Im schnelllebigen Fußball-Geschäft mit kurzen Halbwert-Zeiten bei Trainern zählt er zu den Ausnahmen: Thomas Silberberger. Seit 1. Juli 2013 ist der 50-jährige Innsbrucker Chefcoach bei der WSG Tirol, geht nun in seine bereits 11. Saison mit den Wattenern. Das sucht in Österreich im Profifußball seinesgleichen. In Deutschland vergleichbar mit Christian Streich (seit 01/2012, SC Freiburg) und Frank Schmidt (seit 09/2007, 1. FC Heidenheim), in Spanien mit Diego Simeone (12/2011, Atlético Madrid). Thomas Silberger bereichert seit Jahren die ADMIRAL Bundesliga, ist ein Tiroler Urgestein, ein Unikat...und äußerte sich bei SKY.

Optisch optimiert in seine 11. Saison als Cheftrainer der Wattener: Langzeit-Coach Thomas Silberberger.

Nur 17 Trainer weltweit länger im Amt

Wenn die WSG Tirol am Freitag, den 21. Juli (18 Uhr), in Runde 1 im Uniqa-ÖFB-Cup bei OÖ-Ligist Bad Schallerbach in die Saison startet, blickt Thomas Silberberger seiner elften in Diensten der Wattener entgegen. Der seit 3. Juni 50-jährige Innsbrucker gilt als bodenständig, ist ein echter Kommunikator.

Eine vom Internationalen Zentrum für Sportstudien (CIES) mit 1. März 2022 erstellte Liste, wies im weltweiten Profifußball (126 Ligen in 89 Ländern wurden untersucht) 17 Coaches auf, die länger als Silberberger im Amt waren. Angeführt wird das Ranking vom südafrikanischen Unikum Jomo Sono, der aktuell 29 Jahre lang Jomo Cosmos aus Johannesburg trainiert, stieg mit dem Klub allerdings in die dritte südafrikanische Liga ab.

Thomas Silberberger gehört nun jedenfalls einem Club an, der kaum mehr als 10 Mitglieder umfasst.

"Sozialkompetenz ist ein großer Punkt"

Auf der fachlichen Ebene gibt es so viele gute Trainer, da hebe ich mich sicher nicht ab. Sozialkompetenz ist ein großer Punkt“, sagte Silberberger bei SKY über sein vermeintlich größtes Plus. „Das kannst du nicht lernen, ich habe es von daheim mitgekriegt. Wenn du dich da verstellen musst, scheiterst du grandios.“

Der 32-jährigeTorhüter und Rekonvaleszent Ferdinand Oswald, ebenfalls schon stolze 9 Jahre bei der WSG Tirol und nach seiner Bandscheiben-OP wohl noch bis zum Winter ausfallend, meint über seinen Trainer: „Er kann sich extrem gut auf Spieler einstellen. Er ist geradlinig. Das zeichnet ihn aus. Jeder weiß relativ schnell, woran er ist. Und er gibt Spieler nach zwei schlechten Partien nicht auf. Außerhalb des Platzes kannst du viel Spaß mit ihm haben, er kann aber auch unangenehm werden."

"Er erfindet sich ständig neu"

WSG-Präsidentin Diana Langes-Swarovski meinte in der „TT“ über den treuen, verdienstvollen WSG-Coach: „Er erfindet sich ständig neu". 

Aufgrund der jährlich hohen Spielerfluktuation und den unterschiedlichen Ausgangslagen in drei verschiedenen Ligen seit Amtsantritt 2013 ist Silberberger zu ständigen Anpassungen gezwungen. „Ich musste schon alle Facetten bedienen – vom Titelfavoriten in der Regionalliga bis zum Abstiegskandidaten in der Bundesliga.“

Bis auf eine Ausnahme löste der ehemalige Bundesliga-Profi (80 Einsätze für FC Tirol, GAK, Austria Salzburg) die Aufgaben als Trainer stets, 2019/20 wurde die WSG durch den Mattersburg-Konkurs gerettet.

Thomas Silberberger ist Teil des WSG Tirol-Dreigestirns mit Präsidentin Diana Langes-Swarovski und Sportdirektor Stefan Köck. Das Trio stieg 2013 innerhalb weniger Monate beim Tiroler Klub ein. Der Chefcoach: „Wir haben gemeinsam vor 10 Jahren angefangen. Diese Personen sind das Gesicht des Vereins."

"Natürlich reizt mich etwas anderes auch noch"

Auch wenn es aktuell kein Ablaufdatum gibt und bei der WSG Tirol "Handschlag-Qualität" zählt, will Silberberger, der davor nur den FC Kufstein coachte, gewisse Ambitionen auf höhere Weihen nicht verhehlen und meint gegenüber SKY Sport Austria: „Ich verfolge keine Karriereleiter, aber natürlich reizt mich etwas anderes auch noch. Aber – und das ist auch der Fluch des Langzeitengagements – ich bin nie am Markt. Da müsste ich aktiv werden. Und mit Gewalt werde ich das nicht machen. Ich bin dem Verein sehr dankbar. Ich kann hier gestalten, es sind extrem kurze Wege.“

Als Rückzugs-Refugium steht dem Wattener Langzeittrainer der heimatliche Bauernhof seiner Eltern stets offen. Die landwirtschaftlichen Flächen seien derzeit zwar zum Großteil verpachtet, „ich kann mir aber vorstellen, dass ich das einmal aktiviere“. 

Zum Frustabbau tauge der Wald allemal: „Manchmal muss ich einen Baum umschneiden.“

 
Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at, RiPu und Josef Parak