Wenn es heute Abend erstmals in der ADMIRAL 2. Liga zum Duell zwischen der SV Guntamatic Ried und dem FC Flyeralarm Admira - 20:30 Uhr, Ligaportal-Liveticker - kommt, was in der ADMIRAL Bundesliga Tradition hatte (60x), wird der Kapitän der Rieder - Marcel Ziegl - nicht an Bord sein. Da hatte der 30-jährige Vereinsgetreue (seit 2007 bei den Wikingern) gerade erst eine "Seuchen-Saison" hinter sich, war ab Herbst über ein halbes Jahr verletzt, kämpfte sich in der Vorbereitung heran, ehe der Verletzungsteufel erneut sein Unwesen trieb. Ligaportal sprach mit dem Wikinger Urgestein im Exklusiv-Interview vor dem Match.

Ja, geht denn das schon wieder los...! Zum Start der vergangenen Saison betrieb Marcel Ziegl nahezu "körperlichen Raubbau", opferte sich für die SV Ried auf und spielte die ersten 9 BL-Runden vom Sommer weg mit Meniskus-Verletzung, ehe für den gebürigen Seewalchener und ehemaligen ÖFB-U-21-Teamspieler ab Anfang Oktober ob seiner Knieverletzung eine halbjährige Zwangspause folgte.

"Ich habe die ganze Vorbereitung mitgemacht"

Ligaportal: Jetzt war Deine "Seuchen-Saison" mit monatelanger Pause und immer wieder Rückschlägen in der vergangenen Bundesliga-Spielzei 2022/23 vorbei und man dachte, mit der neuen Saison startest Du wieder durch, doch nun taucht schon wieder der Verletzungsteufel auf. Du warst bei beiden bisherigen Pflichtpartien nicht dabei, wirst auch im 1. Heimspiel gegen die Admira fehlen. Wie gravierend ist die Verletzung, wie weit konntest Du das Vorbereitungsprogramm mitmachen und wann ist wieder mit Dir zu rechnen?

Marcel Ziegl: Ja, ist für mich natürlich alles andere als zufriedenstellend. Ich habe die ganze Vorbereitung mitgemacht, bis auf ein Training habe ich ausgelassen zwecks Belastungssteuerung. Dann ist leider das mit der Ferse gekommen. Mit dem Knie ist soweit alles gut im Griff. Da war ich in der Vorbereitung wirklich schmerzfrei und ging es in die richtige Richtung. Natürlich hängt das eine mit dem anderen jetzt etwas zusammen. Wenn man so lange Zeit weg war und trotzdem immer versucht hat, dass man schnell zurückkommt, dann geht das Hand in Hand.

Wenn man ein bisschen kompensiert, ist man für andere Sachen anfällig. Doch ich hoffe und glaube auch, dass das jetzt nicht monatelang sein wird. Aber einen genauen Zeitpunkt oder Ablauf kann man schwer sagen. Im Prinzip muss es nur einmal besser werden und dann sollte ich in der Belastung sein, um hoffentlich wieder sehr schnell spielen zu können.

Ist für mich auch ein Lerneffekt aus der alten Saison, wo sich das über Monate mit meinem Knie hingezogen hat. Dementsprechend meinen ich, der Trainer und auch der Verein, dass es gescheiter ist, es erst ausheilen zu lassen. Bevor ich mich vielleicht wieder verfrüht reinstürze. Und es dann eine Woche geht, eine Woche nicht. Das hilft am Ende des Tages keinem.

Es ist seit vergangenem Herbst zum "in´s Gras beissen" für Marcel Ziegl, der seither vom Verletzungspech geplagt und immer wieder zurückgeworfen wurde. Doch dem mit 30 Jahren im besten Fußball-Alter befindlichen Kämpferherz der Wikinger ist zuzutrauen, gestärkt daraus hervor zurück zukehren. Eine alte Wikinger-Weisheit lautet: "Furcht ist eine Reaktion - Courage eine Entscheidung". Und couragiert zu Werke ging der Kapitän der Innviertler und wird es wieder gehen. 

"War gleich ein ´Hallo-Wach-Ruf`, was uns blühen wird"

Ligaportal: Das erste Liga-Spiel beim FAC hast Du gesehen. Mit gleich 7 Sommer-Neuzgängen in der Rieder Startelf. Wie fällt Dein Fazit über die Rieder Leistung aus? Wie verläuft der Integrationsprozeß? Ihr habt  mit 17 Abgängen und 14 Neuzugängen einen großen Umbruch - bei Dir als Rieder Urgestein verbietet es sich zwar, doch genau genommen bist Du fast auch wie ein Neuzgang, weil Du in der Vorsaison wenig gespielt hast.

Marcel Ziegl: Der Integrationsprozess ist im vollen Gange. Hat mit dem 1. Tag der Vorbereitung angefangen. Obwohl ich schon sehr lange dabei bin, war es doch für mich eine sehr neue Situation. Doch ich bin dem offen begegnet und war gespannt, wie alles sein wird, weil sich doch beim Großteil des Kaders mit dem ganzen Staff drumherum sehr viel verändert hat. Es redet, glaube ich, immer jeder, dass das eine harte Arbeit ist und man so schnell wie möglich eine Einheit auf den Platz bringen möchte. Speziell das Kennenlernen, eine Truppe zu sein, all das hat mit dem 1. Trainingstag angefangen. Wir waren da sehr dahinter. Ist natürlich ein Prozeß, der noch lange nicht abgeschlossen ist. 

Was das Spiel am Wochenende beim FAC betrifft, muss man so ehrlich sein, zu sagen, dass wir den Punkt mitnehmen. Es war kein gutes Spiel von uns. Da brauchen wir nichts schönreden. Der FAC war mit den vielen Chancen und den Einladungen, die wir ihnen gemacht haben, dem Sieg sicher näher. Aus dem Spiel heißt es definitiv lernen. Andererseits bin ich trotzdem auch zuversichtlich auf die Saison gesehen für uns. War gleich ein "Hallo-Wach-Ruf", was uns blühen wird.

Aber ich vertraue auf unsere Fähigkeiten, die wir haben und dass wir in den nächsten Partien besser spielen. Dann sollte unser Spiel auch besser ausschauen und entsprechend auch das Ergebnis. Es ist wahrscheinlich alles ein Prozeß, der über das ganze Jahr nie abgeschlossen sein wird, weil man bis zum Schluss immer Verbesserungspotenzial finden wird. Ich bin guter Dinge und freue mich dann, wenn ich wieder mitwirken kann.

"Vorgabe mit 2-Jahres-Plan finde ich gut vom Verein"

Ligaportal: Vom Trainer Maximilian Senft war mal die Vorgabe zu lesen über einen 2-Jahres-Plan in punkto Aufstieg, damit nicht gleich in dieser Saison der Druck zu groß wird. Wie siehst Du das mit dem 2-Jahres-Plan und weiters mit der taktischen 3-4-3-Grundausrichtung, passt die?

Marcel Ziegl: Für mich ist das System nicht so entscheidend. Wichtig ist, wie die Spielidee vom Trainer ist und was die einzelnen Aufgaben für die Spieler sind. Die Aufgaben ändern sich ja nicht und sind unabhängig vom System. Von daher finde ich, dass das 3-4-3 ganz gut zu unserem Kader passt. Doch viel wichtiger ist die Herangehensweise und dass jeder in seiner Aufgabe so klar ist, wie der Trainer das will. Könnte auch mal sein, dass wir ein anderes System spielen. Doch die Spielausrichtung sollte sich nicht großartig verändern.

Die Vorgabe mit dem 2-Jahres-Plan finde ich gut vom Verein. Wir sind abgestiegen und es hat große Veränderungen gegeben. Es wäre dann vermessen zu sagen, dass wir sicher in dieser Saison aufsteigen. Oder wir müssen aufsteigen. Das wird keinem was bringen. Dass wir natürlich wollen und wenn wir die Chance haben,  werden wir natürlich alles dafür tun, sie zu ergreifen. Wichtig ist, dass jede weiß, dass mehr dahinter steckt statt jetzt 1 Jahr `All in´ zu gehen und dann im Falle des Aufstiegs nicht zu wissen, wie es weitergeht. Das soll kein Alibi sein.

Natürlich wollen wir von Anfang an vorne mitmischen und im besten Fall bis ganz am Schluss vorn dabei sein und oben stehen. Wir haben jetzt grad mal ein Spiel gespielt und sind 2 Wochen in der Saison. Auch wenn es eine Floskel ist, es ist immer das nächste Spiel das wichtigste. Wenn wir uns daran halten, konsequent sind und unsere Punkte machen, dann können wir vielleicht irgendwann ab spätem Herbst, Winter oder frühem Frühjahr über die Tabellensituation reden. Und wo dann die Marschrichtung hingeht.

Der Verein macht das richtig. Es ist wichtig, dass ein Plan dahinter steht und dieser 2-Jahres-Plan erarbeitet wurde. Natürlich wünschen wir uns alle, und ich am meisten, dass die SV Ried wieder in der höchsten Liga spielt.

Das letzte von 60 (!) BL-Duellen zwischen der SV Guntamatic Ried und dem FC Flyeralarm Admira war am 26. April 2022. Hier Josef Weberbauer (l.), der in diesem Sommer von der SV Ried zu Liga-Konkurrent DSV Leoben wechselte, und Leonardo Lukacevic, der am 1. Juli bei Bundesligist SCR Altach anheuerte. Endstand damals 1:1. Ante Bajic brachte die Rieder in Führung (Assist Marcel Ziegl, 71.), Marlon Mustapha glich in der 90. Min. per Elfmeter aus. 

"Wird gegen Admira wahrscheinlich 90 Minuten ein Abnützungskampf"

Ligaportal: Heute Abend kommt es zu einem Top-Duell zweier Klubs die in den letzten 15 Jahren überwiegend fester Bestandteil der ADMIRAL Bundesliga waren. Bei der Admira herrscht Aufbruchstimmung, dazu der Sportdirektor Stöger-Schub. Wie schätzt Du den kommenden Gegner ein, der gemäß seiner DNA auf junge Spieler setzt und bei dem Peter Stöger seine geballte Fußball-Kompetenz einbringt und viel bewegen kann?

Marcel Ziegl: Ja, das Spiel hat es gefühlt die letzten 10-15 Jahre nur in der Bundesliga gegeben. Aber es ist jetzt deswegen nicht ein anderes Spiel. Wir wissen, dass die Admira gut gestartet ist und gewonnen hat. Es war jetzt aber auch nicht so, dass sie den Gegner (Anm.: Aufsteiger SV Stripfing, 1:0-Siegtor in letzter Minute) an die Wand gespielt haben. Sie haben sich das letztes Jahr nach dem Abstieg zuvor auch ganz anders vorgestellt. Was man hört haben sie einen guten Trainer und jetzt mit Peter Stöger dazu als Sportdirektor. Da ist sehr viel Kompetenz dahinter.

Wenn ein Peter Stöger die Aufgabe dort annimmt, wird man auch was vorhaben. Das ganze ändert aber nichts daran, dass wir Freitagabend, 20:30 Uhr, eine Partie gegen die Admira zur Prime-Time haben. In der es wahrscheinlich 90 Minuten ein Abnützungskampf wird. Wo es in Wahrheit für uns nur darum geht, dass wir 3 Punkte holten und den ersten Sieg in dieser Saison holen. Das 1. Spiel Zuhause gewinnen. Das zählt. Ob es gegen die Admira oder irgendwen anders geht und wer da Sportdirektor ist, das zählt alles nicht für Freitagabend. Da zählt: Gutes Spiel machen und 3 Punkte holen!

"Gegen FAC war ein Referenz-Punkt"

Ligaportal: Mal generell zum Auftaktprogramm kommend bis zur länderspielbedingten 2. Liga-Pause Anfang September. In den 6 Partien habt ihr mit dem FAC eine gestandene 2. Liga-Mannschaft, mit der Admira eine ambitionierte, dann gegen die von Euphorie getragenen Aufsteige SV Stripfing & DSV Leoben, danach die unberechenbaren Jungbullen vom FC Liefering und dann gegen Aufstiegs-Aspirant & Vizemeister GAK 1902. Das hat es schon in sich, oder was meinst Du?

Marcel Ziegl: Das ist gar nicht wichtig, gegen wen wir da spielen. Ich denke, dass das erste Spiel ein Referenzpunkt war. Denn wie richtig gesagt, ist der FAC eine gestandene 2. Liga-Mannschaft. Die in der Saison 2021/22 sehr lang um den Aufstieg mitgespielt hat und wir jetzt doch 3 Jahre nicht in der Liga waren. Das heißt, dass wir die anderen Mannschaften nicht wirklich kennen. Und daher auch einiges zu lernen haben. Was erwartet einen, wie ist das Stadion dort...alles Dinge, die man mit einberechnen muss.

Deswegen war wichtig beim FAC-Spiel, worauf es ankommt, um auch gegen solche Mannschaften zu bestehen und hoffentlich in den nächsten Wochen zu gewinnen. Wir haben mit der Admira einen ambitionierten Gegner im 1. Heimspiel, dann gegen zwei Aufsteiger. Aber wichtig für uns ist, dass wir lernen, speziell aus dem FAC-Spiel und dann immer auf das nächste Spiel schauen.

"Würde mir wünschen, wenn wir solch 10 oder 11 Spieler auf dem Platz haben"

Ligaportal: Wo siehst Du Deine Position in der Mannschaft? Du bist ja ein Defensiv-Allrounder. Hast auch schon in der Innenverteidigung gespielt, wo jetzt mit dem 28-jährigen Japaner Nikki Havenaar ein erfahrener Neuzugang vom FC Thun aus der Schweiz gekommen ist, der vor Jahren auch schon mal beim SV Horn spielte und nun das erste Liga-Saisontor für die SV Ried erzielt hat. Ist er der neue Abwehrchef?

Marcel Ziegl: Grundsätzlich kann ich beide Positionen sehr gut ausfüllen, ob im defensiven Mittelfeld oder in der Abwehr. Von der Größe und Statur her bin ich zwar nicht der klassische Innenverteidiger, doch da hilft das dann etwas die 3er-Kette. In der ich dann im Zentrum gewisse Fähigkeiten einbringen kann, wie zum Beispiel im Aufbauspiel und Antizipieren vom Spiel.

Gleichzeitig schließe ich nicht aus, dass ich in Zukunft wieder auf der Sechs spielen werde, wo ich jahrelang gespielt habe. Mir gefallen beide Positionen und ich habe auf beiden meine Qualitäten. In der alten Saison habe ich mehr hinten gespielt und auch in der Vorbereitung jetzt. Deswegen gehe ich davon aus, dass mich der Trainer zu Beginn mehr hinten sieht. Doch ich bin da sehr offen. Das Wichtigste ist, dass ich dort, wo ich gebraucht werde, spiele.

Nikki hat sich sehr gut bei uns zurecht gefunden. Er spricht sehr gutes deutsch. Mit ihm zu reden ist wie mit einem Schweizer vom Dialekt her. Er wird ein sehr wichtiger Spieler für uns werden. Es liegt auf der Hand mit seiner Größe (Anm.: 1,98 Meter), dass er sehr robust und speziell in den Luftduellen unglaublich stark ist. Seine Statistiken aus den vorigen Jahren belegen auch, dass er offensiv eine Macht ist, wie er auch am Sonntag für uns beim FAC unter Beweis gestellt hat.

"Nikki ist ein Spieler wie ich"

In der Vorbereitung haben wir beide schon sehr gut harmoniert, wo wir nebeneinander in der Innenverteidigung gespielt haben. Er auf der halbrechten Seite und ich im Zentrum. Ich kann mir gut vorstellen, dass das die nächsten Wochen, wenn ich wieder fit bin, so ausschauen wird.

Wer dann der Abwehrchef ist, ist mir persönlich egal. Für mich ist wichtig, dass der Nikki ein Spieler ist wie ich. Der auch seinen Mund aufmacht, seinen Mitspielern hilft und sie einteilt. Das ist sehr wichtig. Von dem her würde man es sich sogar wünschen, wenn wir solche 10 oder 11 auf dem Platz haben. Über Nikki kann ich nur positives sagen. Ich hoffe, dass er weiter jedes Spiel gut verteidigt...und vorn einen reinhaut (lacht).

Ligaportal: In diesem Sinne...! Danke, Marcel. Gesundheit und viel Erfolg.

Das Interview führte Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL (2) und Harald Dostal/www.sport-bilder.at