Mehr als vier Wochen liegt die letzte Partie der Tipico Bundesliga bereits zurück. Der österreichische Fußball sieht sich zurzeit mit einer völlig ungewohnten und langen Pause konfrontiert, die aufgrund des grassierenden Coronavirus wohl auch noch weiter andauern wird. Bis zumindest Anfang Mai ist der Spielbetrieb in der Tipico Bundesliga stillgelegt. 

"Man lebt für Spiele und Wettkämpfe"

Austria-Trainer Christian Ilzer spricht im Interview mit „Viola TV“ von einer "komischen Situation". „Der Fußball hat in den letzten zehn Jahren meines Lebens immer eine zentrale Rolle eingenommen. Ich genieße es jetzt auch einmal, viel Zeit mit meinen Kindern und meiner Frau zu verbringen. Die Zeit dreht sich im Moment ein bisschen langsamer und natürlich fehlt mir der Spielbetrieb. Ich war jetzt zehn Jahre in diesem Hamsterrad drinnen, aber am Ende lebt man für Spiele und Wettkämpfe“, beschreibt der gebürtige Steirer die neue, ungewohnte Lebenssituation. 

Ilzer setzt Teile des Heimprogramms selbst um 

Wie alle anderen Fußballprofis auch, halten sich die Veilchen seit mehreren Wochen in den eigenen vier Wänden fit. Den Spielern wurden Heimprogramme verordnet, die der Chefcoach der Austria aber auch mitmacht: „Ich probiere, Teile des Heimprogramms selbst umzusetzen. Ich möchte am eigenen Körper spüren, wie sich das Heimprogramm anfühlt und auswirkt, um dann noch intensiver in den Austausch mit unserem Fitnesscoach Marco Angeler gehen zu können. Spieler sind gewohnt, dass sie einen sehr strukturierten Tagesablauf vorgelegt bekommen, da ist es top, dass wir Spieler in der Mannschaft haben, die in so einer Situation eine riesige Eigendynamik entwickeln. So wie das Heimprogramm mittlerweile bei allen läuft, funktioniert es tadellos“, merkt Ilzer an. 

Wiederaufnahme des Trainings: "Die Fairness muss gegeben sein"

Während in Deutschland die meisten Bundesligisten schon wieder am Trainingsplatz stehen und auf einen möglichen Restart im Mai hinarbeiten, könnte es in Österreich noch etwas dauern, bis das Training wieder aufgenommen werden kann. Eine Umfrage der VdF ergab, dass sich elf von zwölf Bundesligisten in Österreich für eine Rückkehr auf den Trainingsplatz aussprechen.

Auch der Austria-Trainer spricht sich für eine Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs aus, betont aber auch, dass eine Fairness gegeben sein muss: „Ich denke schon, dass wir uns auch an den großen Ligen wie der deutschen und englischen orientieren werden. Es müsste aber einen klaren Zeitpunkt geben, ab dem solche Trainings möglich sind und es sollte für alle Vereine in der Liga gleiche Voraussetzungen geben. Die Fairness muss gegeben sein. Bei solchen Trainings in Kleingruppen hätten wir wieder eine Struktur, wir könnten den Ball dazunehmen, sowie technische und kleine taktische Elemente trainieren. Wenn es wieder losgehen sollte, dann braucht man aber davor schon auch das Mannschaftstraining - wir müssen gewährleisten, dass sich die Spieler nicht verletzen. Wir werden flexibel sein und uns auf die Situation einstellen. Am Ende wollen wir alle diese Saison sportlich zu Ende spielen“, stellt Christian Ilzer klar. 

Ilzer wünscht sich Fortsetzung der Saison 

Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer hatte sich unlängst für eine Fortsetzung des Spielbetriebs ausgesprochen. Die Saison soll - wenn möglich - auf sportlichem Wege beendet werden. Das sieht auch Christian Ilzer so: „Ich persönlich hätte mich am Anfang gar nicht mit Geisterspielen anfreunden können, weil das Stadionflair einzigartig ist und man von der euphorisierenden Stimmung, die ein Fußballspiel begleitet, lebt. Jetzt muss man sagen: wir müssen wieder in die Medienwelt zurück, unsere Spiele müssen wieder im Fernsehen gezeigt werden, denn dadurch kommt unsere ganze Ernährungskette wieder in Schwung. Deshalb müssen wir uns auch damit auseinandersetzen, Geisterspiele durchzuführen. Zumindest könnten uns die Menschen dann an den Fernsehschirmen verfolgen, die Zeitungen würden über uns schreiben. Ich glaube, das ist jetzt für alle Klubs existenziell ganz wichtig. Wir müssen alles daransetzen, Lösungen zu finden, diese Saison fertig spielen zu können.“

 

von Ligaportal, Foto: Richard Purgstaller