Heuer am 1. Oktober sind es 20 Monate her seit Christoph Peschek als Geschäftsführer beim FC Blau-Weiß Linz einstieg und seit dem 1. Februar 2023 das Zepter schwingt. Eine erfolgreiche Zeit bisher bei den Stahlstädtern für den ehemaligen Vize-Präsidenten und Ex-Geschäftsführer Finanzen des SK Rapid. Ligaportal bat den 40-jährigen Wiener zum großen Exklusiv-Interview. Nachfolgend Teil 1. Der zweite Teil folgt in den nächsten Tagen.

Unter Christoph Peschek wurden die professionellen Strukturen beim FC Blau-Weiß Linz optimiert. In seine mittlerweile über eineinhalbjährige Amtszeit fiel der Aufstieg in die ADMIRAL Bundesliga, die Eröffnung des neuen Hofmann Personal Stadions am Donaupark, der Klassenerhalt und mit der zweiten Saison eine bisher starke Performance von Toptorjäger Ronivaldo & Co., die eine absolute Bereicherung im Oberhaus sind. 

"In Summe sind uns als Team einige Meilensteine gelungen"

LIGAPORTAL: Hallo Herr Peschek. In ihre bisherige Amtszeit beim FC Blau-Weiß Linz fällt der Bundesliga-Aufstieg, die Eröffnung des neuen Hofmann Personal Stadions, der Klassenerhalt im ersten Jahr und in der zweiten Saison der so erfolgreiche Start. Wie fällt ihr persönliches Fazit über die 20 Monate aus?

Christoph Peschek: Zunächst bin ich sehr dankbar, dass ich von Anfang an große Unterstützung und auch Wertschätzung erfahren durfte. In Summe sind uns als Team einige Meilensteine gelungen. Denn in der Tat der Meistertitel und der Aufstieg sowie der Klassenerhalt, aber auch - besonders für die Fans wichtig - die Derby-Siege. Das waren schon große Emotionen.

Gleichzeitig ist es auch gelungen, den Klub weiter zu entwickeln. Unsere ausgerufene Wachstumsstrategie auch in die Tat umzusetzen. Dazu beispielsweise eine Kennzahl: In der 2. Liga hatten wir einen Umsatz von 3,7 Millionen, das vergangene Geschäftsjahr werden wir mit rund 10 Millionen Euro abgeschlossen haben.

Also insofern bin ich dankbar und freue mich, dass wir ein großartiges Team auf dem Feld wie auch außerhalb haben. Das durch großen Zusammenhalt einiges bewirken konnte.

"Schöne Momentaufnahme, aber wir können das richtig einordnen"

LIGAPORTAL: Zum Sportlichen. Schneller, höher, weiter... Fußball ist Tagesgeschäft. Das hat sich in dem einen Jahr so weit entwickelt, dass ihr sogar die Nr. 1 in Linz seid. Wenn man die drei direkten Duelle als Maßstab nimmt mit zwei Derby-Siegen der Blau-Weißen. Natürlich ist der LASK in der Vorsaison vor euch gelegen, wurde Dritter und spielt in der Conference League. Aber dennoch hat die Mannschaft von Trainer Gerald Scheiblehner eine rasante Entwicklung genommen, ist seit Wochen unter den Top-6. Werden im sportlichen Bereich neue Ziele definiert?

Christoph Peschek: Wir haben in der letzten Saison, als der Start etwas holpriger war, den Kopf nicht in den Sand gesteckt. Genauso heben wir jetzt nicht ab. Wir wissen, wo wir herkommen. Da ist das klare Ziel der Klassenerhalt.

Das ist derzeit eine schöne Momentaufnahme, aber wir können das richtig einordnen. Die 14 Punkte, die wir Stand jetzt haben, sind 14 Punkte gegen den Abstieg. Natürlich will jeder Sportler möglichst jedes Spiel gewinnen. Schauen wir, was am Ende der Saison herauskommt. 

Erhebender, historischer Moment für Christoph Peschek und den FC Blau-Weiß Linz mit der Eröffnung des neuen Hofmann Personal Stadions im Juli 2023. Links verdeckt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger, bekennender Blau-Weißer, und rechts OÖ-Landeshauptmann Thomas Stelzer.

"Wir wollen uns nicht leiten lassen von irgendwelchen Emotionen oder Unruhe"

LIGAPORTAL: Sie haben eben angesprochen, dass nach dem Fehlstart in der Vorsaison der Kopf nicht in den Sand gesteckt wurde. Ihr habt die Ruhe bewahrt. Das hat euch letztes Jahr ausgezeichnet, der erste Sieg war damals erst in Runde 6, mit 4:2 bei der WSG Tirol. Wo es bei anderen Klubs bei nur einem Punkt aus fünf Spielen und dem letzten Tabellenplatz unruhig geworden wäre, habt ihr am Trainer festgehalten. Warum ist das bei euch anders?

Christoph Peschek: Weil uns auszeichnet, dass wir die Dinge analysieren und für uns die Schlußfolgerungen ziehen. Das heißt, wir wollen uns nicht leiten lassen von irgendwelchen Emotionen oder Unruhe, die möglicherweise in einem Umfeld entstehen kann. Sondern uns ist wichtig im Erfolg wie auch im Misserfolgsfall die Dinge richtig und ordentlich einzuordnen.

Eine der Schlußfolgerungen daraus war, dass wir den Kader verändert und neue Impulse gesetzt haben. Auf der Basis der Saison zuvor und der Erkenntnisse, die wir gezogen haben.

LIGAPORTAL: Inzwischen wecken durch überzeugende Leistungen in der Bundesliga Blau-Weiß-Spieler Begehrlichkeiten. Auch Cheftrainer Gerald Scheiblehner. Wie wichtig war es, dass er geblieben und nicht zur Wiener Austria gewechselt ist?

Christoph Peschek: Es freut uns. Der Trainer macht einen sehr erfolgreichen Job. Allerdings muss man genauso Sportdirektor Christoph Schösswendter mit erwähnen. Die Transferbilanz spricht sehr klar für ihn. Wie es ja auch in Summe das Geschäftsstellenteam gemeinsam geschafft hat, dass wir mit den Fans, den Sponsoren und dem sportlichen Erfolg mehr Umsätze und somit neue finanzielle Möglichkeiten haben.

Die wir vor eineinhalb Jahren sicher nicht hatten. In Summe sind wir im Moment erfreulicherweise sehr gut unterwegs. Aber auch da gilt, wie am Rasen und abseits davon, das Team. 

"Das hat mich schon an meine Anfangszeit bei Rapid erinnert"

LIGAPORTAL: Jetzt hatten sie ja vor ihrer Blau-Weiß-Zeit auch schon viel bei den Grün-Weißen aus Hütteldorf finanztechnisch bewirkt. Der SK Rapid, der eine Strahlkraft österreichweit hat und ein Resonanklub ist. Dann ihre Veränderung von Rapid zu Blau-Weiß Linz. Gibt es da was Vergleichbares zwischen beiden Vereinen?

Christoph Peschek: Es gibt natürlich Unterschiede, aber gleichzeitig auch, zumindest was meine Arbeit betrifft, Ähnlichkeiten. Als ich zu Rapid kommen durfte, war ja die Situation mit Blau-Weiß Linz nicht ganz unähnlich. Auch eine überschaubare Geschäftsstelle, in der Positionierung, in der Vertriebsstrategie und Infrastruktur. Da waren schon noch einige Aufgaben zu erledigen.

Ähnlich war es hier in Linz. Den Klub nochmal zu positionieren, eine Wachstumsstrategie auszurufen. Das hat mich schon an meine Anfangszeit bei Rapid erinnert. Natürlich auch die große emotionale Verbundenheit, den Eifer der Fans. Auch dieser Nimbus als Arbeiterklub.

Trotzdem ist natürlich Rapid, deren Umsatz wohl bei 50 Millionen liegen wird und wir bei 10 Mio. weit vor uns. Daran kann man schon erkennen, dass ein entsprechender Unterschied gegeben ist.

Weiter geht es mit dem zweiten Teil in den nächsten Tagen, in dem sich Christoph Peschek zu Plänen, dem Standing vom FC Blau-Weiß Linz, einem eventuellen Überwintern vor dem LASK in der Tabelle äußert.

Das Interview führte Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: Harry Dostal/www.sport-bilder.at