Nach über zwei Jahrzehnten kehrt der SK Sturm Graz in die UEFA Champions League zurück und erinnert an eine glanzvolle Ära in der Geschichte des Vereins. Am Donnerstag (21 Uhr, Ligaportal-LIVETICKER) steht das Duell in Frankreich bei Stade Brest bevor, wobei die Erinnerungen an den legendären Gruppensieg um die Jahrtausendwende nachwievor präsenter denn je sind. Damals sorgten die Steirer unter Trainer Ivica Osim nicht nur in der heimischen Liga für Furore, sondern schrieben als erster und bisher einziger österreichischer Verein mit einem Gruppensieg in der Königsklasse auch europäische Fußballgeschichte.

Nach 23-jähriger Abstinenz in der Königsklasse fiebern die Fans vom SK Sturm Graz dem "Champions-League-Comeback" entgegen, mit dem Auftakt am kommenden Donnerstag in Frankreich. 

Aufstieg in die europäische Elite

Ivica Osim bildete damals eine eingespielte Mannschaft aus internationalen Routiniers und talentierten österreichischen Spielern, die sich besonders durch ein „magisches Dreieck“ in der Offensive auszeichnete. Diesem Trio war es zu verdanken, dass Sturm in Europa auf Augenhöhe mit den besten Teams agierte. Der Grundstein für Sturms erstes Abenteuer in der Champions League wurde 1998 gelegt, als der Verein seinen ersten Meistertitel gewinnen konnte und sich souverän gegen Ujpest Budapest in der Qualifikation durchsetzte. Mit diesem Erfolg folgten die Grazer den Spuren des SV Salzburg und SK Rapid und zogen als dritter österreichischer Club in die prestigeträchtige Gruppenphase ein

Die maßgeblichen Köpfe hinter diesem Erfolg waren Präsident Hannes Kartnig, Manager Heinz Schilcher und der charismatische Trainer Ivica Osim, der 1994 nach Graz geholt wurde. Gemeinsam formten sie ein Trio, das die goldene Ära des SK Sturm einleitete. Der damalige Spieler Günther Neukirchner hob in einem Interview hervor, wie entscheidend das Zusammenspiel dieser drei Persönlichkeiten für den Erfolg war.

Kartnig habe die nötigen Verbindungen genutzt, um Sponsoren zu gewinnen, während Osim die Mannschaft mit einem einzigartigen Führungsstil und hartem Training formte. Schilcher kümmerte sich indes um die Verpflichtungen neuer Spieler, die das Team weiter verstärkten.

Der damalige Gruppensieg

Nach dem ersten Champions-League-Jahr 1998/99, in dem die Grazer noch Lehrgeld zahlten, folgte bereits im darauffolgenden Jahr der Durchbruch. Siege gegen Dinamo Zagreb und Olympique Marseille brachten den dritten Platz in der Gruppe. Doch das wahre Highlight folgte in der Saison 2000/01: Der SK Sturm setzte sich zunächst in der Qualifikation gegen Hapoel Tel Aviv und Feyenoord Rotterdam durch, bevor die Steirer in der Gruppenphase mit Siegen über Galatasaray Istanbul, die Glasgow Rangers und AS Monaco sensationell den Gruppensieg errangen.

Neukirchner betonte rückblickend, dass dieser Erfolg Sturm niemand zuvor zugetraut habe. Der stärkste Lernprozess, die zunehmende Erfahrung und das wachsende Selbstvertrauen hatten die Mannschaft schließlich an die Spitze geführt. Auch in der Zwischenrunde konnten die Grazer mit Siegen gegen Panathinaikos Athen auf sich aufmerksam machen, bevor im Duell mit Manchester United und CF Valencia das Aus kam. Dennoch waren die "Schwoazn" bis zum lange im Rennen um den Viertelfinaleinzug.

SK Sturm heute: Außenseiterrolle, aber ambitioniert

Auch 2024 hofft der SK Sturm, ähnlich wie vor 23 Jahren, die europäischen Spitzenklubs herauszufordern. Die Euphorie rund um den amtierenden, österreichischen Doublegewinner ist groß, insbesondere da man den Liga-Dominator und langjährigen Serienmeister Salzburg in den vergangenen Jahren zunehmend unter Druck setzen konnte. Günther Neukirchner, der heute als Entwicklungscoach im Team von Cheftrainer Christian Ilzer (Foto) arbeitet, beschreibt die aktuelle Mannschaft als taktisch gut ausgebildet und körperlich stark.

Er betont jedoch, dass Sturm trotz der individuellen Klasse seiner Spieler in der Champions League, die diesmal im neuen Liga-Modus und mit acht Spielen im Grunddurchgang bis in den Jänner ausgetragen wird, klarer Außenseiter ist. Angesichts der hochkarätigen Gegner wie Borussia Dortmund, RB Leipzig und Atalanta Bergamo (noch aus dem vergangenen Herbst in der Europa League bekannt) ist jedes Spiel eine Herausforderung, doch der Verein hofft, mit Intensität und Aggressivität überraschen zu können.

Die Rückkehr in die Champions League wird für Sturm Graz ein echter Härtetest, doch die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass der Verein durchaus in der Lage ist, im Konzert der Großen mitzuspielen.

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL und RiPu-Sportfotos