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"Pasching zu wiederholen geht nicht, aber interessieren würde mich..."

Im vierten und letzten Teil der liga3.at-Interviewserie mit Franz Grad, der in den letzten Jahrzehnten die Geschichte im oberösterreichischen Fußball wesentlich mitgeschrieben hat, wollen wir nun die Katze aus dem Sack lassen. Der Transdanubia-Boss verrät liga3.at exklusiv seine Visionen für die Zukunft und den einzigen Verein, bei dem er eine Rückkehr in das Fußballgeschäft nicht ausschließen möchte.

 

liga3.at: In den vorherigen Interviewteilen haben Sie viele Entwicklungen im Fußball scharf kritisiert und dabei auch an den Verbänden kein gutes Haar gelassen. Warum haben Sie selbst nie konkret etwas geändert? Gab es Ambitionen als führende Kraft in einem dieser Verbände (ÖFB, OÖFV) einzusteigen und zu reformieren?

Franz Grad: "Nein, der ÖFB hat mich nie interessiert. Da müsste ein Oberösterreicher schon nach Wien ziehen, um dort akzeptiert zu werden und konstruktive Arbeit zu leisten. Nach der Abwanderung Windtners hatte ich sehr wohl Interesse den oberösterreichischen Fußballverband an der Spitze zu reformieren und Missentwicklungen entgegenzusteuern. Die Landesliga wollte mich, doch der Rest war dagegen und so wurde die "67iger-Klausel" eingeführt, welche beinhaltete, dass man ab dem Alter von 67 Jahren kein Funktonärsamt in Oberösterreich ausüben durfte."

liga3.at: Wo hätten sie die Hebel angesetzt? Hatten sie überhaupt konkrete Ideen?

Franz Grad: "Wir alle lieben den Fußball. Wettkampfbedingungen und Spiele am Wochenende sind das einzige was alle Beteiligten weiter bringt, da kann es nicht angehen, dass man pro Halbjahr nur 13 Runden im Amateurbereich spielt und dann eine monatelange Pause, gefüllt mit unzähligen Freundschaftsspielen und unnötig langen Trainingseinheiten, folgt. Es bräuchte mehr Wettkampf, nur durch ihn gewinnt man an Qualität."

liga3.at: In unserem Gespräch haben wir bemerkt, dass das Interesse für den Fußball ungebrochen ist und Sie diese Sportart noch immer bewegt. Sind Sie wirklich in keinster Weise mehr mit dem Fußball verbunden? Gibt es wirklich kein Engagement mehr?

Franz Grad: "Aufgrund eines Großkunden bin ich seit zwei Jahren in Altach als Sponsor tätig. Aber wirklich, ich habe lediglich zweieinhalb Spiele gesehen und da habe ich bemerkt, dass im Ländle eine ganz andere Philosophie herrscht, als ich sie mir vorstelle. Die Geschäftsführung der Altacher ist höchst seriös und leistet ordentliche Arbeit - da muss sich die katholische Kirche zuschauen, dass sie so seriös ist, wie die dortige Führungsriege -  doch es fehlen die großen Visionen. Wenn man gegen den FC Lustenau in der Pause 1:0 führt, den Nachzügler Hartberg 2:0 schlägt, ist man dort restlos zufrieden - das ist nicht mein Anspruch."

liga3.at: Gerüchten zufolge werden Sie im Linzer Raum immer wieder mit Eishockey in Verbindung gebracht. Werden Sie am Sonntag beim entscheidenen Spiel der Black Wings der Best-of-seven-Serie in der Linzer Eishalle sein?

Franz Grad: "An diesen Gerüchten ist nichts dran. Ich bin zwar ein kleiner Sponsor der Black Wings und besitze VIP-Karten für die Heimspiele, doch auskennen tu ich mich nicht. Wenn das Lamperl hinten leuchtet, weiß ich, dass es wieder eingeschlagen hat."

liga3.at: Wird man Franz Grad, trotz oder eben wegen oftmaliger Rückzugs- und Doch-Wieder-Meldungen, in der Zukunft noch einmal im Fußball sehen?

Franz Grad: "Es ist vorbei, Pasching kann nicht wiederholt werden. Ich kann nur Pasching machen, aber das ist aufgrund der Verhaltensweise der Gemeinde unmöglich. Ich werde nie nach Traun gehen, den LASK werd ich sowieso nie anrühren. Interessieren würde mich der SV Urfahr...

liga3.at: Der SV Urfahr ist ein Linzer Traditionsklub mit großer Geschichte, der heuer sein 100-jähriges Vereinsjubiläum begeht, das Problem (?) ist jedoch, dass der Klub in der letzten Liga Oberösterreichs spielt...

Franz Grad: "Der SV Urfahr hat mich schon in meiner Schulzeit bewegt. Sie haben früher in der zweiten Liga gespielt und besitzen eine lange Tradition, das hätte schon was! Ein zweites Pasching wäre dort locker drin!"

liga3.at: Aber Herr Grad, der SV Urfahr ist Tabellensechster in der 2. Klasse...

Franz Grad: "Na und! Dort wird Fußball noch zur Gaudi gespielt. Als wir mit unserer 1b-Mannschaft in Pasching noch in der 2. Klasse gespielt haben, habe ich mir jedes Spiel angesehen, da haben wir auch gegen Urfahr gespielt. In der zweiten Klasse was aufzubauen - das hätte was! Das wäre noch reizvoller als von der zweiten Landesliga aus. Ganz wesentlich ist in diesem Punkt, ob die Vereinsfunktionäre interessiert sind. Der Verein besitzt eine eigene Struktur. Ich kann nicht hingehen und sagen da bin ich, jetzt machma was... Wer weiß ob die das wollen?"

liga3.at: Also komplett ausschließen kann man in diesem Punkt nichts?

Franz Grad: "(zögert lange)... Naja, lassen wir es so stehen."

liga3.at: Blicken Sie zum Abschluss noch einmal auf Ihre Laufbahn im Fußball zurück. Welche Gefühle verbinden Sie damit?

Franz Grad: "Ich verbinde angenehme Gefühle mit dieser Zeit. Wir brauchen die kleinen Vereine, denn sie bilden unsere Jugend aus. Ein Sportverein ist jene Plattform, wo Kinder am schnellsten in die Gesellschaft integriert und erzogen werden können. Dafür müssen wir arbeiten."

liga3.at: Herzlichen Dank für das spannende Interview! Alles Gute für Ihre Zukunft, die möglicherweise doch auch wieder im Fußball geschrieben werden könnte!

 

Hier geht es zu Teil 3 der Interviewreihe mit Franz Grad: https://bit.ly/xgP2KA

Hier geht es zu Teil 2 der Interviewreihe mit Franz Grad: https://bit.ly/zVQ7oX

Hier geht es zu Teil 1 der Interviewreihe mit Franz Grad: https://bit.ly/xbaxek



Foto 1: Lino Heiduck
Foto 2 + Foto-Slide: LUI

von Marco Wolfsberger und Lino Heiduck