Abstiegskampf ist Nervensache und hochemotional. Bestätigt beim Auftaktspiel zur 29. Runde der ADMIRAL Bundesliga zwischen der WSG Tirol und der SV Guntamatic Ried, die nach dem 1:1 und damit 4. Remis in Folge weiter Schlusslicht bleibt und auf den 1. Sieg in der Qualigruppe wartet. Den die Innviertler bereits in der Nachspielzeit feierten, ehe der Jubel im Keim erstickte. Nach VAR-Tor-Check wurde dem vermeintlichen 2:1 von Tin Plavotic die Anerkennung verwehrt. Was hernach den Adrenalinpegel hochschnellen ließ. Allerdings in beiden Lagern, denn auch WSG Tirol-Trainer Thomas Silberberger lief "heiß". Hier die Wortspenden..

Die Szene aus der Nachspielzeit, die hernach die Gemüter im Rieder Lager erhitzte. Vor dem vermeintlichen Treffer zum 2:1 für die SV Guntamatic Ried soll eine  Abseitsstellung vorgelegen haben. Tin Plavotic hernach bei Sky: "Man sieht eine Linie, wo sie meiner Meinung nach auf der gleichen Linie stehen. Da musst du das Tor einfach zählen lassen."

"In der 2. Halbzeit haben wir SV Ried an die Wand gespielt"

WSG Tirol-Cheftrainer Thomas Silberberger über...

....das Spiel: „Wir hätten heute den Sack zumachen müssen. Und zum Schluss hätte uns mit dem 2:1 für Ried fast noch das Damoklesschwert getroffen. Aber wir haben davor eine supercoole Partie geliefert. Mit der ersten Aktion liegen wir nach dem 0:5 zuletzt nach 40 Sekunden mit 0:1 hinten, arbeiten uns dann ab der 25. Minute in die Partie rein. Wir waren ja in allen Statistiken vorne. Großchancen. Torschüsse, Pfostenschüsse.

In der 2. Halbzeit haben wir Ried an die Wand gespielt. Dann belohnen wir uns nicht. Und am Ende kann es sogar passieren, dass wir mit leeren Händen dastehen. Für uns war es wichtig, dass wir den Abstand zu Ried gehalten haben. Aber rechnerisch ist es noch möglich.“

…seine Gefühlswelt nach dem Spiel: „So ein Spiel kostet extrem viel Kraft. Vor allem, wenn man dann zum Schluss die Szene sieht. Dass es so weit kommt, dass Ried das Siegestor machen könnte, da sind wir selber schuld. Wir haben Chance um Chance liegen gelassen und dann kommt es zu so einer Situation. Ried geht bei jeder Standardsituation „All-in“ und dann verteidigen wir es schlecht und haben das Glück durch den VAR gehabt.“

"Viel besser als in 2. Halbzeit werden wir nicht spielen können"

…die Reaktion seiner Mannschaft auf das schnelle 0:1: „Die Mannschaft hat 15 Minuten gebraucht, diesen Schlag ins Gesicht zu verdauen. Was sie dann rausgehaut hat, davon bin ich begeistert. Es ist nicht einfach, nach so einem Rückstand zurückzukommen. Wie die Mannschaft zurückgekommen ist, Hut ab. Viel besser als in der 2. Halbzeit werden wir nicht spielen können.“

...den Ausgleichstreffer durch Julius Ertlthaler: „Ich würde es einordnen in die Kategorie Traumtor. Hat er wunderbar gemacht der Erti. Erti hat das letzte Tor gemacht gegen den WAC, heute wieder und beide Male war er vorher bei mir im Büro und ich habe ihm gesagt, er muss einfach viel torgefährlicher werden. Das werden wir öfter machen müssen, weil jedes Mal, wenn er bei mir zum Rapport ist, funktioniert er danach überragend.“

„Sabitzer spielt den Ball, klarer Elfmeter"

…den Zusammenstoß zwischen Sabitzer und Sahin-Radlinger im Rieder Strafraum: „Sabitzer spielt den Ball, klarer Elfmeter. Dass das der VAR nicht erkennt, das erkenne ich beim ersten Mal hinschauen. Das war eine klare Fehlentscheidung. Wer sitzt denn da wieder im Keller? Das ist unglaublich, dass man das nicht entscheiden kann.“

…den weiteren Saisonverlauf: „Es war für uns ein wichtiger Punkt, eine Moralinjektion. Die 6 Punkte auf Ried sind geblieben. Wir werden morgen schauen, was Altach macht, vielleicht zieht Hartberg an uns vorbei, das wäre in diesem Fall ideal für uns, weil dann hat Altach auch 6 Punkte Rückstand auf uns. Wir werden aber noch punkten müssen.“

"Das Wochenende ist dann am Arsch, du bist 2 Tage für die Familie nicht genießbar"

…die Situation nach der 0:5 Niederlage gegen den TSV Hartberg (im Vorfeld): „Da denkst du dir schon, habe ich das notwendig, dass ich mir das antue. Das Wochenende ist dann am Arsch, du bist 2 Tage für die Familie nicht genießbar. Natürlich denkt man sich oft, warum tue ich mir diesen Scheiß an und habe nicht irgendwo einen Job im Büro, wo ich Freitagmittag den Bleistift fallen lasse und mir das Match WSG gegen Ried anschaue.“

…das 0:5 gegen den TSV Hartberg (im Vorfeld): „Ich habe es der Mannschaft gesagt, das war der klassische Qualirunden-Ausrutscher der WSG. Jedes Jahr haben wir so eine Phase, wo es extrem in die falsche Richtung geht. Das Gute ist, wir haben eigentlich immer eine Reaktion auf diese Ausrutscher gezeigt und die Reaktion hat es dann in sich gehabt.“

"Ich bin nicht Trainer bei Red Bull Salzburg oder Real Madrid"

…die angespannte Situation in der Qualifikationsgruppe (im Vorfeld): „Ich bin nicht Trainer bei Red Bull Salzburg, wo ich 90% Erfolgsquote habe oder bei Real Madrid, wo es eine Enttäuschung ist, wenn ich im Champions League Halbfinale ausscheide. Ich bin Trainer der WSG und das seit zehn Jahren. Wir haben alle Facetten bespielt. Wir waren sehr erfolgreich. Es gibt dann auch Sachen wie die Qualirunde, aber das gehört dazu. Ich bin weit weg davon, dass ich sage, ich möchte gerne als Zuschauer hier sein.“

Valentino Müller (WSG Tirol): „Wir hätten in der 2. Hälfte das Spiel schon viel früher entscheiden können. Da habe auch ich eine super Chance gehabt. Das ist bitter, dass wir das nicht machen. Am Schluss haben wir einfach nochmal Glück gehabt.“

Julius Ertlthaler (WSG Tirol) über...

…die Abseitsentscheidung in der letzten Minute: „Es ist eine Millimeterentscheidung ob Abseits oder nicht. Glücklicherweise hat der Schiedsrichter für uns entschieden.“

…eine mögliche Abstiegsgefahr: „Solange es rechnerisch möglich ist, ist immer die Gefahr da. Wir haben den Abstand gehalten auf Ried und wollen ihn in der nächsten Woche ausbauen oder halten.“

"Deshalb habe ich kein Problem damit, wenn er emotional ist"

Stefan Köck (Manager Sport WSG Tirol) über...

Trainer Thomas Silberberger (im Vorfeld): „Er ist ein sehr emotionaler Typ. Er ist sehr emotional, sehr gerade. Er sagt das, was er sich denkt in einer Situation. Das finde ich auch gut so, das macht ihn sympathisch und hat ihn auch erfolgreich gemacht. Deshalb habe ich kein Problem damit, wenn er emotional ist.“

…die bisher schwachen Ergebnisse der WSG Tirol in der Qualifikationsrunde (im Vorfeld): „Es kommt die Drucksituation dazu. Die Köpfe arbeiten anders, dann hast du das ein oder andere unglückliche Spiel dabei und dann bist du in einem Strudel. Wir haben uns aber aufgrund der Ausgangssituation vom Herbst ein Punktepolster zugelegt. Deswegen bin ich überzeugt, mit 8 bis 9 Punkten in der Qualirunde werden wir unser Ziel Klassenerhalt schaffen.“

Raffael Behounek (im Vorfeld): „Der Rafi Behounek ist ein überragend guter Spieler, ein überragend guter Verteidiger, der auch extrem wichtig ist bei uns in der Spieleröffnung. Er hat natürlich auch immer wieder einmal Situationen, aber die hat jeder Spieler, wo es Höhen und Tiefen gibt. Der Trainer war der Meinung, er muss ihn wieder ein bisschen auf den Boden der Realität holen, deshalb hat er ihn gegen Hartberg herausgelassen aus der Startformation.“

Ruhende Bälle bzw. Standard-Varianten sind eine Trumpfkarte der SV Guntamatic Ried.

„Da ist es schwierig, die Emotionen im Griff zu behalten“

Maximilian Senft (Cheftrainer SV Guntamatic Ried) über...

…seine Emotionen direkt nach dem Spiel: „Es ist gerade schwierig, emotional die Balance zu behalten. Ich stehe die ganze Zeit mit meinem Trainerkollegen neben Florian Jäger, dem Vierten. Vor dem Gegentor sagt Florian glasklar „Hands“, wird nicht gegeben und ich stehe daneben und muss zuschauen, wie wir das Tor bekommen. Dann sagt er beim Ranacher „gelb-rot“, ich stehe daneben, sehe, dass es eine klare Gelb-rote ist, wird wieder nicht gegeben. Da ist es schwierig, die Emotionen im Griff zu behalten.“

…die rote Karte für Roko Jurišic: „Was mich stört, es springen 30 Spieler auf, von beiden Bänken, und da fallen dann natürlich Worte, die nicht in Ordnung sind. Es bekommt dann aber wieder unser Spieler die rote Karte. Ich denke, wenn man in so einer Situation auf emotionale Entgleisungen reagiert, dann gehen 20 Spieler mit rot.“

…das Spiel: „Wir spielen die 1. Halbzeit sehr gut. 2. Halbzeit dann die WSG mit Überhand, obwohl wir gleich nach der Pause eine 100%-ige Torchance haben. Das werden wir wieder selbstkritisch aufarbeiten.“

„Dass das nicht zählt, verstehe ich einfach nicht"

Tin Plavotic (SV Guntamatic Ried) über...

…das aberkannte Tor in letzter Minute: „Dass das nicht zählt, verstehe ich einfach nicht. Man sieht eine Linie, wo sie meiner Meinung nach auf der gleichen Linie stehen. Da musst du das Tor einfach zählen lassen. “

…das Remis: „Es tut echt weh. Heute haben wir wieder gekämpft, wieder gezeigt, dass wir gewinnen können und wieder stehen wir mit nur einem Punkt da. Aber aufgeben, das machen wir nicht.“

"...er war komplett überfordert mit der Partie"

Seifedin Chabbi (1:0-Torschütze SV Guntamatic Ried) über...

…die Situation der SV Guntamatic Ried: „Es passt wieder zu unserer Situation. Wir kriegen Tore, die Traumtore sind. Wir kriegen jede Woche eine in die Goschen, es ist unglaublich. Trotzdem, wir haben Moral, wir bleiben dran.“

Schiedsrichter Markus Hameter: „Heute haben wir auch gemerkt, der Schiedsrichter ist ein supernetter Kerl, aber er war komplett überfordert mit der Partie. Da wünsche ich mir auch von der Bundesliga ein bisschen Fingerspitzengefühl, damit es nicht nur bei den Topspielen oben die Besten schicken, sondern auch zu solchen Partien. Man merkt, da war einfach keine Kontrolle vom Schiedsrichtergespann. Es war einfach vogelwild teilweise.“

…die Leistung der SV Guntamatic Ried: „Es war sicher nicht unsere beste Leistung. Wir haben jede Woche einen unfassbaren Druck, das kann man sich nicht vorstellen, außer man ist selbst in dieser Situation. Wir müssen einfach dran bleiben.“

"Schiedsrichter übergeben dann die Verantwortung nach Wien und das ist natürlich schade"

Wolfgang Fiala (Vorstand Sport SV Guntamatic Ried) über...

Seifedin Chabbi: „Seifedin hat ganz klare Stärken mit dem Rücken zum gegnerischen Tor. Max (Senft, Anm.) will so einen Stürmer in seiner Mannschaft haben, der auch Bälle sichern kann, dass die anderen Spieler nachrücken können, der Ablagen spielen kann und der dann auch im Strafraum seine Qualitäten hat, um die notwendigen Tore zu erzielen.“

…eine mögliche Verlängerung von Seifedin Chabbi: „Wir wollen jetzt abwarten, wie es weitergeht. Wir sind sehr positiv, dass wir auch nächstes Jahr noch in der Bundesliga spielen, und dann gibt es zeitgerecht diese Gespräche.“

…das Handspiel vor dem 1:1 der WSG Tirol: „Ich habe den Schiedsrichter beobachtet, als die Aktion war. Er wollte eigentlich schon pfeifen. Ich glaube einfach, das größte Problem an der Einführung des VAR ist, dass die Schiedsrichter sich sehr stark verlassen, dass wenn etwas sein sollte, der VAR eingreift.

Sie übergeben dann die Verantwortung nach Wien und das ist natürlich schade. Unter normalen Umständen hätte er es gepfiffen, weil ich glaube, dass er es gesehen hat. Der Hauptschiedsrichter hat eine besondere Verantwortung in so einer Saisonphase. Sich dann ständig auf den Keller oder den zweiten Blick zu verlassen, das wird dem Posten des Hauptschiedsrichters nicht gerecht.“

"Von der Energie sind sie völlig intakt"

Walter Kogler (Sky Experte) über...

…das Spiel der WSG Tirol: „Auf der einen Seite wäre die Möglichkeit gewesen, mit einem Sieg vorne anzudocken. Jetzt wäre noch die Möglichkeit gewesen in letzter Sekunde, nachdem man eine furiose 2. Hälfte gespielt hat mit unzähligen Chancen, dass du das Spiel noch verlierst.“

…die SV Guntamatic Ried: „Heute waren sie aufgrund der letzten Minuten nahe dran. Über die 90 Minuten war es heute für die Rieder kein Nackenschlag, sondern ein gut und schwer und hart erkämpfter Punkt.“

…das aberkannte Tor in der letzten Minute: „Über diese Situation brauchen wir nicht diskutieren. Es wird ausgemessen und diejenigen sagen eben, dass es ein Abseits war. Auch wenn es nur um einen Millimeter Abseits ist, dann ist es eben so.“

…die Tabellensituation der SV Guntamatic Ried: „Von der Leistung her, wie die Mannschaft auftritt, von der Energie sind sie völlig intakt. Sie werden es in den nächsten drei Runden mit drei Unentschieden nicht schaffen. Sie werden irgendwo einen Dreier machen müssen. Aus Rieder Sicht wahrscheinlich am liebsten in der nächsten Runde, wenn sie Altach empfangen. Wenn sie sich nicht durch das heutige Spiel und die Entscheidungen außer Tritt bringen lassen, dann haben sie die Form, dass sie die Liga halten können.“

29. Runde ADMIRAL Bundesliga, 7. Runde der Qualigruppe

Freitag, 12. Mai 2023, 19:30 Uhr, Tivoli Innsbruck, SR.: Markus Hameter

WSG Tirol vs. SV Guntamatic Ried 1:1 (1:1)

Tore: 0:1 Chabbi (1., Assist Beganovic), 1:1 Ertlthaler (37.).

Gelbe Karten: Ranacher (11.), Blume (67.), Ertlhaler (90.+2) / Madritsch (43.), Gragger (64.), Ziegl (68.), Trainer Senft (77., SR-Kritik), Lackner (89.).

Gelb-Rote Karte: SVR-Co-Trainer Michael Madl (wiederholte SR-Kritik). Rote Karte: Jurisic (90.+6)

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Statement-Quelle: Sky Sport Austria und WSG Tirol

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL, RiPu und SKY Sport Austria