Seit diesem Sommer schwingt mit İsmail Atalan am Falkenhorst ein in Österreich eher noch unbekannter Trainer das Zepter. Der 44-jährige Deutsch-Kurde legte einen Falken-Fabelstart hin, mit vier Siegen aus vier Spielen. Beginnend mit dem 6:1-Erfolg des KSV 1919 im ÖFB-Cup beim SK Treibach, dann der 1:0-Coup in der ADMIRAL 2. Liga bei Aufstiegs-Kandidat FC Admira, dem ein 3:1-Lastminute-Sieg gegen den Vorjahres-Fünften FAC und 2:1-Erfolg beim SK Sturm II folgte. Ligaportal sprach mit dem KSV-Coach im "Give-me-five"-Interview (fünf Fragen = fünf Antworten) über den aktuellen Höhenflug der Falken und diverse Themen.

Engagiert und emotional in der Coachingzone: KSV 1919-Neo-Cheftrainer İsmail Atalan. Der Deutsch-Kurde hat sich mit den Kapfenbergern auf ein Spieljahr verständigt, um sich das "erstmal anzusehen". Nachsatz: "Dann werde man weitersehen".

"Mit neun Punkten hat noch niemand die Liga gehalten oder ist aufgestiegen"

LIGAPORTAL: Die letzten Jahre befanden sich die Kapfenberger bis zum Saisonende im Abstiegskampf. Jetzt dieser furiose Saisonstart mit dem Punktemaximum und drei Siegen aus drei Spielen (plus dem Cup-Erfolg). Allein mit harter Arbeit wird es nicht getan sein. Wie erklärst du dir diesen Höhenflug der Falken und wo soll die Reise noch hingehen?

İsmail Atalan: Das Wichtigste ist schon harte Arbeit, aber es ist auch wichtig eine klare Struktur zu haben. Dazu eine klare Disziplin auf und neben dem Platz. Und immer wieder weiter zu machen, nicht nach dem ersten Erfolg aufzuhören. Bescheiden, demütig sein. Wir wollen halt die Situation von den letzten Jahren verändern. Deswegen sind wir hier.

Und dementsprechend haben wir uns vorgenommen, in allen Bereichen was zu verändern. Das hat in den letzten Spielen gut geklappt. Aber es ist uns auch bewusst, dass wir demütig und bescheiden bleiben müssen. Mit neun Punkten hat noch niemand die Liga gehalten und ist noch nie jemand aufgestiegen. Deswegen müssen wir weiter hart arbeiten. Wenn man sich unsere Spiele anschaut, so waren sie alle sehr hart und sehr, sehr eng. Deswegen müssen wir immer ans Maximum gehen.

İsmail Atalan mit KSV 1919-Präsident Erwin Fuchs, der seit 27 Jahren die Geschicke der Kapfenberger leitet

"Habe eine hohe Meinung von Österreich und der ersten und zweiten Liga"

LIGAPORTAL: Du hast mit 44 Jahren schon ein paar Trainerstationen hinter dir, wie u.a. in Deutschland beim VfL Bochum. Was hat dich bewogen diesen Sommer erstmals ein Engagement in Österreich, der dortigen 2. Liga und beim Kapfenberger SV anzunehmen?

İsmail Atalan: Wenn man den Trainerjob ausübt, muss man auch bereit sein, etwas weiter weg zu kommen. Für mich war es immer auch eine Möglichkeit, um in den Nachbarländern von Deutschland zu arbeiten. Vor allem weil ich eine hohe Meinung von Österreich habe und der ersten und zweiten Liga hier. 

Kapfenberg kam über den Head of Corporation Carlos Leal, der früher Kaderplaner bei Arminia Bielefeld war, und dem neuen Geschäftsführer Robert Schäfer, der früher bei Fortuna Düsseldorf Geschäftsführer war, auf mich zu. Sie haben mich angerufen und von dem Projekt erzählt, Spieler zu entwickeln und ambitioniert sein zu wollen. Das fand ich alles interessant und deswegen war das für mich ein sehr spannendes Thema.

"Personell können wir morgen aus dem Vollen schöpfen"

LIGAPORTAL: Morgen steht in der vierten Runde das Heimspiel gegen den SKN St. Pölten (ab 18 Uhr, Ligaportal-LIVETICKER) an, der weniger gut gestartet ist, vor der Saison jedoch als Mit-Aufstiegskandidat genannt wurde. Wie siehst du die Ausgangskonstellation für die Partie und wie sieht es personell aus?

İsmail Atalan: Personell können wir morgen aus dem Vollen schöpfen. St. Pölten ist natürlich individuell sehr stark besetzt. Da sieht man auch ihre Ansprüche. Sie haben jetzt noch zwei Topleute aus dem Ausland geholt, einer davon ist neuseeländischer Nationalspieler (Anm.: Elijah Just). Der andere aus Norwegen (Anm.: Malcolm Stolt).

Sie wollen unbedingt aufsteigen. Das sieht man an ihren Transfers, an ihrer Ungeduld. Sie haben individuell eine sehr starke Mannschaft. Da müssen wir demgegenüber morgen Abend als Mannschaft eine sehr hohe Hilfsbereitschaft untereinander haben. Dann werden wir sehen. 

Geht nur "über mannschaftliche Leistung, die Organisation, den Willen, Kampf- und Teamgeist"

LIGAPORTAL: Vor der ersten länderspielbedingten Ligapause Anfang September geht es für dich und deine Mannschaft gleich zweimal ins steirische Duell mit dem ASK Voitsberg. Mittwoch im ÖFB-Cup daheim und dann darauf in der Sonntags-Matinee in Voitsberg. Dein Ausblick auf das Doppel-Duell mit dem angeschlagenen Aufsteiger, der mit drei Liga-Niederlagen mehr schlecht als recht in die Saison gestartet ist?

İsmail Atalan: In unserer Situation gibt es für uns keine angeschlagenen oder nicht angeschlagenen Gegner. Das ist für uns nicht relevant. Wir müssen jedes Spiel 100 Prozent geben. Nur über die mannschaftliche Leistung, die Organisation, den Willen, Kampf- und Teamgeist wollen wir jedes Spiel gewinnen.

Doch wir haben es gesehen, es gibt keinen Gegner, den wir, vor allem wir als Kapfenberger SV, unterschätzen dürfen.

"Stand jetzt sind wir mit dem Kader durch"

LIGAPORTAL: Ihr habt euch punktuell verstärkt und du hast sehr schnell eine Einheit geformt, die bisher obendrein viel Moral und Combacker-Qualität bewiesen hat. Im Sommer herrschte am Falkenhorst eine große personelle Fluktuation. Du bist ja auch neu beim KSV 1919. Was ist in den verbleibenden zwei Wochen auf dem Sommer-Transfermarkt noch geplant in punkto Zu- bzw. Abgängen?

İsmail Atalan: Wir sind natürlich im Austausch mit der sportlichen Führung mit Lukas Knauer und Carlos Leal. Doch Stand jetzt sind wir mit dem Kader durch. Es sei denn es passiert noch was verletzungstechnisch, was wir natürlich nicht hoffen. Aber normal sind wir durch und sehr zufrieden mit der Kaderstärke sowie der individuellen Qualität der Spieler.

LIGAPORTAL: Danke für das offene Gespräch. Viel Erfolg!

Das Interview führt Ligaportal-Chefredakteur Herbert Pumann.

Siehe auch:

ADMIRAL 2. Liga-Vorschau Runde 4: Hält Siegesserie von SV Ried & KSV 1919?

Mannis Match-Prognosen Runde 4: Sechs Heimsiege und zwei Remis

 

Fotocredit: Josef Parak (2) und KSV 1919 (1)