Mit der Verpflichtung des St. Pöltener Erfolgstrainers Gerald Baumgartner wollten die Verantwortlichen der Wiener Austria einen Schlussstrich unter die nicht zufriedenstellende Bundesliga-Saison 2013/14 ziehen und mit einem neuen Spielstil auf die Erfolgsspur zurückfinden. Gerald Baumgartner steht für eine moderne, offensive Spielweise, die viel auf Pressing setzt und sehr laufintensiv ist. Während der Sommervorbereitung versuchte er diesen Spielstil seiner neuen Mannschaft einzuimpfen, sowohl die Vereinsführung als auch die Fans gingen voller Zuversicht in die Saison 2014/15 und erhofften sich eine offensive, kämpferische und spielerisch attraktive Austria.

 

Ernüchterung nach wenigen Spielen

In den ersten Meisterschaftsspielen kam dann die Ernüchterung: In sieben Spielen lediglich fünf Punkte und kein einziger Sieg. Der Tiefpunkt war nach der 1:2-Niederlage gegen Admira Wacker Mödling erreicht, als sich die Veilchen nach sieben gespielten Runden am Tabellenende wiederfanden. Doch die Vereinsführung hielt weiter am neuen Trainer fest und stärkte ihm demonstrativ den Rücken. Spieler, die scheinbar mit dem neuen System nicht klar kommen konnten, wurden aussortiert, ein dringend benötigter Stürmer wurde verpflichtet. Hierbei handelte es sich um einen Glücksgriff in Person von Omer Damari. Acht Tore in 13 Spielen und somit bester Torschütze im Verein und mit zehn Scorerpunkten auch in dieser Wertung der beste Austrianer. Der langjährige Kapitän Manuel Ortlechner fand sich auf der Ersatzbank und später gar nur mehr auf der Tribüne wieder und teilte dieses Schicksal mit einst bewährten Spielern wie Mader, De Paula und Kienast.

Leistungssteigerung, wichtige Siege

In den nachfolgenden Runden entwickelte sich das Spiel der Mannschaft durchaus positiv und ansatzweise sah man bereits , was sich der Trainer unter modernem Fußball vorstellt. Es wurden noch sechs Siege bis zum Ende der Herbstsaison eingefahren, die Wiener Austria überwintert mit vier Punkten Rückstand auf Platz zwei, welcher einen Champions-League-Startplatz bedeuten würde, und als Saisonziel der Vereinsführung genannt wurde. In dieser Phase der Meisterschaft wurden unter anderem Siege gegen Rapid Wien und Red Bull Salzburg eingefahren und die Mannschaft zeigte das Potential welches in ihr steckt. Bei einem Blick auf die Statistik fällt auf, dass Austria Wien die meisten Tore aller Vereine in den ersten 15 Spielminuten geschossen hat. Hier lässt sich der Erfolg des Offensivpressings bereits feststellen. Über die Winterpause wird es wohl ein Ziel sein an der Kondition zu arbeiten, um den neuen Spielstil über einen längeren Zeitraum während eines Spieles umsetzen zu können.

Rapid Austria03

Junge Mannschaft

Vom Torverhältnis von 27:28 lässt sich ableiten, dass es in sämtlichen Mannschaftsteilen einiges zu verbessern gibt. Sowohl die Verteidigung sollte gefestigter agieren, als auch die Offensivabteilung torgefährlicher werden. Speziell in der Offensive steht und fällt das Spiel mit drei Spielern. Damari, Royer und Gorgon sorgten gemeinsam für 18 Saisontore und somit für zwei Drittel aller Treffer. Sobald einer aus diesem Trio ausfällt, oder einen schlechten Tag erwischt, steht es schlecht um die Offensive der Austria. Hier besteht eindeutig Handlungsbedarf während der Transferperiode im Winter. Die Mannschaft ist mit einem Altersschnitt von 24,7 Jahren sehr jung. Da sämtliche Spieler über 30 (Mader, Ortlechner, De Paula, Kienast) bereits während der Herbstrunde mehr oder weniger aussortiert wurden, ist mit einer weiteren Verjüngung der Mannschaft zu rechnen. Talente wie Kvasina oder Serbest wurden vom Trainer bereits an die Kampfmannschaft heran geführt und man kann damit rechnen, dass noch zwei bis drei Verstärkungen während der Wintertransferperiode geholt werden, sofern der Verein Abnehmer für die aussortierten Spieler findet.

Zusammengefasst bleibt zu sagen: Wenn sich die Mannschaft so weiter entwickelt, wie sie es die letzten Runden gezeigt hat und die Philosophie von Trainer Gerald Baumgartner noch besser umsetzt, ist der Austria nach der Winterpause noch ein Sprung unter die ersten Drei zuzutrauen.

Text: Stefan Bauer

Fotos: Josef Parak