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Spieltaganalyse Runde 22 mit Dietmar Emich

In seinen knapp zweieinhalb Jahren als Trainer von Austria Salzburg führte Dietmar Emich die Violetten von der 2. Landesliga in die Regionalliga, wo er in der ersten Saison mit seiner Elf den starken fünften Platz erreichte. Für die Rückrunde der Regionalliga West agiert der ehemalige Goalgetter als Experte. Wie Emich die Ergebnisse und Leistungen der Salzburger Vereine in der 22. Runde einschätzt, lesen Sie in seiner Spieltagsanalyse.

TSV St. Johann – FC Wacker Innsbruck Amateure 2:0
unterhaus.at: Kann St. Johann nach dem Sieg gegen die Wacker Amateure beruhigt in die restlichen Spiele gehen oder müssen sie vielleicht doch noch um den Klassenerhalt zittern?

Emich: St. Johann hatte letzte Woche gegen die Austria einen rabenschwarzen Tag erwischt. Da passte einfach gar nichts zusammen. Das dürfte man analysiert und die richtigen Schlüsse gezogen haben. Das Ergebnis gegen Innsbruck zeigt, dass man sich zur rechten Zeit wieder am Riemen gerissen hat. Fürchte, dass, wenn man sich stets nur um die berühmte goldene Ananas zu streiten hat, es immer wieder solche Durchhänger geben wird. Die Zeit des Zitterns scheint für St. Johann gelaufen zu sein, denn mit dem einen oder anderen Sieg ist man – was den Ligaerhalt betrifft – dann auf der sicheren Seite.

 

FC Dornbirn – USK Anif 5:2, SC Bregenz – TSV Neumarkt 5:0
unterhaus.at: Beide Vereine sind einen Tag früher nach Vorarlberg gereist und mussten bittere Niederlagen einstecken. Ist es sinnvoll einen Tag früher anzureisen oder reißt man die Spieler aus ihrem gewohnten Rhythmus und erzielt dadurch einen negativen Effekt?

Emich: Man wollte sich halt nicht dem Vorwurf aussetzen, nicht alles für den Erfolg getan zu haben. Die Ergebnisse spiegeln eine viel tiefer liegende Wahrheit wider, als dass man die Spieler aus ihrem gewohnten Rhythmus reißt.

Bei Neumarkt ist es für mich blanker Aktionismus am Vortag anzureisen, da man keinerlei Zielerreichung geäußert hat unter die Top-Fünf der Liga vordringen zu wollen. Durch diesen Aktionismus verschleiert man doch nur die wahren Probleme: kein schlüssiges taktisches Konzept (proaktives Spiel nach vorne mit eigenem kreativen Potential versus reaktives Handeln im kompakten Verbund mit Ausrichtung auf das Konterspiel), Abkehr von der Neumarkter Tugend über den Kampf zum Erfolg zu gelangen sowie der Tatsache, dass einige Spieler nur für sich und nicht für den Mannschaftserfolg spielen. Kurz gesagt: ein Mischmasch der undurchsichtigen Art für die eigenen Anhänger, vielmehr jedoch für die Spieler, die nicht wirklich wissen wie sich verhalten sollen.

Bei Anif ist die Anreise am Vortag durchaus legitim, schließlich spielt man ja um den Titel mit. Das Geld spielt seit dem Einstieg des Herrn Mateschitz auch keine Rolle mehr. Was jedoch im Titelkampf erneut zur Hypothek zu werden scheint, ist die Tatsache, dass man im Winter wieder alles umgekrempelt hat. Neue Spieler, vor allem aber ein neuer Trainer machen das Feintuning der Mannschaft nicht wirklich leichter. Eine so hohe Auswärtsniederlage ist für mich symptomatisch, da eben noch nicht alle Räder ineinander greifen. In Dornbirn darf man auch als Titelanwärter verlieren (Dornbirn ist auch heuer wieder sehr stark), die Höhe der Niederlage ist jedoch ein sehr schlechtes Zeichen. Trotzallem ist für Anif noch alles möglich.

 

SV Seekirchen – SV Austria Salzburg 2:2
unterhaus.at: Die Wallerseer zeigen sich im Frühjahr von ihrer besten Seite, Sieg ist ihnen aber noch keiner gelungen. Was fehlt ihnen um endlich den verdienten Lohn für ihren Aufwand einzufahren?

Emich: Ganz klare Antwort, es ist die Chancenauswertung! Das taktische Konzept passt, der Wille der Spieler alles zu geben stimmt zu 110 Prozent und an Selbstvertrauen mangelt es nunmehr auch nicht mehr. Wäre da nur nicht die mangelnde Qualität im Abschluss! Die Mannschaft in Summe, vor allem aber die Stürmer an vorderster Front, investieren extrem viel Laufarbeit und Dienste für die Mannschaft. Dadurch fehlt im Abschluss genau das berühmte „i-Tüpfelchen"! Anstatt „Pfosten rein" geht der Ball dann eben „Pfosten raus", einfach tragisch aus Seekirchner Sicht. Nach Aufsummierung der herausgespielten „100er"Torchancen ginge die Partie mit 5:1 an Seekirchen, jedoch zählen am Ende die tatsächlich erzielten Tore. Zudem hätte Austria Torhüter Eisl nach einem klaren Torraub in der ersten Halbzeit vom Platz gestellt werden müssen, wurde er aber nicht! So gesehen „shit happens"! Alles „hättiwari" zählt eben nicht, Köpfe zusammenstecken, Abschlüsse trainieren und die nächsten Gegner wegdonnern! Dann klappt's auch mit dem Verbleib in der Liga. Ein Wort noch zur Austria: das Unentschieden war mehr als schmeichelhaft und bietet noch verdammt viel Luft nach oben.

 

FC Pinzgau Saalfelden – FC Kufstein 2:0
unterhaus.at: Vor der Saison waren die Pinzgauer für viele Experten einer der heißesten Abstiegskandidaten. Nun sind sie die viertbeste Salzburger Mannschaft und müssen sich keine Sorgen um den Klassenerhalt machen. Was machen sie besser als die heimische Konkurrenz?

Habe ich bereits mehrfach gesagt, grundsolide Funktionärsarbeit, Zusammenhalt, erarbeitetes Selbstvertrauen („Mia san mia" Mentalität), eine Kommune die zu ihrem Fußballverein steht und ihn unterstützt, weil er unendlich viel für das Gemeinwohl tut, kein gekünsteltes taktisches Konzept des Trainers und vielleicht auch eine Portion „Pinzgauer" Sturheit! Weiter so!

 

SV Hall – Red Bull Juniors 0:4
unterhaus.at: Juniors-Trainer Peter Hyballa spricht immer wieder von einer Jugendmannschaft. Müssten die besten Nachwuchsspieler von Red Bull nicht locker mit der Regionalliga-Konkurrenz mithalten?

Wenn er eine Jugendmannschaft trainiert, dann wäre es wohl schleunigst an der Zeit sich in ein BNZ Revier zu verkriechen. Alle RB Juniorstrainer (auch die der Vergangenheit)eiern immer über die Jugend ihrer Spieler herum. Es gibt nur gut oder schlecht im Fußball, nicht alt oder jung! Ein Lehrling muss sich auch auf dem Arbeitsmarkt für Erwachsene beweisen, da gibt es dann eben mal einen Tritt in den Allerwertesten, das kratzt dort auch niemanden. Vielleicht darf man die Herrschaften (sowohl Trainer als auch Spieler) untertänigst an ihr Salär erinnern, dass es sich nicht einmal um Lehrlinge oder Amateure handelt, sondern um fürstlich bezahlte Profis! Wie gesagt: nicht alt oder jung ist das Thema, sondern gut oder schlecht!