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Spieltaganalyse Runde 23 mit Dietmar Emich

In seinen knapp zweieinhalb Jahren als Trainer von Austria Salzburg führte Dietmar Emich die Violetten von der 2. Landesliga in die Regionalliga, wo er in der ersten Saison mit seiner Elf den starken fünften Platz erreichte. Für die Rückrunde der Regionalliga West agiert der ehemalige Goalgetter als Experte. Wie Emich die Ergebnisse und Leistungen der Salzburger Vereine in der 22. Runde einschätzt, lesen Sie in seiner Spieltagsanalyse.

FC Hard - TSV St. Johann 0:0

unterhaus.at: St. Johann hatte in den letzten Spielen zwar viele Chancen, beim Toremachen tun sich die Pongauer aber schwer. Fehlt ihnen ein Goalgetter? 

Emich: Tore zu machen ist meiner Ansicht nach das Schwierigste im Fußball. Man braucht eine gute Technik, Schnelligkeit, Nervenstärke, Killerinstinkt (Eye of the Tiger!), Intuition und Erfahrung. Kaum jemand in dieser Liga kann dies in einer Person vereinen. Genau aus diesem Potpourri sind aber Goalgetter gestrickt. Solche Spieler fehlen den meisten anderen Mannschaften der Westliga auch, zudem sind sie auch fast nicht bezahlbar. So gesehen muss man sich nach der Decke strecken und mit den bestehenden Kräften tagtäglich am Abschluss arbeiten. Wichtig ist das auswärts die Null steht! St. Johann spielt bis dato kein schlechtes Frühjahr, einzig der Aussetzer bei der Austria war etwas enttäuschend.

 

WSG Wattens – FC Pinzgau Saalfelden 4:0
unterhaus.at: Saalfelden–Trainer Hannes Rottenspacher wollte den Tabellenführer ärgern, am Ende setzte es eine klare Niederlage. Was fehlt dem Aufsteiger um mit den Spitzenteams mithalten zu können?

Emich: Was ist zu beanstanden wenn man als Aufsteiger beim ungeschlagenen Tabellenführer verliert?! Gut, die Höhe der Niederlage ist vielleicht zu hoch, ansonsten spiegelt es genau die Lage der Tabelle wider. Gegen die ersten Fünf der Liga können die Pinzgauer nur bestehen, wenn am Spieltag alles perfekt läuft und der Gegner nicht ganz bei der Sache ist. So gesehen muss man das Lehrgeld als Aufsteiger berappen und seine Lehren daraus ziehen. Auf Regen folgt bekanntlich wieder Sonnenschein!

 

FC Kufstein – USK Anif 0:3
unterhaus.at: Nach dem 3:0-Sieg in Kufstein steht am Mittwoch das Spitzenspiel gegen Wattens auf dem Programm. Was muss Anif einhalten um Wattens schlagen zu können?

Emich: Vorab Gratulation den Anifern zum 3:0 in Kufstein, das ist keine Selbstverständlichkeit nach der Fünferpackung in Dornbirn! Gegen Wattens wird Geduld die Kardinalstugend sein. Ein Unentschieden ist wahrscheinlich zu wenig, demgemäß muss man mit der Zeit etwas riskieren. Das Risiko muss so angelegt sein, dass man die Abwehr nicht zu sehr entblößt. So gesehen muss man auf die Fehler des Gegners warten und dann erbarmungslos zuschlagen. Ein Knockout kann auch in letzter Sekunde erfolgen. Wie gesagt: Geduld verbunden mit dem Glauben an die eigene Stärke ist der Schlüssel zum Erfolg!

 

TSV Neumarkt – Altach Amateure 1:0
unterhaus.at: Die Neumarkter treffen nach der Saalfelden-Partie auf die Spitzenteams der Liga. Trauen Sie der Elf von Trainer Hans Hajek Überraschungen zu?

Emich: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer! Jedoch zuerst Gratulation zu dem wichtigen Sieg, er schafft mit Sicherheit mehr Ruhe für alle im Verein. Endlich stand die Null wieder einmal, und schon sind drei Punkte mehr am Habenkonto. Um endgültig gerettet zu sein, braucht man wahrscheinlich noch sechs Punkte. In den nächsten fünf Partien wird das nicht leicht sein, gerade wenn bei den Spitzenteams keine Vorentscheidung fällt. Also Beton anrühren bei Tag und bei Nacht!

 

Austria Salzburg – SC Bregenz 2:2
unterhaus.at: Hinter den Kulissen hört man immer wieder, dass bei der Austria im Sommer der große Schnitt kommen wird. Wo müssen sich die Violetten verstärken um ein ernsthafter Titelkandidat zu sein?

Emich: Der große Schnitt würde bedeuten, dass irgendwo ein Großsponsor an Bord kommen würde. Daran glaube ich nicht! Auch fehlt mir der Glaube, dass die Politik der Austria unter die Arme greifen wird. Es wird weiter daran zu arbeiten sein mit bescheidenen Mitteln am schier Unmöglichen (Profisport) zu beharren! Der Großteil der rund 1200 Fans wird trotzdem zu ihrer Austria stehen, auch wenn das große Ziel Wiederaufstieg in den bezahlten Fußball noch länger auf sich warten lässt. Schnell kann es nur gehen, wenn eine Vision über allem schwebt mit der sich jeder in Salzburg anfreunden kann! Die Austria war einmal Salzburg und Salzburg war einmal die Austria! Es war eins! Wie schön wäre es, wenn man die Austria den Menschen dieser Stadt wieder zu Füßen legte, sodass jeder sich bemüßigt fühlte sie aufzuheben, sie sich an sein Herz drückte, sie bedingungslos liebte, weil sie für Leidenschaft, Gerechtigkeit, Vitalität und Solidarität steht. Wir Salzburger galten als das leidenschaftlichste Fußballpublikum in Österreich, weil wir die Austria liebten und ihr mit Haut und Haar verfallen waren und nicht weil wir sturzbetrunken, herum pöbelnd durch die Lande zogen! Die Austria muss sich wieder liebenswert machen, daran muss zu allererst gearbeitet werden!

 

Wacker Innsbruck Amateure – SV Seekirchen 3:1
unterhaus.at: Seekirchen liefert in der Rückrunde ein starkes Spiel nach dem anderen ab, am Ende steht man aber immer wieder ohne Sieg da. Ist es Pech oder eine Qualitätsfrage?

Emich: Ständiges Glück aber auch ständiges Pech hat System! Man spielt mit Leidenschaft und Herz, aber eben leider auch ohne Hirn. Sicher ist die Tabellensituation auch mitentscheidend, da man zu viel riskieren muss. Die nächsten Spiele können jederzeit den Umschwung bringen, da lediglich ein Erfolgserlebnis fehlt. Dafür muss man aber auch den Kopf einsetzen und nicht nur „Hurra die Gams" spielen.

 

FC Red Bull Juniors – Union Innsbruck 4:0
unterhaus.at: Christoph Martschinko hat in der Vorwoche einen Profivertrag unterschrieben. Glauben Sie, dass er bei den Profis in naher Zukunft eine Chance bekommen wird?

Emich: Wenn er so spielt wie dieses Mal, dann wird er über einen Trainingsgast in der Profiabteilung nicht hinauskommen. Gegen einen absolut inferioren Gegner meist durch ungenaue, unmotivierte Diagonalbälle auf zu fallen, weil man sich an seiner Körpersprache während der Passausführung aufgeilt, dann fehlt mir dafür jegliches Verständnis. Bei meiner Spielbeobachtung konnte ich mich davon überzeugen, dass Union Innsbruck an diesem Abend die Qualität einer Kreisligatruppe hatte. Man war mit zwei Michelin-Männchen als Ersatzspieler angereist (wusste gar nicht, dass es XXXL Dressen gibt !). Das man aus so viel spielerischer Qualität, technischer Fertigkeit und Schnelligkeit wie beim FC Salzburg so wenig machen kann ist mir einfach schleierhaft! Das 2:0 fiel in der 73. Minute! Wie Hyballa bereits sagte, dieses Spiel muss man zweistellig gewinnen. Man ist geneigt zu fragen: „Was trainiert man dort zweimal am Tag?" Torabschlüsse dürften nicht dabei sein!