Ismail Atalan folgte Abdulah Ibrakovic auf der Cheftrainer-Position im "Falkenhorst" nach. Der 44-jährige Deutsche mit türkischen Wurzeln verfügt über die UEFA-Pro-Lizenz, nahm nach seinem jüngsten Engagement in Nordmazedonien erstmals einen Job in Österreich an und führte den KSV 1919 in seinen ersten drei Pflichtspielen mit erfrischenden Auftritten prompt zu drei Siegen. Grund genug, um beim Übungsleiter der Obersteirer im exklusiven Ligaportal-Interview nachzufragen...

Ismail Atalan

"...eine sehr ausgeglichene, intensive Liga, es wird sehr viel nach vorne gespielt"

LIGAPORTAL: Auf den souveränen ÖFB-Cup-Triumph in Runde 1 folgten gegen Titelaspirant FC Admira Wacker und den FAC gleich zwei Siege zum Start in die ADMIRAL 2. Liga-Saison. Sind die "Falken" heuer schon so früh im Höhenflug und welches Resümee lässt sich nach den ersten Pflichtspielen ziehen?

Ismail Atalan: "Höhenflug wäre zu sportlich, es sind gerade einmal drei Pflichtspiele absolviert. Wir sind froh, dass wir so gestartet sind und diese Punkte gesammelt haben, auch für den Kopf. Das waren zwei Top-Klubs, auch der FAC ist für mich einer der top Vereine in der 2. Liga.

Von dem her sind wir froh, dass wir diese Punkte mitgenommen haben, wissen aber auch, dass es ein ganz harter, steiniger Weg sein wird. Es waren ja auch diese beiden Spiele aus Messers Schneide. Jetzt gilt es, diese Spiele rational zu analysieren, ohne große Emotionen."

LIGAPORTAL: Für dich ist es die erste Trainerstation in Österreich. Bei deiner Ankunft hast du betont, dass du in Kapfenberg "großes Potenzial siehst". Welchen Eindruck konntest du bislang einerseits von deiner Mannschaft und andererseits von der zweithöchsten Liga Österreichs allgemein gewinnen?

Ismail Atalan: "Ich sehe großes Potenzial, das haben wir auch am Freitag wieder gesehen. Das 2:1 am Freitag in der Nachspielzeit hat Maximilian Kerschner gemacht, ein 20-Jähriger aus der eigenen Akademie. Eben Maximilian Kerschner, Adrian Marinovic oder David Heindl, das sind alles Jungs aus der eigenen Akademie. Daran gilt es jetzt anzuschließen.

Und die Liga selbst ist extrem ausgeglichen - ich habe mir zuletzt viele Spiele angeschaut, war selbst vor Ort. Wenn ich mir beispielsweise unseren nächsten Gegner, Sturm II, den ich auch vergangene Woche verfolgt habe, anschaue, dann weiß ich nicht, warum die Grazer vergangenes Jahr so abgeschlagen im unteren Bereich waren. Sie spielen sehr intensiven Fußball. Das trifft auf die ganze Liga zu - sehr ausgeglichen, sehr intensiv, es wird sehr viel nach vorne gespielt - das fiel mir als Erstes auf. Dafür bin ich genau der richtige Mann am richtigen Ort, weil ich das auch mag."

KSV 1919

Mit dem neuen "Oberfalken" Ismail Atalan an der Seitenlinie kommen die Obersteirer zum Start in die Saison 2024/25 aus dem Jubeln gar nicht mehr raus. Drei Pflichtspiele sind absolviert, drei Siege wurden gefeiert, drei Mal beim Falkentanz das Tanzbein geschwungen... Doch der Blick geht weiter nach vorne.

"Wissen, wo wir herkommen und dass wir jeden Tag hart arbeiten müssen"

LIGAPORTAL: In der kommenden Woche geht es - auf welchem Geläuf auch immer (siehe HIER) - zum ersten Steirer-Duell gegen den SK Sturm II. Wie blickt du dieser Partie und allgemein der Herbst-Saison nach dem gelungenen Auftakt entgegen, welche Ziele steckt man sich?

Ismail Atalan: "Wir schauen von Spiel zu Spiel - wir sind nicht in der Position wie andere Vereine. Wir wissen, wo wir herkommen und dass wir jeden Tag hart arbeiten müssen, deswegen schauen wir von Woche zu Woche. Ich mag den Herbst irgendwie nicht, ich bin ein Sommerkind und von dem her bin ich froh, dass wir gerade im Sommer spielen.

Sturm II ist eine extrem intensive, junge Mannschaft, die viel Potenzial hat. Eine Mannschaft, die uns über 90 Minuten alles abverlangen wird - sowohl physisch als auch psychisch, im mentalen Bereich. Da müssen wir sehr aufpassen, weil sie fußballerisch sehr stark sind, eine extreme Intensität an den Tag legen. Da erwarte ich ein sehr, sehr spannendes und ausgeglichenes Spiel."

"...beim Falkentanz erwische ich mich selber, wie ich daneben stehe und mich angesteckt fühle"

LIGAPORTAL: Zwei Nachfragen abseits des sportlichen Geschehens seien noch gestattet: Deine Meinung zum mittlerweile legendären "Falkentanz" und bist du nun auch - angesichts eines aufgetauchten Videos am Rasentraktor - als Platzwart tätig?

Ismail Atalan: "Wir sind uns für nichts zu schade. Ich habe auch kein Problem, mal den Platz zu mähen, solange der sportliche Erfolg stimmt.

Und der Falkentanz, da muss ich ganz ehrlich sagen, der ist live in der Kabine noch schöner als auf den Videos. Ich bin froh, dass ich den erleben darf. Er ist ein Merkmal in Kapfenberg geworden und das freue ich mich immer richtig drauf, wenn ich die Jungs in der Kabine tanzen sehe. Eigentlich bin ich nicht der Typ für sowas nach dem Spiel, aber beim Falkentanz erwische ich mich selber, wie ich daneben stehe und mich angesteckt fühle, weil es ein echt schöner Tanz ist."

Fotocredit: SID und Josef Parak