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Landesliga

Leidenschaft über Profit: Die Faszination des Amateurfußballs

Michael Jagersbacher ist ein international tätiger Content-Creator, Autor, Ghostwriter und Betreiber des Online-Portals www.wirtschaftscheck.de. Der Vater von drei Kindern lebt mit seiner Familie in Leitring und verbringt jede freie Minute in den Fußballstadien des Bezirkes Leibnitz. In einem Gastkommentar beschreibt er die Faszination des Amateurfußballs.

Der 42jährige Michael Jagersbacher ist leidenschaftlicher Fußballfan und im Herzen ein Flavianer

Von Arsenal nach Wagna

Meine Fußballleidenschaft begann in Wagna im damaligen Römerstadion. 1994 nahm mich mein Großvater mit, als die Flavianer gegen den GAK 0:4 verloren. Das war der Startschuss für meine Fußballverrücktheit, die mich bis heute begleitet. Vor allem der Amateurfußball hat es mir angetan und ich möchte einige Argumente anführen, warum gerade dieser Bereich unterstützenswert ist.

Ich habe schon viele Fußballspiele gesehen. Erst kürzlich war ich mit meiner Frau im Emirates Stadium, um den damaligen Tabellenführer der Premier League, Arsenal, zu sehen. Keine Frage, ein tolles Erlebnis, und doch hat mich das Spiel vor 65.000 Zuschauern in einer hochmodernen Fußballarena nicht so gepackt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe lange überlegt, was mir konkret fehlt und warum es mich auf die Dorfplätze der Südsteiermark zieht. Auf keinen Fall würde ich ein Leibnitzer Derby gegen ein Londoner Derby auf höchstem Niveau eintauschen wollen. Was auf den ersten Blick absurd erscheint, gewinnt bei näherer Betrachtung an Logik.

Der Mangel an Geld vereint

Täglich lesen wir in den Medien von Millionen- und mittlerweile sogar Milliardengeschäften rund um den Fußball. Man gewinnt den Eindruck, dass sich in unserer Gesellschaft alles nur noch um den schnöden Mammon dreht. Davon bleibt natürlich auch die schönste Nebensache der Welt nicht verschont. Natürlich verdienen auch Amateure Geld mit ihrer Leidenschaft und das soll auch so sein. Dennoch bin ich überzeugt, dass man auf dem Dorfplatz eher die ungefilterte Leidenschaft der Spieler spürt, die für ein paar hundert Euro ihre Knochen hinhalten. Meistens ist es die Liebe zum Spiel, der Wille zu gewinnen und die Ehre der Mannschaft. Etwas, das ich im Emirates-Stadion nicht gespürt habe, wohl aber auf den Dorfplätzen der Steiermark. Der Amateurfußball ist somit ein Gegenentwurf zum immer teurer werdenden Fußball und bewahrt mir einen Hauch von Fußballromantik.

Der direkte Kontakt mit Spielern und Funktionären

In der Premier League kann man zwar ganz nah am Spielfeldrand sitzen, aber echten Kontakt zu Trainern oder Spielern hat man eher selten. Das Geld schafft Distanz. Auf dem Dorfplatz kommt man natürlich viel schneller ins Gespräch und fachsimpelt. Während des Spiels tauscht man vielleicht noch „Nettigkeiten“ aus, die man nach dem Schlusspfiff bei einem gepflegten gemeinsamen Bier wieder zurücknimmt.

Im Amateurbereich wissen Spieler und Trainer, dass sie Menschen sind und keine unnahbaren Götter. So entstehen relativ schnell Kontakte, die wiederum die Emotionalität und Verbundenheit steigern. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Vereine der unteren Klassen ihre Spieler gerade nach dem Kriterium der Integration in das jeweilige Umfeld verpflichten. Zugängliche und einheimische Spieler verbinden und emotionalisieren und schaffen ein Gemeinschaftsgefühl.

Amateurfußball verbindet - Ligaportal übernimmt dabei eine wichtige Funktion

Auf dem Dorfplatz trifft man sich und kann sich vernetzen. Das ist bei 300 bis 700 Zuschauern viel einfacher als in einem Stadion mit 10.000 und mehr Menschen. Man kennt sich und trifft sich in unterschiedlichen Zeitabständen. In Zeiten von Anonymität und Distanz ist der Dorfplatz das genaue Gegenteil. Nicht selten habe ich auf dem Fußballplatz tolle Menschen kennen gelernt, die auch darüber hinaus zu Freunden und Wegbegleitern geworden sind. Ich bin sicher, dass es anderen ähnlich geht. Auch hier schweißt der Geldmangel zusammen: Viele Amateurfußballmannschaften werden von lokalen Unternehmen und Bürgern unterstützt. Diese gemeinschaftliche Unterstützung zeigt, wie wichtig der Fußball für das soziale Gefüge ist. Eine Amateurfußballmannschaft kann eine ganze Gemeinde zusammenbringen und lokalen Stolz erzeugen. Es repräsentiert die Gemeinschaft und ihre Werte.

Ligaportal.at übernimmt dabei eine enorm wichtige Funktion. Das Portal ermöglicht es erstmals, sich mit wenigen Klicks einen Überblick über die einzelnen Ligen zu verschaffen und Informationen aus erster Hand zu erhalten. Interviews und professionelle Berichterstattung sorgen dafür, dass die Fans immer auf dem neuesten Stand sind. Das stärkt den Amateurfußball enorm.

Traditionen werden fortgeschrieben

Inzwischen nehme ich meine eigenen Kinder mit auf die Dorfplätze der Region, damit auch sie diese Faszination des Amateurfußballs einatmen können. Meine jüngste Tochter hat mit acht Wochen ihr erstes Spiel gesehen. Inzwischen ist es selbstverständlich, als Familie die verschiedenen Fußballstadien in der Gegend am Wochenende zu besuchen.

Ich bin sicher, dass auch meine Kinder Zeit, Geld und Engagement für diesen tollen Sport und diese besondere Gemeinschaft aufbringen werden. Der Amateurfußball muss weiter gefördert und mit jungem Blut aufgefrischt werden, damit die Faszination der puren Leidenschaft erhalten bleibt.

 

Foto: Karin Bergmann

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