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Saisonausblick Teil 12 - Austria Klagenfurt

Passend zum Schmuckkästchen Wörthersee-Arena hat sich die Austria Klagenfurt im Sommer auch ein kleines Starensemble geleistet. Neben den bekannten Größen wie Matthias Dollinger und Boris Hüttenbrenner werden - um nur einige Namen aufzuzählen - auch Ex-ÖFB-Verteidiger Hannes Eder, Ex-Pasching-Goalgetter Thierry Fidjeu-Tazemeta oder der bundesligaerfahrene Erik Akoto das violette Trikot überstreifen. Die Klagenfurter sind für viele Trainerkollegen und Insider Titelkandidat Nummer eins! Im ausführlichen Interview mit liga3.at sprach Austria-Coach Dietmar Thuller über die Qualität der Neuzugänge, die Gretchenfrage, viele Zünglein an der Waage und den Umgang mit dem Überangebot an Spielern. Außerdem definierte ein klares Saisonziel...

 

liga3.at: Der Blick auf den bestehenden der Kader verspricht einiges. Viele Trainerkollegen sehen die Austria als Top-Favoriten um die Meisterschale. Wie geht man mit dieser Favoritenrolle in Klagenfurt um?

Dietmar Thuller: "Ich habe ehrlich gesagt kein Problem damit. Man muss das Ganze aber realistisch betrachten. Der GAK, LASK und Pasching sind meine Meisterschaftsfavoriten. Die 'Millionäre' aus Pasching haben unheimlich aufgerüstet, der LASK hat mit den Brasilianern und noch dazu einem Mario Hieblinger einen Wahnsinnskader und auch der GAK wird wieder vorne mitmitschen. Dazu kommen noch Gratorn und der VSV, die man keinesfalls vergessen darf."

liga3.at: In exakt einer Woche geht es wieder los. Ist die Mannschaft schon bereit für das Auftaktspiel in Allerheiligen?

Dietmar Thuller: "Grundsätzlich sind wir schon sehr weit fortgeschritten, da wir auch sehr früh wieder das Training aufgenommen haben. Einerseits sind wir sehr froh, dass es endlich wieder losgeht, die Pause war eh lange genug, wir sind hungrig auf Pflichtspiele. Andererseits hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn wir noch zwei Wochen mehr an Vorbereitung gehabt hätten. Nach so vielen Veränderungen dauerte es natürlich ein wenig bis alle Automatismen greifen, wobei wir uns auf einem sehr guten Weg befinden. Das 'perfect game' wird es aber sowieso erst während der Meisterschaft geben, dort hoffen wir dann so eingespielt zu sein, um Woche für Woche - auch oder gerade gegen die Underdogs, die ordentlich beißen und kratzen werden - konstant zu punkten. Das wird die Gretchenfrage sein, ob wir diese Konstanz erreichen können oder nicht."

liga3.at: Im Vorjahr sprachen Sie noch von einem Stürmerproblem, dieses scheint heuer behoben. Vor allem im Offensivbereich besitzt man nun einen regelrechten Überfluss an Spielern. Wie geht man damit um? Wie kann man Akteure, die wohl bei kaum einem anderen Regionalliga-Klub auf der Bank sitzen müssen, bei Laune halten, wenn sie nicht spielen dürfen?

Dietmar Thuller: "Dafür gibt es kein Patentrezept, wobei da der gesamte Verein von meiner Person als Trainer bis hin zum Management gefordert ist. Wir wollen heuer etwas erreichen und haben daher alle Positionen doppelt besetzt. Der Konkurrenzkampf ist riesig und das ist auch gut so. Wir brauchen diese Kaderdichte, spätestens wenn es die ersten Verletzten oder Sperren gibt. Im Team herrscht eine gute Stimmung, wobei wir erst in den kommenden Wochen sehen werden, wenn einmal ein Spieler ein, zwei Wochen nicht auflaufen wird, wie charakterlich gefestigt die Jungs sind. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, werden wir aber geilen Fußball bieten und eine tolle Saison absolvieren."

liga3.at: Haben Sie schon eine Stammelf im Kopf?

Dietmar Thuller: "Ja klar, oder besser gesagt einen engeren Kader. Wobei ich betonen möchte, dass das eine Momentaufnahme ist. Im gestrigen Training haben sich drei Spieler Blessurn zugezogen und können den heutigen Test gegen den SAK nicht mitmachen. Genau für solche Fälle haben wir alle Position doppelt besetzt, haben wir dann Akteure die nachrücken, ohne dass das Team einen Qualitätsverlust erleidet."

liga3.at: Das Saisonziel kann eigentlich nur Meistertitel lauten...

Dietmar Thuller: "Wir haben zweifelsohne sehr viele gute Fußballer verpflichtet und jede Menge Qualität an Bord geholt. Mein Saisonziel ist aber dasselbe, wie voriges Jahr. Wir wollen bester Kärntner Verein in der Regionalliga Mitte werden. Da die Klubs aus unserem Bundesland allesamt sehr gut aufgestellt sind, werden wir - sollte uns das gelingen - sehr weit vorne landen. Villach war im Vorjahr Zweiter, da ist dann eh nicht mehr viel Platz nach oben. Sollte der VSV auch heuer wieder Zweiter werden und wir zugleich unser Saisonziel erreichen, dann hätten wir auch nichts dagegen. (schmunzelt)."

liga3.at: Sie haben oben schon prognostiziert, dass der Titelkampf ein Sechskampf zwischen dem GAK, dem LASK, Pasching, Villach, Gratkorn und der Austria wird. Was könnten die entscheidenden Faktoren im Kampf um die Krone werden?

Dietmar Thuller: "Ich denke, dass Vereine wie unser Auftaktgegner Allerheiligen, Vöcklamarkt, Leoben, Kalsdorf oder Wallern die Zünglein an der Waage sein werden. Gegen diese Vereine ist es - vor allem auswärts - sehr schwierig zu bestehen. Wem dies am besten gelingt, dem könnte schon ein wichtiger Schritt in Richtung Titel geglückt sein."

liga3.at: Die Austria besitzt das wohl schönste und modernste Fußballstadion Österreichs. Im Frühjahr ist die Begeisterung doch stark abgeflaut, kamen teilweise nur 200, 300 Besucher zu den Matches. Wie will man die Kärntner und Kärntnerinnen heuer wieder zur Austria locken?

Dietmar Thuller: "Die Stimmung ist im Vergleich zum Vorjahr schon stark umgeschwänkt. Letztes Jahr mussten wir uns die Punkte erarbeiten, haben wir teilweise wirklich nicht sehr attraktiven Fußball geboten und hatten im Herbst immer die Ungewissheit wegen der Konkursverfahren im Hinterkopf. Heuer ist doch eine sehr starke Aufbruchstimmung zu spüren. Der Kartenvorverkauf ist wirklich gut angelaufen. Wir wollen die Leute mit sehenswertem, geilem Fußball wieder in die Arena locken und hoffen natürlich am Anfang auch auf einen kleinen Lauf, um die Zuschauer so schnell wie möglich wieder für die Austria begeistern zu können."


Fotos + Foto-Slide: KUESS

von Marco Wolfsberger