Die ADMIRAL Bundesliga Saison 2023/24 ist eröffnet und sieben der 12 Teams werden von neuen Kapitänen angeführt. Bei der WSG Tirol wurde sogar die Variante "Job-Sharing" eingeführt, führen Mittelfeldspieler Valentino Müller und der junge Innenverteidiger Felix Bacher, der allerdings vorerst verletzt ausfällt, die Wattener wechselnd aufs Feld. Welche wichtige Rolle ein Kapitän in der Mannschaft einnimmt und warum eine Mannschaft nicht ohne Leader funktioniert, erklärt Mentalcoach Wolfgang Seidl in seiner neuen Kolumne.

Führten neben dem steirischen Schiedsrichter Christian-Petru Ciochirca im Eröffnungsspiel der 50. Jubiläums-Saison der ADMIRAL Bundesliga am Freitag in der Linzer Raiffeisen Arena ihre Teams aufs Feld: Guido Burgstaller (l.) vom SK Rapid und Robert Žulj von Gastgeber LASK. Sowohl der 31-jährige Oberösterreicher als auch der 34-jährige Kärntner und Torschützenkönig der Vorsaison bringen in ihrem Amt auch ihre Legionärs-Erfahrung aus der deutschen Bundesliga und 2. Liga ein.

Diesmal kein Torhüter unter den Kapitänen

Mit Spannung blicken wir auf die neue Saison, auch was die Änderungen bei den Kapitänen der 12 ADMIRAL Bundesliga Klubs angeht. Erstmals findet sich darunter kein Torhüter wie in den Vorjahren gewohnt. Gerade auch beim LASK, wo nach den ÖFB-Team-Torhütern Pavao Pervan (VfL Wolfsburg) und Alexander Schlager (FC Red Bull Salzburg) nun nach vielen Jahren erstmals wieder ein Feldspieler die Schleife übernimmt. Der 31-jährige Welser Robert Žulj.

Bei der Wiener Austria wählte die Mannschaft den 27- jährigen Manfred Fischer zum Kapitän. Zweiter Kapitän ist der 34-jährige Australier James Holland, der gemeinsam mit drei weiteren Spielern und Kapitän Fischer den Mannschaftsrat bildet.  

Bei Austria Klagenfurt ist der 33-jährige Thorsten Mahrer der Nachfolger von Markus Pink, der im März nach Ende des Grunddurchgangs der Vorsaison nach China zu Shanghai Port wechselte. Auch zuvor war Mahrer schon einer der Führungsspieler bei den Kärntner Violetten.

Beim TSV Hartberg trägt nun der 26-jährige Jürgen Heil die Kapitänsschleife, die er von Langzeit-Torwart Rene Swete übernimmt.

Bei der WSG Tirol hat sich Cheftrainer Thomas Silberberger dazu entschieden, die Kapitäns-Rolle zwei jüngeren Spielern, nämlich dem 22-jährigen Felix Bacher und dem 24-jährigen Valentino Müller zu übertragen. Diese agieren gleichberechtigt, das Tragen der Schleife bei Pflichtspielen findet abwechselnd statt. Silberberger argumentiert, dass er die schwere Last des Kapitäns auf zwei junge Spieler verteilen möchte.

Die restlichen Teams vertrauen bei ihren Spielführern auf die gleichen Gesichter wie in der vergangenen Saison. Allen vorran das BL-Spitzen-Duo, Serienmeister FC Red Bull Salzburg und Vizemeister SK Puntigamer Sturm Graz, mit ihren Langzeit-Kapitänen Andreas Ulmer bzw. Stefan Hierländer.

Kapitän wählen lassen oder bestimmen?

Als Außenstehender ist es spannend zu beobachten, wie Spieler zu Kapitänen werden. Am Beispiel der Wiener Austria wurden die Spieler von der Mannschaft demokratisch gewählt. So sagt der deutsche Cheftrainer Michael Wimmer, dass es ihm wichtig ist, dass der Kapitän von den Mitspielern bestimmt wird.

Bei der WSG Tirol übernimmt das hingegen der (Langzeit-) Trainer persönlich und übergibt diese wichtige Funktion einem jungen Zweiergespann. Ich finde, hier gibt es kein Patentrezept, sondern jedes Team muss anhand ihrer Struktur die ideale Lösung finden.

Anforderung an den Kapitän und seine Aufgaben

Das Kapitäns-Amt setzt voraus, dass jener Spieler schon vorher die Rolle eines Führungsspielers eingenommen hat. Er sollte seine Mitspieler gut kennen, von jedem respektiert werden und Ansprechpartner für jedes Thema sein. Dazu braucht es kommunikative Fähigkeiten. Er ist auch eine Art Bindeglied zwischen dem Trainer und der restlichen Mannschaft.

Carlo Ancelotti erzählt in seiner Biografie beim FC Chelsea London , wie Didier Drogba zur Mannschaft stieß. Drogba galt als Simulant und Schwalbenkönig, was in der englischen Fußballkultur gegen die Vorstellung von Fair Play verstößt. Ancelotti übergab damals seinem Kapitän John Terry die Verantwortung, mit Drogba zu reden, weil es manchmal wirksamer ist, wenn so ein Gespräch vom Wortführer des Teams kommt und nicht vom Trainer selbst.

Terry lebte diese Werte und war ein Vorbild. Danach änderte der ivorische Ausnahme-Stürmer Drogba seine Spielweise, schoss jede Menge Tore und wurde eine Klub-Legende.

Ein Kapitän ist in vielfacher Hinsicht gefordert. Hat allen vorran seine eigene Leistung abzurufen, weiters als Kommunikator zu fungieren, als "verlängerter Arm" vom Trainer, Sprachrohr seines Teams, Integrationsfigur, Vorbild und erster Ansprechpartner seiner Mannschaft beim Schiedsrichter zu sein. Wie im Auftakt-Match Neo-LASK-Kapitän Robert Žulj hier mit Schiedsrichter Christian-Petru Ciochirca. Bei der Nr. 10 der Linzerkommt noch positiv die Identifikation mit Oberösterreich dazu.

Psychische Belastbarkeit ist Voraussetzung

Der Kapitän muss psychisch belastbar sein und auch in den schwierigsten Momenten am Platz Ruhe ausstrahlen. Er muss das Geschehen am Platz im Griff haben und darf sich nicht von seinen Emotionen leiten lassen.

Er ist der erste Ansprechpartner für den Schiedsrichter während des Matches. In aggressiv geführten Matches sollte er beherzt das Spiel gestalten, mit gutem Beispiel vorangehen und die Hektik aus dem Spiel nehmen.

Bei Austria Klagenfurt sind die Führungsrollen auf mehrere Spieler verteilt. Neben dem etatmäßigen Kapitän Thorsten Mahrer ist auch sein Stellvertreter Christopher Cvetko ein "verlängerter Arm" von Cheftrainer Peter Pacult. Auch die Achse spielt eine gewichtige Rolle. Bei den Kärntner Violetten mit Torhüter Menzel, dem erfahrenen Innenverteidiger-Duo Mahrer/Wimmer und davor Cvetko im zentralen Mittelfeld.

Idealbild: Mehrere Führungsspieler im Team

Durch seine Führungsrolle kann er im Match auch scheinbar verlorene Partien wieder drehen. Dazu muss er enttäuschte Spieler wieder aufbauen, sie auf ihre Aufgaben hinweisen, Spieler coachen, sowie das Team motivieren und pushen.

Durch seine Vorbildfunktion - kämpfen bis zur letzten Sekunde - kann er so seine Mitspieler wieder leichter mitreißen.

Ideal wäre es, wenn ein Team mehrere Führungsspieler hat, und diese auch von der räumlichen Aufteilung – Defensive - Mittelfeld - Offensive -  optimal am Platz verteilt, agieren können. Hier kann der Kapitän als Führungsspieler und Entwickler seine Erfahrungen und sein Wissen gut einbringen.

Die Verantwortung des Kapitäns liegt auch darin, dass sich in Teams mit Spielern aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen keine Grüppchen innerhalb der Mannschaft bilden. Er trägt auch dazu bei, dass die Harmonie innerhalb des Teams aufrecht bleibt. Als Leader sollte er Konflikte rechtzeitig erkennen und zusammen mit dem Trainer die dafür notwendigen Maßnahmen ergreifen.

Coaching für den Kapitän

Wir sehen also, welches wichtige und verantwortungsvolle Amt ein Kapitän im Team einnimmt. Diese Rolle gilt es zu entwickeln und zu fördern, speziell bei jüngeren Spielern.

In meiner Arbeit als Mentalcoach arbeite ich unter anderem auch mit Kapitänen zusammen, damit sie diese tragende und herausfordernde Rolle entschlossen ausüben können und somit eine große Stütze für das gesamte Team sind. 

Wolfgang Seidl

Wolfgang Seidl, ist selbstständiger akademischer Mentalcoach mit einer Praxis in der Steiermark und Wien. Er betreut als Coach Sportler, stressgeplagte Menschen, Mannschaften und Unternehmen. 

Der Schwerpunkt seiner Arbeit mit Fußball liegt einerseits in der mentalen individuellen Betreuung von SpielerInnen sowie in der mentalen Beratung von Mannschaften.


MANA4YOU

Wolfgang Seidl, MBA
Akademischer Mentalcoach
Dipl. Teamentwickler
HeartMath®Coach

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