Wenn morgen der FC Salzburg im Rückspiel der Champions-League-Qualirunde 3 beim FC Twente Enschede antritt (ab 19 Uhr, Ligaportal-LIVETICKER) weiß einer, der mittlerweile in der ADMIRAL 2. Liga spielt, was für ein "Hexenkessel" mit 30.000 Zuschauern die Roten Bullen im Stadion De Grolsch Veste erwartet: Österreich-Legionär Stefan Thesker. Der 33-jährige Deutsche, seit vergangenen Sommer beim SKN St. Pölten, absolvierte für die Profis von Twente 61 Einsätze (fünf Tore, drei Assists). Ligaportal fragte mal nach beim SKN-Führungsspieler im exklusiven "Give-me-five"-Interview (fünf Fragen = fünf Antworten).

Stefan Thesker (geb.: 11.04.1991 in Ahaus/Nordrhein-Westfalen) war Kapitän bei FC Salzburg-Gegner FC Twente Enschede und bis vor sechs Jahren bei den Niederländern aktiv (Szene aus dem April 2018). Der 1,90 Meter-Mann wechselte 2005 vom FC Schalke 04 in den Twente-Nachwuchs. In seiner Profikarriere spielte der SKN St. Pölten-Innenverteidiger und Linksfuß außer seiner Zeit in Holland in Deutschland bei Hannover 96, Greuther Fürth, TSV Hoffenheim und Holstein Kiel.

"Was Salzburg erwartet, ist ein Stadion, das brutal fanatisch ist"

LIGAPORTAL: Hallo Stefan. Du bist seit Sommer 2023 beim SKN St. Pölten und weist eine interessante Fußball-Vita vor. Stammst u.a. aus der Jugend vom FC Schalke 04 und warst über viele Jahre bei Twente Enschede. Dem Gegner in der Champions-League-Quali vom FC Salzburg. Nach dem 2:1-Hinspielsieg kommt es morgen zur Entscheidung im Rückspiel in Holland. Im Stadion De Grolsch Veste, das du bestens kennst. Was erwartet die Roten Bullen atmosphärisch in der Festung und wie weit hast du noch Kontakte zu Twente?

Stefan Thesker: Was sie erwartet, ist ein Stadion, das brutal fanatisch ist. Die Fans werden versuchen, der zwölfte Mann zu sein und die Überhand zu gewinnen. Die Atmosphäre ist jedenfalls unglaublich – Salzburg kann sich darauf freuen – es ist ja auch schön, in einem Stadion spielen zu können, in dem viel los ist. Ich bin jedenfalls gespannt, ob sie genauso spielen können wie zu Hause. 

Wirklich Kontakt habe ich nicht mehr. Es hat sich ja viel verändert. Ich bin ja auch schon seit sechs Jahren weg und kenne eher noch die Personen, die im Verein arbeiten. Da hab ich schon ab und an Kontakt, aber nicht wöchentlich.

"Sie haben ihre Schwächen in Stärken umgewandelt"

LIGAPORTAL: Vor Deinem erstmaligen Wechsel nach Österreich im Vorjahr und zum SKN St. Pölten warst du fünf Jahre bei Holstein Kiel. Der Klub aus dem hohen Norden schaffte heuer überraschend den erstmaligen Bundesliga-Aufstieg. Wie erklärst du dir den Höhenflug der Störche und - der SKN hört mal weg...:o) - wärst du nicht ein Jahr länger geblieben, dann wärst du jetzt Zweitliga-Meister?

Stefan Thesker: Mein Vertrag ist ja ausgelaufen, diese Frage stellt sich also nicht. Sie haben erkannt – so wie wir es jetzt auch machen müssen – was in der vorherigen Saison nicht gut war. Sie haben das analysiert, daran gearbeitet und angepackt. Das haben sie vorbildlich gemacht. Sie haben ihre Schwächen in Stärken umgewandelt. 

"Man darf nicht so sehr in Ergebnissen denken, sondern eher in Prozessen"

LIGAPORTAL: Als du vor einem Jahr gekommen bist wurde der SKN St. Pölten als Aufstiegs-Kandidat gehandelt, doch es folgte eine "gebrauchte Saison". Wie weit ist die abgehakt und warum läuft es in der neuen Spielzeit auch noch nicht rund oder stimmen nur die Ergebnisse nicht, fehlen die Tore?

Stefan Thesker: Ja, es ist abgehakt. Wir sind im Umbruch – vor allem, was die sportliche Führung betrifft und auch mit FC32. Die Philosophie wird komplett geändert und das braucht einfach Zeit. Man darf nicht so sehr in Ergebnissen denken, sondern eher in Prozessen.

Wir müssen es einfach hinbekommen, uns von Spiel zu Spiel – dort, wo es nicht so gut läuft - weiterzuentwickeln. Dazu gehört natürlich auch das Tore schießen. Wir arbeiten wirklich jeden Tag gründlich und sehr detailliert daran, dass es besser wird. Daher habe ich das größte Vertrauen, dass es auch besser wird. 

"Gut gebrüllt...": Stefan Thesker ist Leit-Wolf im Wolfsrudel der St. Pöltener und bringt als Führungsspieler auch seine langjährige Erfahrung aus der 2. Deutschen Bundesliga und bei Twente Enschede in der Eredivisie ein.

"Dass das Vorjahr nicht gut geklappt hat, heißt nicht, dass es ein verlorenes Jahr war"

LIGAPORTAL: Was war überhaupt dein Beweggrund nach Österreich und zum SKN zu wechseln?

Stefan Thesker: Die Aufgabe und wie mir der Verein präsentiert wurde – das war spannend. Auch die Chance, sich mit dem Verein zu entwickeln. Das ist auch jetzt noch so, obwohl alles anders ist. Die Ziele sind gleich. Dass das Vorjahr nicht gut geklappt hat, heißt nicht, dass es ein verlorenes Jahr war. Es hat uns viele Erkenntnisse gebracht. Und an Kiel sieht man, dass man daraus lernen kann.

"Ich will schon im Fußball bleiben, habe aber noch nicht herausgefunden, in welcher Sparte"

LIGAPORTAL: Du bist 33 Jahre jung, hattest einen Dreijahres-Vertrag bei den Wölfen bis Sommer 2026 unterschrieben. Willst du in St. Pölten deine Profikarriere beenden und wie weit gibt es schon Pläne nach Vertragsende, was du machen willst? Zurück nach Nordrhein-Westfalen?

Stefan Thesker: Ich habe noch zwei Jahre hier und mein voller Fokus liegt am Platz und wie ich wertvoll sein kann. Ob ich danach aufhöre, weiß ich noch nicht. Das liegt unter anderem daran, wo wir stehen, ob der Verein will, ob ich will und wie’s mir dann geht. Das ist noch offen.

Ich versuche mich aber vorzubereiten auf das, was danach kommt. Ich will schon im Fußball bleiben, habe aber noch nicht herausgefunden, in welcher Sparte. Die Zeit danach will ich aber nutzen, um in verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern, um herauszufinden, wo genau meine Interessen und Talente liegen – und so will ich das dann angehen. 

LIGAPORTAL: Danke für das Interview. Viel Erfolg!

Siehe auch:

FC Salzburg-Coach Pep Lijnders: „Wird ein Finale bei Twente"

Das Interview führte Ligaportal-Chefredakteur Herbert Pumann

Fotocredit: IMAGO/Pro Shots und GEPA-ADMIRAL