzutauschen, aber müssen sich irgendwann nicht die Funktionäre auch selbst hinterfragen? Immerhin sind es ja auch diese Herren, die bei der Personalauswahl mitentscheiden. Die Begründungen für eine Trennung scheinen völlig aus der Luft gegriffen. Zuerst schlägt man "einen neuen Weg ein" und wenige Wochen darauf passt plötzlich das Training nicht mehr. 

Eine neue Fußballweisheit?

Ganz ehrlich, die "Haltbarkeitsdauer" von Trainern ist verdammt kurz geworden. Passen die Ergebnisse, ist man schnell der Erfolgscoach. Doch läuft es einmal nicht, ist der Trainer der erste, der seine sieben Sachen packen muss. "Trainer bleiben" ist wahrlich nicht mehr einfach. Und wer weiß, vielleicht ist der Einleitungssatz eines Tages zu einer Fußballweisheit geworden. 

von Martin Mandl