RLM
Allgemein

Franz Grad: "Das was Mateschitz im Fußball macht, wertet sein Getränk ab!"

Vor acht Monaten gab Franz Grad nach 15-jähriger Tätigkeit beim FC Pasching seinen endgültigen Rückzug bekannt. Bevor das "Kind" des Mäzen ertrinken konnte, wurden ihm nun die rettenden (?) Flügel verliehen. Doch nicht nur mit dem Einstieg von Red Bull möchten wir uns im dritten Teil unserer Interviewreihe mit Spediteur Franz Grad beschäftigen. Grad spricht außerdem über die wundersame Geschichte des FC Pasching und einen Rudi Assauer, der sich mit Ex-Bürgermeister Fritz Böhm im Paschinger Waldbad mit Whiskey und Zigarren auf das bevorstehende UI-Cupspiel gegen den Dorfklub einstimmte.

 
liga3.at: Pasching war trotz der beachtlichen Erfolge und der internationalen Präsenz meist ein schwarzes Schaf der Bundesliga, wieso?

Franz Grad: "Pasching wollte einfach keiner. Das hat man schon im Jahr 2000 gesehen, als wir als Regionalligist im Cup-Halbfinale gegen den GAK vom guten Stuchlik runtergetragen wurden. Keiner wollte ein Cup-Finale mit Pasching, das wäre nicht zu vermarkten gewesen. Im folgenden Jahr ist uns endlich der Aufstieg in die Red Zac Liga geglückt und damit begann der Profifußball in Pasching. Danach hat sich die Geschichte selbst geschrieben: Der Direktaufstieg in die erste Bundesliga, im ersten Bundesligajahr kommst du in den UI-Cup, gewinnst da in Tiflis und fertigst dann einen überheblichen späteren deutschen Meister Werder Bremen mit 4:0 im Waldstadion ab."


liga3.at: ...und schließlich gab es als Draufgabe in der folgenden Runde den deutschen Traditionsverein Schalke 04 als Gegner...

Franz Grad: "Ja. Aber da muss man sagen, dass die Schalker ein ganz anderes Auftreten als Werder Bremen hatten. Der "Sir" Rudi Assauer, dessen Schicksal mir heute sehr leid tut, lag am Spieltag mit Ex-Bürgermeister Böhm im Paschinger Waldbad, hat Zigarren geraucht und Whiskey getrunken. Das ist ein Mann mit Charisma."

liga3.at: Aber wie funktionierte das "Wunder Pasching"? Was war der Schlüssel hinter dem Erfolgsprojekt?

Franz Grad: "Wir haben jedes Jahr vom internationalen Bewerb und vom Verkauf von ein bis zwei Spielern gelebt. Das hat bei einem Kahraman angefangen und bei einem Pichlmann aufgehört. Der wahre Schlüssel zum Erfolg waren aber drei Leute, die von Anfang an dabei waren."


liga3.at: ...das waren Sie, Georg Zellhofer und Max Eisenköck.

Franz Grad: "Richtig. Wobei man sagen muss, dass dieses Triumvirat aus zwei Wahnsinnigen und meiner Wenigkeit bestand. Zellhofer und Eisenköck sind 24 Stunden am Platz gestanden, während ich nur hinter Ihnen stand und wenn es eng wurde, habe ich mich einfach aufgeblasen, das war alles."


liga3.at: Spätestens seit Juni 2011 blasen Sie sich für Pasching nicht mehr auf, die Entwicklung ging im Herbst rasant bergab. Wie beurteilen Sie die Arbeit von Ihrem Nachfolger Helmut Nussbaumer?

Franz Grad: "Als ich mich gezwungermaßen, aufgrund der Verhaltensweise der Gemeinde, endgültig aus Pasching zurückzog und Nussbaumer zu meinem Nachfolger machte, wusste ich ja wie dieser einen Verein führt, das hab’ ich schon in Schwanenstadt und Vöcklabruck gesehen. Er ist von Fußball besessen, das Problem ist nur, dass er ihn sich nicht leisten kann. Nach meinem Rückzug hat es einfach keinen anderen gegeben, er war die einzige Option. Nussbaumer hat in seinem ersten Jahr, als ich noch als Gönner in Pasching aktiv war, Wartinger entlassen und Geir geholt. Wer ist Geir? Von dem hab' noch nie was gehört. Dann kam Spiegel und schließlich dieser Kasperl namens Pinter. Nun bleibt abzuwarten wie sich die Kooperation mit Red Bull entwickelt."


liga3.at: Red Bull ist ein Weltkonzern. Was kann und will dieser in und mit Pasching bewirken?

Franz Grad: "Es für Pasching auf jeden Fall eine gute Sache. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Nussbaumer noch eine Saison finanzieren hätte können und dann wäre es vorbei gewesen. Ich kann mir nur denken, dass dieser Kontakt über die Person von Ried-Ehrenpräsident und Neo-RB-Geschäftsführer Vogl entstanden ist. Es kommt auf die Arbeit der Neuen aus Salzburg an, ob Pasching das rettende Ufer im Frühjahr erreichen wird. Warum jedoch Mateschitz noch immer in den Fußball investiert, gibt mir Rätsel auf."


liga3.at: Tun dies ebenso Gehälter wie jenes von Hans Peter Berger, der in der Regionalliga laut einem Artikel in der Kronenzeitung 6.500 € pro Monat verdienen soll?

Franz Grad: "Wenn ich einem alten Tormann, der nie wirklich klasse war, solche Summen zahle, dann frag' ich mich schon. Wenn man einen Pepi Schicklgruber holen und 1000 € zahlen würde, täte es dies auch. Ich habe Spielern im Amateurfußball nie viel bezahlt, sondern vielmehr in ihre Berufausbildung investiert. Bestes Beispiel ist Peter Rözsavölgyi, der immerhin zweite Liga in Schwanenstadt gespielt hat und bei mir eine Speditionsausbildung gemacht hat und heute einer der wichtigsten Leute in meinem Unternehmen ist. So profitieren beide Seiten.“


liga3.at: Warum hat Mateschitz in der Formel1 großen Erfolg, im Fußball jedoch nicht?

Franz Grad: "Das was Mateschitz im Fußball macht, wertet sein Getränk ab. Fußball wird Mateschitz nicht wirklich interessieren, sonst wäre er auch hier erfolgreich. Er ist ein höchst professioneller Geschäftsmann, ist in der Formel 1 und in den Trend- bzw. Extremsportarten sehr erfolgreich, besitzt aber im Fußball die falschen Einflüsterer. Im Stadion sehe ich in zwar ab und zu hinter der Glasscheibe sitzen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn das interessiert, weil sonst müsste er alle verjagen."

 

Hier geht es zu Teil 2 der Interviewreihe mit Franz Grad: https://bit.ly/zVQ7oX

Hier geht es zu Teil 1 der Interviewreihe mit Franz Grad: https://bit.ly/xbaxek




 Im vierten und letzten Teil unserer Interviewserie mit Franz Grad dürfen wir morgen das große Geheimnis lüften. Bei welchem Klub kann sich der Fußball-Revoluzzer in Zukunft einen Einstieg vorstellen?

Foto 1: Marco Wolfsberger
Foto 2: LUI
Foto-Slide: KUESS

von Lino Heiduck und Marco Wolfsberger