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Frühjahrsausblick Teil 16: SK Vorwärts Steyr

Groß waren die Erwartungen in die Aufstiegssaion, tief die Ernüchterung als feststand, dass der SK Vorwärts Steyr auf einem Abstiegsplatz überwintern muss. Im Winter wurde der Kader umstrukturiert, fünf Spieler abgegeben, sechs Neue dafür geholt. In der im Herbst oft fehleranfälligen Defensive wurde jedoch nur mit Alternativspielern nachjustiert, während an vorderster Front mit Peter Orosz ein routinierter Mann den Kultklub zum Klassenerhalt schießen soll. liga3.at sprach mit Coach Edi Glieder über Rückschläge, den "Tag X", das hammerharte Auftaktprogramm und die Gründe, warum kein erfahrener Defensivspieler verpflichtet wurde.

 

liga3.at: Die Vorbereitung lief doch sehr durchwachsen, wobei die Leistungen zwischen ordentlich, wie beim 2:3 gegen den LASK, und inferior, wie beim 1:7 gegen die Rapid Amateure, doch stark variiert haben. Was können Sie Positives aus der Vorbereitung mitnehmen?

Edi Glieder: "Wir sind in vielen Bereichen gereift und auch das Zusammenspiel klappt immer besser. Auch im Zusammenwirken von Defensive und Offensive habe ich Fortschritte erkennen können. Was uns jedoch in der jetzigen Situation am meisten fehlt, ist das Selbstvertrauen."

liga3.at: Kann dieses irgendwie vermittelt werden oder kann man es sich nur über Erfolge holen?

Edi Glieder: "Ich versuche den Spieler das Selbstvertrauen auch in der täglichen Trainingsarbeit wieder einzuimpfen. Die Spieler müssen das umsetzen, was besprochen wird, es darf sich keiner mehr verstecken, jeder ist gefragt selber Verantwortung zu übernehmen."

liga3.at: Die Transferbewegungen in Steyr waren doch relativ intensiv. Nun haben Sie die Neuen zum Teil fast zwei Monate im Trainingsbetrieb beobachten können. Wie fällt Ihr Resümee aus? Ist der Kader stärker geworden?

Edi Glieder: "Orosz und Urban sind ordentliche Spieler, die schon gezeigt haben, dass sie uns sicherlich gut weiterhelfen können. Anxhelo Molla hat in der Probewoche vor seiner Verpflichtung gut gearbeitet und einen starken Eindruck hinterlassen, nun haben wir aber gesehen, dass er mit dem Tempo teilweise noch Schwierigkeiten hat und das Offensivspiel nicht so forcieren kann, wie gewünscht. Dafür kann er so manches Defizit über sein enormes Kämpferherz kompensieren. Daniel Petrovic und Adem Sanli sind Investitionen in die Zukunft, die jedoch in erster Linie für die Spielgemeinschaft in der 1. Klasse eingeplant sind. Doch vor allem Petrovic könnte schnell ein Thema für die Erste werden, da er schon mit 16, 17 Jahren in Pasching bewiesen hat, dass er in der Regionalliga seinen Mann stehen kann."

liga3.at: Die folgende Frage wurde schon in vielen Fanforen diskutiert und ist auch bei einigen Fans auf Unverständnis gestoßen: Warum hat man sich in der Defensive nicht adäquat verstärkt?

Edi Glieder: "Es hat natürlich die Frage gegeben, ob wir uns in der Defensive verstärken sollen und ich habe mich dagegen entschieden, da ich den bisherigen Defensivkräften, die allesamt schon bewiesen haben, dass sie auf diesem Niveau erfolgreich spielen können, zutraue, dass sie sich fangen. Das Potential dazu haben sie! Ich habe diese Entscheidung gegen Defensivverpflichtungen getroffen und stehe dazu! Mit Rosca, Jeftenic und Petrovic besitzen wir zudem einige Alternativen, die einspringen können."

liga3.at: In meinen Augen hat der katstrophale Auftakt im Herbst der Vorwärts das Genick gebrochen. Nun stehen wieder dieselben Aufgaben (GAK und Austria Klagenfurt) vor der Tür. Wie blicken Sie diesen beiden Partien entgegen?

Edi Glieder: "Mir ist bewusst, dass man aus diesen beiden Partie keine sechs Punkte einkalkulieren kann, handelt es sich hierbei um absolute Top-Teams der Liga. Der Knackpunkt im Herbst war für mich jedoch weniger der verkorkste Auftakt, sondern viel mehr die Zufriedenheit nach dem Auswärtssieg bei den KSV Amateuren, welcher dann schlussendlich den katastrophalen Endspurt eingeleitet hat. Da haben die Spieler plötzlich die Grundtugenden verloren, ohne die man gegen keinen Gegner in der Liga bestehen kann."

liga3.at: 0:5 ist man im August gegen den GAK untergegangen, in vier Tagen wartet derselbe Gegner. Wie kann man sieben Monate später dort bestehen und vielleicht sogar etwas Zählbares mitnehmen?

Edi Glieder: "Ich habe viele Infos über den GAK, sie sind sehr spielstark und besitzen eine sehr gute Offensive. Doch auch der GAK hatte in der Vorbereitung Probleme und kassierte gegen Sollenau ein 1:5. Da war in Graz Feuer auf dem Dach! Wir wollen couragiert auftreten, unseren eigenen Spielstil durchziehen und werden mit viel Herz und Leidenschaft unsere Haut so teuer wie möglich verkaufen."

liga3.at: Ist der kommende Gegner auch schon der kommende Meister?

Edi Glieder: "Davon gehe ich aus, der GAK steht zurecht an der Spitze."

liga3.at: Welches Team könnte die Überraschungsmannschaft im Frühjahr werden?

Edi Glieder: "Das ist schwierig zu beantworten, da ich die anderen Teams nicht im Detail kennen kann. Doch auch wenn uns einige schon abgeschrieben haben, könnten es vielleicht gerade die Vorwärts werden."

liga3.at: Haben Sie einen Spieler auf der Rechnung, der sich im Frühjahr ins Rampenlicht spielen könnte?

Edi Glieder: "Denis Rosca hat in der Vorbereitung ausgezeichnet gearbeitet und legt einen unglaublichen Willen an den Tag. Wenn er so weitermacht, wird er im Frühjahr die Früchte für seine harte Arbeit ernten können."

liga3.at: Warum schafft Vorwärts den Klassenerhalt? Was spricht für euch?

Edi Glieder: "Momentan nicht so viel mag so mancher meinen... Wir haben viel gearbeitet und auch viele Rückschläge in der Vorbereitung hinnehmen müssen. Entscheidend ist jedoch, dass wir am Tag X alles umsetzen, was wir trainiert und besprochen haben. Wenn wir das schaffen und keine falsche Zufriedenheit wie Herbst aufkommen lassen, werden wir den Klassenerhalt schaffen!"

 

Fotos: GBfoto.at
Foto-Slide: KUESS

von Marco Wolfsberger