Er kam im Juli 2023 zum SKN St. Pölten und ist bei den Wölfen eine Art "Leithammel" im Mittelfeld: Marc Stendera. Der in seiner Vita einen EM-Titel mit dem deutschen U19-Team (2014) und den DFB-Pokal-Gewinn mit Eintracht Frankfurt (2018) stehen hat. Der Traditionsklub aus "Mainhattan" ist für den 28-jährigen Deutschen aus dem nordhessischen Kassel sein "Herzensverein". Nachdem es in der gebrauchten Vorsaison mit der Bundesliga-Rückkehr des SKN nicht klappte und in der neuen einen Fehlstart gab, präsentierte sich der zentrale Mittelfeldspieler im exklusiven Ligaportal-"Give-me-five"-Gespräch dennoch kämpferisch. 

Rechtsfuß Marc Stendera mit viel Power. Der 28-jährige Deutsche ist im Wolfsrudel längst eine feste Größe. Als zentraler Mittelfeldspieler absolvierte er wettbewerbsübergreifend bisher 35 Einsätze, erzielte dabei zwei Tore (eins im ÖFB-Cup und jüngst in der ADMIRAL 2. Liga) und steuerte neun Assists bei, um gesamt nur vier gelbe Karten zu kassieren. Auch wenn der SKN nach sieben Runden nur auf Rang 13 liegt und mit fünf Punkten bereits 14 (!) hinter 2. Liga-Leader SV Ried gibt sich Stendera kämpferisch und zuversichtlich für den weiteren Saisonverlauf.

"Ich bin Eintracht-Fan und bleibe es auch"

LIGAPORTAL: Hallo Marc. Wir stammen beide aus Nordhessen, du bist in Kassel geboren, deine Jugendvereine waren die benachbarten TSV Heiligenrode und OSC Vellmar, ehe du von dort im Sommer 2010 als 14-Jähriger in den Nachwuchs von Eintracht Frankfurt gewechselt bist. Hat dich der Traditionsklub in Nordhessen - der KSV Hessen Kassel - damals übersehen, wollte dich etwa nicht oder wolltest du nicht, dein fünf Jahre jüngerer Bruder Nils ging ja hin und dann vor über zehn Jahren vom KSV ebenfalls zur Eintracht und kehrte inzwischen zu den Kasseler Löwen zurück?

Marc Stendera: Nein! Der KSV Hessen hat mich nicht übersehen - wir waren bei Vellmar einfach viel besser (lacht). Zu diesem Zeitpunkt war der OSC Vellmar die beste Mannschaft in Nordhessen und wir haben auch zwei, drei Spieler, die es in die Bundesliga geschafft haben. Was sehr ungewöhnlich ist für so eine Kleinstadt-Mannschaft vor den Toren Kassels. Insofern hat sich die Frage nach dem KSV Hessen Kassel nie gestellt.

"Das sind Momente, an die man sich natürlich gerne zurückerinnert"

LIGAPORTAL: Du hast bei Eintracht Frankfurt im Sommer 2012 mit erst 16 Jahren den Sprung zu den Profis geschafft und hast bis zum September 2019 und deinem Wechsel zu Hannover 96 gesamt 78 Bundesliga-Einsätze für den Traditionsklub vom Main absolviert (fünf Tore, neun Assists), wurdest mit den Südhessen unter dem damaligen, auch in Österreich bestens bekannten Niko Kovač, 2018 DFB-Pokalsieger. Im Berliner Olympiastadion gegen den favorisierten FC Bayern, gegen den du am 6. April 2013 als 17-Jähriger vor rd. 52.000 Zuschauern dein Bundesliga-Debüt gegeben hast. Bei der 0:1-Heimniederlage gegen die Münchener, Siegtorschütze Bastian Schweinsteiger. Hernach im Frühjahr hast du dann einen Kreuzbandriss erlitten. Doch welche positiven Erinnerungen hast du an dein BL-Debüt und die Zeit bei Eintracht Frankfurt?

Marc Stendera: Ich habe nur positive Erinnerungen daran. Ich habe auch schon mehrmals betont, dass ich Eintracht-Fan bin und bleiben werde. Ich hab mich dort sehr wohl gefühlt. Wahrscheinlich wäre ich auch nie gegangen. Aber wie es im Sport halt so ist, leider hatte ich damals zu viele Verletzungen und dann war es Zeit für eine Veränderung.

Natürlich war das Bundesliga-Debüt damals der Traum eines jeden kleinen Jungen. Und dieser Traum ist für mich in Erfüllung gegangen – das bleibt für die Ewigkeit. Das sind Momente, an die man sich natürlich gerne zurückerinnert.

Marc Stendera (geb.: 10. Dezember 1995) unterschrieb beim SKN St. Pölten bei seiner ersten Auslandsstation bis Sommer 2025 einen Kontrakt.

"Habe mir den SKN dann angeschaut und war positiv überrascht"

LIGAPORTAL: Nach Stationen bei Hannover 96, FC Ingolstadt und VfB Oldenburg führte dich dein fußballerischer Weg vor einem Jahr im Sommer erstmals ins Ausland. Warum Österreich, die dortige 2. Liga und der SKN St. Pölten?

Marc Stendera: Damals war es Jan Schlaudraff (Anm.: heuer bis Juni Geschäftsführer Sport beim SKN), der den Kontakt hergestellt hat – wir hatten uns ja aus Hannover gekannt. Ich war damals offen für alles, wollte auch den Schritt ins Ausland wagen und etwas Neues kennenlernen. Ich habe mir den SKN dann angeschaut und war positiv überrascht.

Die Infrastruktur und die Möglichkeiten sind top – und auch die damaligen Trainer Stephan Helm und Emanuel Pogatetz haben mich überzeugt. Ich hatte einfach Lust, diesen Schritt zu gehen. Jetzt bin ich das zweite Jahr hier, und ich bereue es nicht, ganz im Gegenteil! Es lief sicher nicht alles optimal, aber es macht eine Menge Spaß!

"...weil wir sehr unangenehm werden"

LIGAPORTAL: Ja, der SKN St. Pölten verfügt über eine top Infrastuktur, die bundesligareif ist. Die Rückkehr ins Oberhaus war ja auch in der Vorsaison das erklärte Ziel. Doch zwischen Anspruch und Realität klaffte eine große Lücke, wurde es eine gebrauchte Spielzeit. Die ihr nahtlos zunächst in die neue 2024/25 übernommen habt. Wie erklärst du dir den Fehlstart und was stimmt dich zuversichtlich, dass nach nur zwei Punkten anfangs aus fünf Runden der erste Saisonsieg jüngst mit 2:0 in Voitsberg der Turnaround war?

Marc Stendera: Fußball ist Fußball. Man kann nicht einfach nur sagen, dass wir in die 1. Liga aufsteigen wollen und dann tun wir das. Da gehört viel mehr dazu. So
etwas erfordert Zeit, nicht alles funktioniert in einem Jahr perfekt. Jeder muss mithelfen und dagegen ankämpfen und sich verbessern - jeder Verantwortliche, jeder Spieler. So ist das manchmal. Wenn alles vorhersehbar wäre, wäre es ja auch nicht spannend.

Von da her sind wir sicher nicht gut gestartet, haben aber zuletzt einen Sieg geholt. Ich bin mir sicher, dass sich einige Mannschaften in nächster Zeit nicht darauf freuen, gegen uns zu spielen, weil wir sehr unangenehm werden. Und ich bin mir auch sicher, dass wir in nächster Zeit einige Punkte holen werden.

Marc Stendera erzielte am vergangenen Wochenende nicht nur sein erstes Tor in der ADMIRAL 2. Liga für den SKN St. Pölten, sondern schaffte es auch in das hausbauführer-Team der Runde auf Ligaportal.

"Habe den Freistoß mit Überzeugung geschossen"

LIGAPORTAL: Im Vorjahr bist du als zentraler Mittelfeldspieler in 25 Zweitliga-Spielen für den SKN leer ausgegangen, auch in der neuen Saison in den ersten fünf Runden. Für dein St. Pöltener Premierentor in der 2. Liga hast du dir dann anscheinend ein ganz besonderes ausgedacht. Dein Freistoßtreffer am vergangenen Freitag in Voitsberg war Maßarbeit und Marke Tor des Monats zugleich. Warum hat das mit dem ersten Treffer so lang gedauert, lassen die dich so selten an Standards ran und war dir mit all deiner Routine bewusst, dass der gegnerische Torhüter einen "Kaltstart" hatte nach dem Ausschluss kurz zuvor von seinem Vorgänger Schögl?

Marc Stendera: Ich bin ja als Mittelfeldspieler geholt worden, nicht als Stürmer. Das ist im Fußball nun mal etwas kompliziert. Man spielt sich oft gute Chancen heraus, hat gute Möglichkeiten und Abschlüsse und trotzdem geht der Ball einfach nicht ins Tor. Diesmal hat der Freistoß genau gepasst. Über den Torwart, der frisch reingekommen ist, haben ich mir keine Gedanken gemacht.

Ich war einfach davon überzeugt, dass das Glück diesmal auf unserer Seite ist und dass der Ball reingeht. Deshalb habe ich den Freistoß mit Überzeugung geschossen und im Endeffekt haben ich und das Team uns dafür belohnt.

Ligaportal: Danke, Marc, für das Gespräch und viel Erfolg.

Das Interview führt Ligaportal-Chefredakteur Herbert Pumann

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL (2) und SKN St. Pölten (1)