Nach zehn Jahren beim LASK und stolzen 351 Pflichtpartien mit 40 Toren und 90 Assists wurde mit Ablauf der Vorsaison 2023/24 der Vertrag von Peter Michorl bei den Linzern nicht verlängert. Derzeit stellt sich der 29-jährige Wiener in der Super League 1 bei Atromitos Athen seiner ersten fußballerischen Herausforderung im Ausland und bewies dort auch bereits seine Spielmacherqualitäten. Der Griechenland-Legionär äußerte sich gewohnt authentisch und mit Klartext in der Länderspielpause, gemeinsam mit dem "Fußball-Weisen" und Sky-Experten Alfred Tatar im Sky Sport Austria Podcast „DAB|Der Audiobeweis“.

Peter Michorl wurde heuer am 12. Mai, wenige Tage nach seinem 29. Geburtstag, gebührend und lautstark auf der Linzer Gugl von den LASK-Fans verabschiedet.

„Stimmt, Didi Kühbauer hat mich angerufen

Peter Michorl (Atromitos Athen) über...

…die neue Heimat Griechenland: „Mir geht es richtig gut. Ich habe mich extrem schnell in Griechenland einleben können. Ich bin erst ein Monat später zur Mannschaft gestoßen. Das heißt, die waren schon ein Monat in der Vorbereitung. Mein letztes Pflichtspiel war am 17. Mai in der dritten Liga.

Deswegen habe ich dann schon noch Trainingsrückstand gehabt. Der Fitnesstrainer hat mich ordentlich geschliffen. Ich habe mich aber, schneller als erwartet, in die Mannschaft einfügen können. Ich fühle mich sehr wohl.“

…den Unterschied zwischen der österreichischen und der griechischen Liga: „Der größte Unterschied zwischen Österreich und Griechenland ist die Einzelspielerqualität. Die ist in dieser Liga schon extrem hoch. Unglaublich gute Fußballer. Wenn die dann noch verstehen, als Team zusammenzuarbeiten, dann kann es schon sehr weit gehen.“

…eine mögliche Rückkehr zur Wiener Austria: „Es hat mit der Wiener Austria genau kein Gespräch gegeben. Jürgen Werner hat mich nicht angerufen. Oder Manuel Ortlechner hat mich nicht angerufen. Die Austria war somit kein Thema. Was aber stimmt, Didi Kühbauer hat mich angerufen.“

„Zwischen 11 und 17 Uhr kannst du in Griechenland nicht auf den Fußballplatz gehen"

…die Trainingsbedingungen in Griechenland: „Wir trainieren meistens um 9 Uhr in der Früh. Weil zwischen 11 und 17 Uhr kannst du in Griechenland nicht auf den Fußballplatz gehen. Da hat es dann teilweise zwischen 39 und 42 Grad. Da ist es unmöglich, eine Trainingseinheit abzuhalten. Wenn wir abends trainieren, dann findet das meistens um 19 Uhr statt. Es ist schon gewöhnungsbedürftig. Ich hatte am Anfang mit dem Wetter zu kämpfen.“

…die Ziele mit Atromitos in dieser Saison: „In Griechenland ist es dieses Mal erstmals so, dass sich die ersten vier Mannschaften den Meister ausspielen. Platz Fünf bis Acht spielt dann um die Conference League. Und der Rest spielt um den Abstieg. Das klare Saisonziel von uns ist, dass wir nach dem Grunddurchgang bei den Plätzen Fünf bis Acht landen. Wir wollen dann schon den Fünften Platz erreichen, der zur Conference League berechtigt.“

„Mir kommen jetzt noch die Tränen"

…die Aussortierung beim LASK durch Thomas Sageder: „Mit das Schlimmste, was einem Fußballer so passieren kann. Da wird dir quasi das weggenommen, was du am meisten liebst. Du willst Fußball spielen, du willst am Platz stehen, du willst dich matchen. Das konnte ich dann einfach nicht mehr. Der Verein hat mit Thomas Sageder eine Philiosophie vorgegeben.

Thomas Sageder war dann der Meinung, dass das so mit mir nicht durchzuführen ist. Das muss man dann als Profisportler auch akzeptieren. Ich habe mich auch in den Monaten danach extrem professionell verhalten. Die Situation war dann absolut nicht leicht. Leicht zu verkraften war es nicht.“

…den Abschied beim LASK: „Mir kommen jetzt noch die Tränen, wenn ich darüber sprechen muss. Es war dieses Sturm Graz-Heimspiel. Du wirst dann am Feld verabschiedet, gehst auf die Tribüne. Und da habe ich schon das „Legende für immer“ gesehen. Da habe ich mir gedacht, wenn da jetzt was für dich kommt, dann wird das richtig schwer, nicht in Tränen auszubrechen.

Dann wird da ein Bild raufgezogen und das bist einfach Du. Das war eine unglaublich schwere Zeit. Ich bin nach diesem Tag auch in ein brutales Loch gefallen. Weil wie jeder weiß, liegt mir der LASK extrem am Herzen. Es waren wirklich zehn wunderbare Jahre. Da dann kein Teil mehr davon zu sein, da bricht einem schon etwas weg.“

…die Entlassung von Thomas Darazs: „Wir kennen ja alle das Fußballgeschäft. Der LASK ist mit drei Punkten aus fünf Runden in die Saison gestartet. Durch das Stadion, durch die Spieler hat man andere Erwartungen. Leider ist der Saisonstart weniger gut verlaufen. Es war einfach irgendwie der Wurm drinnen.“

…die Ambitionen des LASK unter Markus Schopp: „Der LASK hat sich in den letzten Jahren als Top-Drei-Klub in der österreichischen Bundesliga etabliert. Ich denke, dass sie sich da auch wieder sehen werden. Der Kader gibt es absolut her, dass du dieses Ziel erreichen kannst. Der Kader ist sicher nicht so schlecht, wie der LASK im Moment dasteht.“

„Ein Verein, wie es der LASK ist, braucht schon auch Typen"

…die Identität des LASK: „Ein Verein, wie es der LASK ist, braucht schon auch Typen, die wissen, wie die österreichische Bundesliga funktioniert. Der LASK hat diese Typen auch drinnen. Ein Robert Zulj ist schon länger hier, ein Tobi Lawal ist schon länger hier. Das ist immens wichtig, dass du so Führungsspieler drinnen hast. Die wissen, wie der Hase läuft. Wenn du nur mit ausländischen Spielern am Platz herumläufst, werden die nicht wissen, wie die österreichische Liga funktioniert.“

…den Pressing-Fußball beim LASK und wie Markus Schopp dazu passt: „Markus Schopp ist für mich absolut der richtige Mann für den LASK. Weil er ein absoluter Fachmann ist. Er kommt eben über den Ballbesitzfußball. Ob jetzt Ballbesitzfußball oder Pressing-Fußball, du musst die richtige Energie reinbringen. Dann kannst du mit jeder Art von Fußball erfolgreich sein.“

„LASK wird die Nummer Eins in Linz bleiben"

…das kommende Stadt-Derby des LASK beim FC Blau-Weiß Linz: „Favorit bleibt für mich der LASK. Mit dieser Kaderqualität, und wenn von den verletzten Spielern hoffentlich ein paar zurückkehren, dann ist für mich der LASK Favorit. Der LASK wird die Nummer Eins in Linz bleiben.“

 

…den VAR und Schiedsrichter in Griechenland: „Das Schiedsrichter-Thema in Griechenland ist sehr groß. Mit dem VAR haben wir fast mehr Probleme als in Österreich.“

Highlights und Lieblingsmitspieler beim LASK: „Das größte für mich wird mir jetzt wahrscheinlich niemand glauben. Es war dieses Heimderby gegen Blau-Weiß Linz. Da durfte ich noch spielen. 2:0-Sieg, da durfte ich noch 90 Minuten am Platz stehen. Die Stimmung, die ganze Woche davor war alles aufgeladen. Das war das größte Highlight für mich.

Ich hatte viele, richtig gute Mitspieler. Das Gesamtpaket Philipp Wiesinger beeindruckt mich noch heute. Ich bin richtig happy, dass der Typ nach so einer langen Leidenszeit wieder zurück ist. Dass dieser Fußballer ohne seine Verletzungen eine andere Karriere gemacht hätte, davon bin ich überzeugt.“

„Der LASK ist mein Verein. Und das wird er auch immer bleiben"

…eine mögliche Österreich-Rückkehr: „Das ist jetzt momentan zu weit weg. Ich genieße wirklich das Vertrauen, was ich hier gerade spüre. Es macht mir irrsinnig Spaß, wieder selbst Fußball spielen zu können. Wenn mich der Markus Schopp anruft, werde ich sicher nicht wegdrücken. Aber alles zu weit weg. Ich bin froh, hier zu sein.“

 

…eine mögliche Rückkehr zum LASK, auch in einer anderen Funktion: „Auf jeden Fall. Der LASK ist mein Verein. Und das wird er auch immer bleiben.“

„Wenn das Team nicht harmonisch funktioniert, kannst du keinen Erfolg haben“

Alfred Tatar (Sky-Experte) über...

…die Entwicklung des Transfermarkts: „Wir sehen mittlerweile sechs Milliarden Tranferumsatz heuer. Mittlerweile zählt es nicht mehr, dass man eine lange Zeit bei einem Verein verbracht hat. Man hat dadurch keine Bonität mehr. Die Klubs sind alle auf eine Schiene gefahren, die mir gar nicht gefällt. Nämlich zu glauben, dass man Spieler holt, diese entwickelt und dann teuer weiterverkauft. Der LASK ist mittlerweile auch auf so einer Schiene. Ich sehe hier leider keine Möglichkeit, dass man teure Verkäufe lukrieren kann.“

…die Entlassung von LASK-Sportdirektor Radovan  Vujanović (siehe auch HIER): „Ich glaube, Markus Schopp hat es ähnlich getan wie in Hartberg. Das er gesagt hat, ich werde nur Trainer, wenn ich auch gleichzeitig Sportdirektor bin.“

„Große Challenge ist, dass das Team keine homogene Einheit ist"

Markus Schopp: „Natürlich ist Markus Schopp ein unglaublicher Fachmann. Die große Challenge ist, dass das Team keine homogene Einheit ist. Sondern dass da kleine Gruppierungen sind. Und Markus Schopp muss das von der ersten Minute an eliminieren. Wenn das Team nicht harmonisch funktioniert, dann kannst du keinen Erfolg haben.“

…die Kaderzusammenstellung des LASK: „Meine Einstellung ist, dass man als Trainer stets versuchen sollte, die Spieler zu befähigen, etwas auf dem Spielfeld zu tun, was sinnvoll ist. Mehrere Varianten und Möglichkeiten, und nicht auf eine einzige Spielweise reduzieren. Der Kader, den man zusammenstellt, sollte das berücksichtigen.“

…das kommende Linzer Derby des LASK beim FC Blau-Weiß Linz: „Volle Hütte. Da wird eine enorme Stimmung herrschen. Blau-Weiß wird zeigen, was sie zuletzt immer gemacht haben. Und das war hervorragend. Der LASK muss darauf eingestellt sein, dass hier elf hoch motivierte Spieler von Blau-Weiß auftreten werden.

Der LASK muss wiederum ähnliche Motivation zeigen. Wenn auch endlich wieder ein Teamgeist zu sehen ist, dann wird die Qualität, die beim LASK schon höher ist, den Ausschlag geben.“

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at