Nicht sperrangelweit, aber doch ein gutes Stück aufgestoßen hatte der SK Rapid die Tür im Hinspiel der 2. Qualifikationsrunde zur UEFA Europa League beim polnischen Zweitligisten Wisła Krakau (2:1). Exakt eine Woche später verfügte Grün-Weiß nun über die besseren Karten, um sich vor heimischer Kulisse im "Weststadion" das Ticket für den Aufstieg zu sichern und der sehnsüchtigen Erwartung an der Teilnahme einer ersten internationalen Gruppenphase seit 2021/22 einen Schritt näherzukommen. Was vor 19.600 Zuschauern in eindrucksvoller Manier gelingen sollte: 6:1-Kantersieg per grün-weißer Galavorstellung - 8:2 im Gesamtscore!

sk rapid choreografie wisla krakau 01 08 2024

Nicht nur die sehenswerte Choreografie der SK Rapid-Fans zum Ankick im Westblock hatte goldene Elemente - der beeindruckende erste Durchgang der Hütteldorfer wurde gleich mit fünf Treffern (!) vergoldet. Der Aufstieg in die 3. Qualifikationsrunde war an diesem Abend nie in Gefahr.

Bärenstarker Burgstaller sorgt fast im Alleingang für Buchungsbestätigung in puncto Aufstieg

"Wir wollen nicht auf Remis spielen", stellte SK Rapid-Trainer Robert Klauß im Vorfeld mit Blick auf das Hinspielresultat mit ein paar Standardfloskeln klar. Am "besten Grün" der Bundesliga ließen dessen Kicker diesen Worten vom Start weg Taten folgen und legten extrem engagiert los. Nur Wimpernschläge nach der ersten Jansson-Chance (3.) markierte Guido Burgstaller das viel umjubelte 1:0: Flachpass von links ins Zentrum, der Abschlussball von Matthias Seidl blieb noch im Dickicht hängen, der in Villach geborene Routinier staubte aus zehn Metern aber in Topscorer-Manier ab - leicht abgefälscht rechts unten rein ins Glück (6.). 

Hernach hatten die Wiener die Spielkontrolle inne, während sich Krakau nicht recht einzugrooven vermochte. Für Unterhaltungswert sorgten weiter nur höchst effiziente Grün-Weiße: Steckpass von Matthias Seidl in Richtung Dion Beljo, der das Ding per Ping-Pong mit Keeper Anton Chichkan mit der Schulter über die Linie drückte - 2:0 (24.). Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Hütteldorfer also auf Kurs...

Und das Team von Robert Klauß spielte sich in einen regelrechten Rausch: Ballgewinn im Halbraum, Moritz Oswald von rechts mit Übersicht in den Fünfer und Guido Burgstaller sagte aus nächster Nähe "Danke", um ins leere Tor zu vollstrecken (30.) - pure Ekstase im 14. Gemeindebezirk Wiens.

"Bomber" Burgstaller, mit 35 Jahren noch voll "im Saft" stehend, hatte noch längst nicht genug und sein Visier an diesem Donnerstagabend schlichtweg perfekt eingestellt: Zu viele Freiheiten für den "Rapidler des Jahres" 20 Minuten vor dem Kasten aus zentraler Position - herrlich ins rechte untere Eck geschlenzt, wenngleich sich Schlussmann Anton Chichkan dabei nicht gerade mit Ruhm bekleckerte (35.) - 4:0, Triplepack der Vorjahres-"Lebensversicherung".

Die furiosen Festspiele schießen auch auf den letzten Metern von Akt eins kein Ende zu nehmen: Handelfmeter nach Kornerball von links, doch scheiterte Mamadou Sangaré beim fälligen Strafstoß an Anton Chichkan, der diesmal stark reagierte (41.). Nur Nuancen später wurde "give me five" durch das Debüt-Tor von Neo-Defensivmann Serge-Philippe Raux-Yao, der das Runde nach Zuspiel von links abgefälscht zum 5:0 über die Linie drückte (45.), aber Realität! Gesamtscore zu diesem Zeitpunkt und zur Pause: 7:1 pro SK Rapid! Standing Ovations auf den Rängen inklusive.

Guido Burgstaller

Die Kapitänsbinde hat Guido Burgstaller im Sommer an Mittelfeld-Motor Matthias Seidl abgetreten, in Sachen Torgefährlichkeit ist er aber weiter ein absoluter Leader - drei Tore innerhalb von 30 Minuten lassen wenig Zweifel daran aufkommen. Zur Pause durfte das grün-weiße Urgestein Feierabend machen.

Spielfreude trotz Schwall an Spielerwechseln vs. Schadensbegrenzung

War die Messe zum Kabinengang natürlich schon gelesen, schien Robert Klauß in den Katakomben an die Seinen plädiert zu haben, die Schlagzahl weiter hochzuhalten. Jedenfalls taten dies die auf mehreren Positionen durchrotierten Hütteldorfer zunächst mit unvermindertem Spielwitz: Isak Jansson, der in Abschnitt eins gleich zwei Treffer vorbereitete, wuchtete das Spielgerät von links aus spitzem Winkel an die Außenstange (51.).

Mit Fortdauer aber ließen die Hausherren die Leine doch etwas locker, sodass die Polen zu mancher Möglichkeit kamen: Ein in Hälfte eins beschäftigungsloser Niklas Hedl parierte einen Abschlussversuch von Ángel Rodado im Nachfassen mit Mühe vor der Torlinie (59.), hernach rauschte ein Stanglpass von rechts an Freund und Feind vorbei (65.). Gegenüber machten Rapids eingewechselte Youngsters - Kaygin, Vincze, Dursun, Bischof und Co. - mit vereinzelten Nadelstichen weiter auf sich aufmerksam - konkrete Torchancen hatten nach Seitenwechsel im einsetzenden Starkregen Hütteldorfs aber bis in die Schlussphase hinein Seltenheitswert.

Das halbe Dutzend sollte Grün-Weiß dann noch voll bekommen: Jonas Auer bediente den eingewechselten Christoph Lang auf links fabelhaft, dieser enteilte allen in Rot und vollendete abgebrüht im Eins-gegen-Eins ins lange Eck - 6:0 (79.). Gegenüber gelang den Polen auf dem mittlerweile äußerst tiefen Terrain im direkten Gegenstoß noch der Ehrentreffer: Ángel Rodado mit einer starken technischen Einzelleistung und dem Flachschuss vom 16er-Rand, der punktgenau ins rechte untere Eck schlüpfte (80.).

Wiederum nur Augenblicke später reagierte Anton Chichkan nach einem Stanglpass von rechts an der zweiten Stange brillant und verhinderte den ersten Treffer von Dennis Kaygin auf internationaler Bühne (83.). Niklas Hedl tat es Sekunden darauf seinem Gegenüber gleich und fuhr gegen den strammen Schussball von Olivier Sukiennicki die rechte Pranke geistesgegenwärtig aus (84.).

Damit sollte es das dann im Gewitterregen Wiens gewesen sein, setzte der englische Top-Referee Michael Oliver dem Ganzen pünktlich ein Ende - ein fast schon historischer Europacup-Abend des SK Rapid bringt ein ungefährdetes und verdientes Weiterkommen mit sich.

Zuerst gegen Doublesieger, dann gegen türkisches Team für "Gruppenphasen-Garantie"

In EL-Qualifikationsrunde 3 geht es für die Grün-Weißen nun gegen Trabzonspor (Hinspiel auswärts am 8., Rückspiel zuhause am 15. August). Schalten die Hütteldorfer auch den türkischen Erstligisten aus, winkt neben dem Einzug ins Play-off auch ein Fixplatz in der UEFA Europa Conference League, bei einem Aus gegen die Kicker vom Bosporus geht es ins Play-off dieses Bewerbs.

Angesichts dieser Offensiv-Orgie der Wiener darf sich auch der SK Sturm Graz im Traditionsduell zum Bundesliga-Auftakt am Sonntag (17:00 Uhr, Ligaportal-LIVETICKER) für dessen Fahrt nach Hütteldorf im Hochsommer "warm anziehen"...

UEFA Europa League-Qualifikation, 2. Runde (Rückspiel)

SK Rapid 6:1 (5:0) Wisła Krakau

Donnerstag, 01.08.2024, 20:30 Uhr, Weststadion Wien, Z: 19.600, SR: Michael Oliver (ENG)

SK Rapid (4-2-3-1): Hedl - Oswald, Hofmann, Raux-Yao, Auer - Sangaré (46. Kaygin), Grgic - Seidl (61. Vincze), Burgstaller (46. Dursun), Jansson (61. Lang) - Beljo (46. Bischof). Trainer: Robert Klauß.

Wisła Krakau (4-2-3-1): Chichkan - Mikulec, Colley (77. Biedrzycki), Uryha, Jaroch (46. Kiakos) - Carbo Bellapart, Sapala - Sukiennicki (46. Kutwa), Rodado, Baena Perez (66. Sarzynski) - Zwolinski (46. Gogol). Trainer: Kazimierz Moskal.

Torfolge: 1:0 Burgstaller (6.), 2:0 Beljo (24., Seidl), 3:0 Burgstaller (30., Oswald), 4:0 Burgstaller (35., Jansson), 5:0 Raux-Yeo (45., Jansson), 6:0 Lang (79., Auer), 6:1 Rodado (80., Sukiennicki).

Gelbe Karte: Jansson (56., Foulspiel).

Bes. Vorkommnis: Anton Chichkan pariert Elfmeter von Mamadou Sangaré (41.).

SPIELFILM im Ligaportal-LIVETICKER

Fotocredit: Ligaportal und Red Ring Shots