In den mittlerweile 20 Monaten als Geschäftsführer beim FC Blau-Weiß Linz hat sich Christoph Peschek mit seiner geballten Erfahrung eingebracht. Sein Zauberwort bzw. seine Devise lauten dabei "Wachstums-Strategie", um die Blau-Weißen konkurrenzfähig in der ADMIRAL Bundesliga zu etablieren. Der 40-jährige Wiener will den Klub vom Donaupark weiter voran bringen. Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann unterhielt sich ausführlich mit dem Macher der Stahlstädter. Heute der abschließende zweite Teil des exklusiven Interviews - siehe auch Teil eins.

Christoph Peschek fungiert auch als Kommunikator beim FC Blau-Weiß Linz und ist im steten Dialog mit den MitarbeiterInnen, wie hier beim Trainingsauftakt der Mannschaft von Cheftrainer Gerald Scheiblehner heuer am 18. Juni mit Tanja Woegerer, Administrative Leitung der Stahlstädter.

"Nicht über jemand anderen zu definieren, sondern seine eigene Identität zu haben"

LIGAPORTAL: Sie haben über Jahre das Wiener Derby erlebt mit der ganzen Brisanz. Inzwischen auch das Linzer Derby. Mal Hand auf´s Herz, ihr habt derzeit vier Punkte Vorsprung vor dem LASK, das direkte Duell gewonnen. Wie wäre das auch für das blau-weiße Image vor dem Stadtrivalen zu überwintern?

 

Christoph Peschek: Ich habe das bei Rapid so gehandhabt, aber auch hier, dass es immer wichtig ist auf sich selber zu schauen. Wir haben einige Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen. Für die Fans, die Emotionen und die Freude mag das eine größere Rolle spielen. Aber wir wissen, dass der LASK mit seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten und auch mit der Infrastruktur nachwievor was diese Themen anbelangt über uns zu stellen ist.

Wir arbeiten hart, tun aber gut daran, auf uns selber zu schauen. Uns freut es natürlich alle sehr, wenn man Derbies gewinnt. Das ist uns jetzt in unserem Stadion auch zwei Mal gelungen. Das freut uns und vor allem die Fans. Aber ich denke auch da ist es wichtig, auf sich zu schauen. Sich nicht über jemand anderen zu definieren, sondern seine eigene Identität zu haben. 

"Sicher auch ein Stück weit ein Sieg für die Gerechtigkeit im Fußball"

LIGAPORTAL: Ihr überrascht in dieser Saison bisher positiv, seid in den neun Runden überwiegend unter den Top-6, derzeit in der Länderspielpause sogar auf Rang 3. Habt euch nach dem Aufstieg vor einem Jahr längst ein Standing in der Bundesliga erworben. Worauf ich hinaus will, ist die Causa Fabio Strauss. Ihr seid nicht nur erfolgreich auf dem grünen Rasen, sondern auch am grünen Tisch, habt erwirkt, dass seine Sperre nach dem Ausschluss per VAR-Entscheid in Klagenfurt hernach zurückgenommen wurde. Dadurch konnte der Kapitän im Linzer Derby spielen. Zeugt das von eurem Standing oder schlichtweg von Gerechtigkeit?

Christoph Peschek: Ich denke, wichtig war zunächst, dass unsere Argumente gehört wurden. Ich bin der Überzeugung, dass eine Ungerechtigkeit nicht besser wird, wenn sie prolongiert wird. Wir haben ja den VAR deshalb, damit er den Fußball gerechter macht. Wenn der Schiedsrichter vor Ort und der VAR das dann nicht sieht, dann wirst du ja schon mal für dieses Spiel bestraft.

Und wenn es eine klare Fehlentscheidung war, die prolongiert werden würde, wäre die Bestrafung doppelt. Und die Ungerechtigkeit auch. Insofern freut es mich, dass das Protestkomitee unseren Argumenten gefolgt ist. Es ist sicher auch ein Stück weit ein Sieg für die Gerechtigkeit im Fußball.

"Er ist ein professioneller Sportler und gleichzeitig auch eine beeindruckende Persönlichkeit"

LIGAPORTAL: Man kommt in keinem Interview mit dem FC Blau-Weiß Linz, auch nicht mit ihnen in ihrer Funktion, an Ronivaldo vorbei. Euer Torgarant, mit 35 Jahren ein Phänomen und Phantom im Strafraum. Wie wichtig war es in diesem Zusammenhang auch mit Anderson einen weiteren gebürtigen Brasilianer in diesem Sommer zu verpflichten, um vielleicht zusätzliche Geborgenheit zu geben und Ronivaldo einen aus seinem Heimatland an die Seite zu stellen?

Christoph Peschek: Es freut uns, dass der Roni so eine großartige Performance hat. Er ist ein professioneller Sportler und gleichzeitig auch eine beeindruckende Persönlichkeit. Von daher ist er insofern für die Mannschaft und den Verein ganz, ganz wertvoll. Die Verpflichtung mit Anderson war gut, weil der Roni da auch mitgeholfen hat (lacht), dass er gekommen ist.

Weil beide auch eine gute Beziehung zueinander pflegen. Aber für uns ist die Qualität, die der Spieler mitbringt, wichtig. Und der Charakter. In dem Fall passt es auch wunderbar mit dem Andi, der eine wertvolle Verstärkung für uns ist.

"Denken über Ausbau des zweiten Ranges über der Osttribüne nach"

LIGAPORTAL: Abschließend zu ihrer Kernkompetenz. Sie haben beim FC Blau-Weiß Linz professionelle Strukturen geschaffen. Die Infrastruktur stimmt, die Politik scheint auch mitzuziehen, neue Sponsoren sind dazu gekommen.Was ist weiter geplant, wo gibt es noch Optimierungsbedarf? 

Christoph Peschek: Wir wollen schon noch weiter wachsen. Das Ziel ist, den Verein in der Bundesliga zu etablieren und zu einem mittelständischen Bundesligisten zu machen. Und dennoch, wobei wir dankbar für das Stadion sind, vielleicht in einigen Jahren, wenn es gelingt, den Klub in der Bundesliga zu etablieren und wir weiter so großartige Zuschauerzahlen haben, nachzudenken über den Ausbau des zweiten Ranges über der Osttribüne.

Weiters braucht es für den Nachwuchs eine verbesserte Infrastruktur. Im Moment haben wir nur einen Fußballplatz für unsere Nachwuchsspieler. Und auch im Trainingszentrum der Kampfmannschaft sind wir dabei, die nächsten Entwicklungsschritte zu gehen. Das heißt, wir haben noch einige Aufgaben vor uns. Aber mit dem Zusammenhalt, den ich von Anfang an hier erleben durfte, bin ich auch zuversichtlich, dass wir diese positive bewältigen werden.

LIGAPORTAL: Viel Erfolg dabei und für die nächsten 20 Monate. Danke fürs Gespräch.

Fotocredit: Harry Dostal/www.sport-bilder.at