Im Fußball kommt es selten vor, dass sich die Protagonisten beider Klubs und auch neutrale Beobachter bei der Beurteilung einer umstrittenen Situation absolut einig sind - siehe auch HIER. Doch nach dem packenden Match am gestrigen Sonntag zwischen der Austria Klagenfurt und dem SK Rapid (1:1) in der zweiten Runde der ADMIRAL Bundesliga 2024/25 war dies der Fall: Dass Austria-Kapitän Thorsten Mahrer vom Platz gestellt wurde, war ein krasser Fehler des Schiedsrichter-Teams. Jetzt steht der Strafsenat des ÖFB im Fokus.

Gilt als harter, doch fairer Innenverteidiger: Thorsten Mahrer (hier in der Vorsaison gegen BL-Torschützenkönig Karim Konaté). Der 34-jährige Klagenfurter Kapitän absolvierte 220 BL-Partien und sah in seiner Zeit bei den Kärntner Violetten seine zuvor einzige Rote Karte am 16.10.2021. Damals auch daheim vs. SK Rapid.

„Es war aus meiner Sicht kein Foulspiel und sogar der Trainer des Gegners bewertet die Situation so"

„Wir warten erst einmal ab, wie die Situation und die Entscheidung bewertet werden. Es gibt Präzedenzfälle, in denen der Strafsenat von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, korrigierend oder ergänzend einzuwirken. Wenn die Sache fair und gut behandelt wird, würde ein Freispruch erfolgen. Es war aus meiner Sicht kein Foulspiel und sogar der Trainer des Gegners bewertet die Situation so, was diesen Eindruck unterstreicht“, sagte Geschäftsführer Sport Günther Gorenzel.

In der 48. Minute waren Rapid-Angreifer Furkan Dursun und Mahrer in einen Zweikampf verwickelt gewesen. Dursun legte den Ball nach außen am Klagenfurter Abwehrchef vorbei, der die Situation frühzeitig erkannte, das Tempo aufnahm und geschickt den Körper hineinstellte. Schulter an Schulter gerieten beide Spieler wegen der Dynamik aus dem Gleichgewicht und gingen zu Boden. Ein normales, faires Duell.

„War noch nicht mal ein richtiges Foul"

„Ich habe es noch mal im Video gesehen. Von meiner Position von der Bank aus hatte ich schon im Spiel den Eindruck, dass es noch nicht mal ein richtiges Foul war. Der Verteidiger macht es gut, stellt den Körper rein, dann kommen beide zu Fall. Ich hätte weiterlaufen lassen als Schiedsrichter und gar nicht gepfiffen“, ordnete Rapid-Chefcoach Robert Klauß die Situation hinterher ein.

Doch Schiedsrichter Arnes Talic erkannte ein Vergehen Mahrers, entschied auf Freistoß für die Grün-Weißen und zeigte dem Austria-Anführer die Gelbe Karte. Und es kam noch schlimmer: Video Assistent Referee Sebastian Gishamer schaltete sich ein, beorderte Talic zum Bildschirm am Spielfeldrand. Nachdem er sich die Szene immer wieder angeschaut hatte, nahm der Unparteiische die Verwarnung zurück, zückte Rot.

„Ich bin fassungslos und weiß nicht, ob es jemanden gibt, der sich mit Fußball auskennt und sagt, dass das eine Rote Karte ist. Das ist ein absoluter Wahnsinn für mich, dass der Schiedsrichter zum On-Field-Review gegangen ist. Da stehen fünf Rapid-Spieler um mich herum, die mich anschauen und fragen: 'Was tut er denn? Warum geht er überhaupt raus?'“, berichtete Mahrer, der zum „Opfer“ wurde.

„Gelb ist schon arg, aber Rot ist ein Wahnsinn. Unglaublich"

Doch nicht nur die Beteiligten im Wörthersee-Stadion konnten es nicht glauben, auch neutrale Beobachter gaben klare Stellungnahmen ab – wie Sky-Experte Marc Janko, ehemaliger Torjäger. „Wir haben im ganzen Studio niemanden gefunden, der die Szene so wahrgenommen hat wie VAR Gishamer und in weiterer Folge Schiedsrichter Talic. Es ist für mich unerklärbar und das kannst du auch niemandem erklären. Ich kann nur den Kopf schütteln. Gelb ist schon arg, aber Rot ist ein Wahnsinn. Unglaublich.“

„Strafsenat muss da einen Freispruch machen"

Eine Einschätzung, der sich sein Sky-Kollege Alfred Tatar, ehemaliger Profi-Trainer, anschloss und eine klare Forderung im Sinne des Fußballs und der Fairness formulierte: „Der Strafsenat muss da einen Freispruch machen. Es geht nicht anders. Fertig“, sagte Tatar. In Wien wird am Montag getagt und darüber entschieden. Die Verantwortlichen der Violetten und allen voran Mahrer warten gespannt auf das Urteil, das am frühen Abend erwartet wird.

Fotocredit: FC Red Bull Salzburg by Getty