Kärntner Liga

Wolfgang Wallner: Ein Mann - zwei Jahre - drei Titel

villacher_sv.jpgEs war der 1. Mai 2009, als Wolfgang Wallner in der 23. Runde der Kärntner Liga-Saison 2008/09 erstmals als offizieller Cheftrainer des Villacher SV an der Seitenlinie stand. Damals verlor man mit 1:2 gegen die WAC/St. Andrä Amateure. Ein wenig erfolgreicher Start in eine mehr als erfolgreiche Ära. Nach zwei Jahren als Cheftrainer – inklusive Meistertitel sowie zwei Villacher-Bier-Cup-Triumphen – wird der Familienvater am Freitag das vorerst letzte Mal auf der Bank des VSV Platz nehmen. Mit kaerntnerliga.at wagt der Meistertrainer einen Blick zurück, erklärt warum er aufhört und gewährt einen kleinen Einblick in sein Privatleben.

kaerntnerliga.at: Seit Ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren hat sich viel getan beim VSV und Sie haben großen Anteil daran. Wie fällt der Blick zurück für Sie aus?

20100619_9266.jpgWolfgang Wallner: „Es ist ein absolut schöner Rückblick. Wir haben ja damals mit der Niederlage sehr bescheiden begonnen, aber ich hatte immer eine Vision, wie erfolgreicher Fußball sein sollte. Das Trainerteam, der Verein und ich haben gemeinsam an dieser Vision festgehalten, wir haben sukzessive Umstrukturierungen vorgenommen – auch was die Spieler betrifft – und sind jetzt sehr glücklich, dass alles so toll aufgegangen ist.“


kaerntnerliga.at: Meister, Pokalsieger und neuer Punkterekord in der Kärntner Liga – war es eine perfekte Saison? Was war ausschlaggebend für den Erfolg?

Wolfgang Wallner: „Es war eine absolut geile Saison. Wir haben im Sommer gleich viele Spieler geholt, wie wir weggegeben haben und haben uns die Neuerwerbungen ganz gezielt und bewusst ausgesucht. Desweiteren haben wir vor allem auf Eigenbauspieler gesetzt, weil die eine hohe Identifikation mit dem Verein haben – das war ein Volltreffer. Die Mischung in der Mannschaft passt einfach, wir sind sehr ausgeglichen und haben eine gute Altersstruktur. Dazu kommt, dass wir uns in jeder Phase der Meisterschaft Ziele gesetzt haben, um uns dann von Ziel zu Ziel zu hanteln. Diese Ziele haben wir gemeinsam besprochen und haben sie uns gemeinsam gesetzt. So hatten wir permanente Motivation. Wir haben immer versucht, am Boden zu bleiben, hatten immer Respekt vor dem Gegner und haben nie eingebildet agiert. Diese Bodenständigkeit war sehr wichtig für den Erfolg."


kaerntnerliga.at: Warum werden Sie Ihr Amt als Cheftrainer des Villacher SV in der Regionalliga nicht mehr ausüben?

Wolfgang Wallner: „Ich habe bereits im Winter dem Vereinsvorstand mitgeteilt, dass ich aufgrund meiner beruflichen und privaten Situation den steigenden zeitlichen Aufwand, den die Regionalliga mit sich bringt, nicht mehr betreiben kann. Als begeisterter Volksschullehrer und Vater von achtjährigen Zwillingsmädchen habe ich ein sehr erfülltes Leben abseits des Fußballplatzes und das möchte ich keinesfalls zu sehr vernachlässigen. Ich werde dem Verein aber als Nachwuchschef erhalten bleiben und auch weiterhin an der Weiterentwicklung des VSV mitwirken. Im Speziellen werde ich mich um die Talenteförderung bemühen. Wir wollen im Verein eine kleine aber feine Talentförderungsschiene aufbauen und Spieler ab dem 14. Lebensjahr zielgerichtet an den Erwachsenenfußball heranführen. Ich will Verantwortung dafür tragen, dass es auch die nächste Generation wieder in die erste Mannschaft des VSV schaffen kann.“


kaerntnerliga.at: Was überwiegt? Die Freude auf die Rückkehr in den Nachwuchsbereich oder die Trauer über das Ende ihrer Laufbahn als Kampfmannschaftstrainer?

Wolfgang Wallner: „Von Trauer ist überhaupt keine Spur. Wenn man sich aus eigenem Antrieb für etwas entscheidet, kann man nicht traurig darüber sein. Ich freue mich extrem darüber, was mein Trainerteam und ich erreicht haben. Aber ebenso freue ich mich auf die neue Aufgabe, die viel Verantwortung mit sich bringt. Auch in Zeiten des sportlichen Höhenflugs muss der VSV auf die eigenen jungen Spieler schauen und das werden wir machen. Das ist eine tolle und erfüllende Aufgabe.“


kaerntnerliga.at: Am Freitag geht’s im letzten Saisonspiel gegen den SV Spittal/Drau. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in dieses Spiel?

Wolfgang Wallner: „Natürlich wollen wir die Meisterschaft mit einem Sieg abschließen. Wir wollen noch einmal alles daran setzen, attraktiven Fußball zu spielen. Es werden wohl viele Zuschauer kommen und bei denen wollen wir uns mit einer guten Leistung bedanken. Dann schauen wir, was dabei herauskommt.“


kaerntnerliga.at: Im Anschluss daran steigt im Stadion Villach Lind die große Meisterfeier des VSV. Werden Ihre Spieler beim Feiern genauso überzeugen wie auf dem Spielfeld?

20110525_8161.jpgWolfgang Wallner: „Ich habe vollstes Vertrauen zu meinen Spielern, dass sie auch dabei eine gute Performance abliefern werden und die Erfolge auf dem Spielfeld vielleicht sogar noch übertreffen können. Das sollen sie auch gern machen, das haben sie sich absolut verdient.“


kaerntnerliga.at: Sie haben achtjährige Zwillingstöchter, würden Sie die beiden auch gerne auf dem Fußballplatz sehen?

Wolfgang Wallner: „Nein, die beiden spielen nicht Fußball. Das verbiete ich. Sie gehen ins Ballet, spielen Klavier und gehen zum Judo. Ich bin sehr stolz auf die Mädels und genieße es, dass sie nicht Fußball spielen. Es gibt noch viele andere Dinge im Leben, die Freude bereiten. Meine Familie, mein Beruf als Volksschullehrer in Feistritz an der Drau, den ich schon seit 18 Jahren ausübe, oder auch die Musik – das sind alles Dinge, die mir wichtig sind.“


kaerntnerliga.at: Wie wird es dem VSV nächstes Jahr in der Regionalliga ergehen?

Wolfgang Wallner: „Ich denke, dass in punkto Kaderzusammenstellung genau die richtigen Schritte gesetzt werden. Das Ziel ist, sich an den Regionalliga-Fußball anzupassen und sich im Mittelfeld der Tabelle zu etablieren. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die tolle Euphorie und die nachhaltige Entwicklung des Villacher Fußballs weitergehen wird – auch in der Regionalliga.

Auf diesem Weg möchte ich mich auch noch bei meinen Spielern bedanken, dass sie diesen Weg mit mir gegangen sind. Ohne die Spieler, ohne mein Trainerteam und ohne Peter Hristic, mit dem ich sehr eng zusammengearbeitet habe, wäre all das nicht möglich gewesen. Ich hatte als Cheftrainer eine tolle Zeit, die ich keinesfalls missen möchte und die mir viel Freude bereitet hat. Irgendwann werde ich wahrscheinlich auch wieder eine Kampfmannschaft übernehmen – weil es einfach eine geile Geschichte ist.“

von Andreas Brandt

Fotos + Fotoslide: J. Kuess

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