Der professionelle Sport hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Immer mehr Geld wird in Sportarten investiert, der Leistungsdruck ist enorm. Der Fußball thront im europäischen Vergleich ganz oben an der Spitze – in keiner anderen Sportart geht es um so viel Geld. Fußballspieler stehen damit heutzutage klar im Mittelpunkt und ständig im Rampenlicht. Sie verdienen immer mehr Geld, haben aber gleichzeitig mit einem kontinuierlich steigenden Leistungsdruck zu kämpfen. Die Fachpresse, Investoren und Fans erwarten von ihnen in jedem Spiel Höchstleistungen und wünschen sich ausschließlich Siegertypen im Team. Das hat enorme Auswirkungen auf die psychische Belastung der Spieler.

 

Be- und Entlastung durch Sport
Verschiedene Studien haben sich in den vergangenen Jahren mit der mentalen Belastung von Sportlern beschäftigt. Sie kommen dabei alle zu einem ähnlichen Ergebnis: Regelmäßige sportliche Betätigung ist gesund für Menschen – daran gibt es nichts zu rütteln. Die physiologischen Vorteile von Bewegungen haben im gleichen Maße auch einen Vorteil für die Psyche. Menschen, die regelmäßig Sport treiben, sind leistungsfähiger. Die Durchblutung des Gehirns fördert die geistige Leistungsfähigkeit und kann dauerhaft vor Krankheiten schützen. Zusätzlich setzt der Körper Glückshormone frei, die schmerzlindernd wirken und die mentale Gesundheit fördern.

Bei Profisportlern kehren sich die positiven Vorteile jedoch mitunter um. Stehen die Sportler unter einem ständigen Leistungsdruck und sind sie unentwegt getrieben vom eigenen Ehrgeiz, steigt dadurch auch die mentale Belastung. Das eigene Selbstwertgefühl wird an den sportlichen Erfolg gebunden. Nicht nur Profisportler sind davon betroffen. Entsprechende negative Folgen sind auch im Freizeitbereich zu beobachten.

Die Psyche stärken
Lange Zeit wurde die mentale Gesundheit von Sportlern nicht berücksichtigt. Psychische Probleme wurden daher nicht erkannt oder von den Spielern auch gar nicht kommuniziert. In der Öffentlichkeit wurden mentale Gesundheitsprobleme als Schwäche angesehen. Negative Ereignisse, wie der Selbstmord des ehemaligen deutschen Nationalspielers Robert Enke, brachten das Thema schließlich in die Öffentlichkeit. Heute bemüht sich die Robert-Enke-Stiftung darum, über psychische Erkrankungen aufzuklären.

Im Profisport sind heutzutage daher auch deutlich mehr Psychologen unterwegs. Sie unterstützen die Profisportler während ihrer Karriere. Ein Auge auf die mentale Gesundheit zu haben und sie zu trainieren, ist ein wichtiger Baustein für Sportler, aber auch für karriereorientierte Menschen in anderen Berufsgruppen. Die spezielle Ausbildung zum Sportmentalcoach setzt genau hier an. Ziel des Coachings ist es, Menschen mit der besonderen Situation von Sieg und Niederlagen vertraut zu machen. Die Psychologie spielt dabei eine enorme Bedeutung. Zur Beratung von Sportlern in mentalen Fragen erhalten die ausgebildeten Coaches ein umfangreiches Set an Methoden. Vermittelt werden in der Ausbildung Kompetenzen, die zu einem besseren Umgang mit der psychischen Belastung im Sport beitragen.

Hohe Dunkelziffer an Sportlern
In Österreich sind etwa 1,2 Millionen Menschen von einer psychischen Krankheit betroffen. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. Auch in der Bundesliga gibt es Spieler, die unter der enormen mentalen Belastung leiden – nur wenige bekennen sich jedoch auch öffentlich zu ihrer Krankheit. Aus Angst vor Ausgrenzung und Nachteilen für ihre Profikarriere schweigen sie.

Für einen Profisportler muss eine psychische Störung aber längst kein Leistungsproblem sein. Robert Enke hat viele Jahre auf höchstem Niveau Fußball gespielt, unter anderem beim großen FC Barcelona. Und der amerikanische Schwimmstar Michael Phelps gewann trotz der bei ihm diagnostizierter ADHS 28 Medaillen bei Olympischen Spielen.

Aus Sicht von Experten sind mehr Prävention und öffentliche Aufklärung wichtig. Das würde auf Dauer Sportler auch ermutigen, sich öffentlich zu ihrer psychischen Erkrankung zu bekennen und den mentalen Druck im Leistungssport zu thematisieren.

Foto: Dostal