Trainer Steffen Baumgart vom 1. FC Köln befürchtet für den Fußball einen schleichenden Verlust an Attraktivität. Grund dafür sei eine "Überzüchtung" des Sports in vieler Hinsicht, sagte der 50-Jährige der Tageszeitung Die Welt. Dabei gehe es sowohl um die Anzahl der Wettbewerbe, das Regelwerk innerhalb der Wettbewerbe aber auch um die Vergabe großer Turniere.
Steffen Baumgart übernahm den FC im Sommer (Foto: SID)

Steffen Baumgart übernahm den FC im Sommer (Foto: SID)

"Wir – und damit meine ich den gesamten Fußball – müssen uns mal genau fragen, was wir nicht wollen", sagte Baumgart: "Ich habe noch kein Spiel der Conference League gesehen. Ich frage mich, wie es sein kann, dass Klubs aus der Champions League fliegen und jetzt die Chance bekommen, die Europa League zu gewinnen. Oder dass die WM in Katar stattfindet und die Ligen Ende Oktober unterbrochen werden, damit sie da stattfinden kann. Oder die Idee, die WM künftig alle zwei Jahre zu spielen – das alles tut dem Fußball nicht gut."

Nach einem halben Jahr in Köln zieht Baumgart indes ein positives Zwischenfazit - obwohl er auch die Eigenheiten des Traditionsklubs bereits kennengelernt hat. "Wir hatten selbst in der guten Hinrunde schon ein oder zwei Situationen, in denen von Krise gesprochen wurde", sagte er: "Da habe ich gedacht: Wenn das eine Krise sein soll, bin ich mal gespannt, wie reagiert wird, wenn wir wirklich mal eine Krise haben." Er halte seinen Arbeitsplatz "nicht für besonders schwierig, aber er ist aufwühlender als die, die ich bisher hatte".

Wirklich gewusst habe er das vorher nicht. "Du musst die Wucht erleben, die in einem Traditionsverein steckt", sagte der frühere Trainer des SC Paderborn: "Wer wie ich vorher nie in einem so großen Klub gearbeitet oder gespielt hat, kann nicht wissen, welche Bedeutung der Verein wirklich hat. Mein Glück ist, dass ich dafür komplett offen bin. Ich bin einfach gerne hier."

 

SID