Die Schweiz hat die Mission Titelverteidigung von Europameister Italien bereits im Achtelfinale gestoppt.
Italien und die Schweiz im Achtelfinal-Duell
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Berlin (SID) Gianluigi Donnarumma und seine geschlagenen Teamkollegen ließen die Köpfe hängen, während die Schweizer EM-Helden ausgelassen im Mittelkreis tanzten: Die Eidgenossen, die schon der deutschen Mannschaft im Gruppenspiel das Leben schwer gemacht hatten, warfen den ganz schwachen Titelverteidiger Italien an dessen Sehnsuchtsort bereits im Achtelfinale mit 2:0 (1:0) aus dem Turnier. "Italien verliert sein Gesicht", schäumte die Gazetta dello Sport, 18 Jahre nach dem vierten WM-Triumph in Berlin.

"Es tut weh, es tut wirklich weh", sagte Italiens Kapitän und Torhüter Donnarumma kleinlaut: "Wir können uns nur bei allen entschuldigen, wir waren heute enttäuschend und sie haben verdient gewonnen."

Ganz anders die Stimmung in der Schweiz. "Nati lässt uns träumen", titelte die Boulevardzeitung Blick nach dem ersten Sieg über die Fußball-Großmacht Italien seit 31 Jahren. In der Runde der besten Acht bekommt es die Schweiz am 6. Juli in Düsseldorf mit England oder der Slowakei zu tun. "Die können auch noch 'ne Runde weiterkommen", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann im ZDF. Die Schweizer Fans sangen gar schon davon, nochmal "nach Berlin" zu fahren - am 14. Juli findet im Olympiastadion das Finale statt.

Remo Freuler (37.) und der Augsburger Bundesligaprofi Ruben Vargas (46.) schossen die "Nati" bei einer Hitzeschlacht in Berlin zum zweiten Mal nach 2021 ins Viertelfinale – an selber Stelle hatte die italienische Nationalmannschaft um Torhüter-Ikone Gianluigi Buffon 2006 den WM-Titel nach einem Elfmeter-Krimi gegen Frankreich gewonnen. Am Samstag endete dort die Jagd von Donnarumma und Co. auf den dritten EM-Titel Italiens nach 1968 und 2021 abrupt und überaus verdient.

Im Vorfeld hatten Trainer Luciano Spalletti einige Personalsorgen in der Defensive geplagt, Riccardo Calafiori fehlte gelbgesperrt, der angeschlagene Federico Dimarco musste zunächst auf der Bank Platz nehmen. Auch ein Einsatz von Alessandro Bastoni (Fieber) war fraglich gewesen, der Innenverteidiger spielte jedoch von Beginn an. Bei der Schweiz rückte Vargas für den ebenfalls gelbgesperrten Silvan Widmer vom FSV Mainz 05 in die Startelf.

Ungeachtet der Ausfälle hatte Italiens Trainer, der in seiner Anfangsformation im Vergleich zum 1:1 gegen Kroatien gleich sechs Wechsel vornahm, von seinen Spielern "mehr Konsequenz" gefordert. Diese musste sein Team jedoch erst einmal in der Defensive unter Beweis stellen, die Schweiz war die aktivere Mannschaft und tauchte gleich mehrmals im gegnerischen Strafraum auf.

Die Schweizer hatten zu Beginn deutlich mehr vom Spiel, das zunächst fast ausschließlich in der italienischen Hälfte stattfand. Offensiv war von der Squadra Azzurra kaum etwas zu sehen, im Aufbau leistete ich Italien immer wieder Fehler und frühe Ballverluste. Große Chancen gab es jedoch auf beiden Seiten kaum.

Das änderte sich in der 24. Spielminute, als der Ex-Gladbacher Breel Embolo frei vor Keeper Donnarumma auftauchte, Italiens Kapitän parierte jedoch sicher. Auf der anderen Seite blockte der frühere Dortmunder Manuel Akanji einen Schuss von Federico Chiesa (26.). Freuler sorgte nach Vorlage von Vargas schließlich für die verdiente Schweizer Führung.

Gleich nach der Pause war Vargas selbst erfolgreich - und traf nur 28 Sekunden nach Wiederanpfiff. Für einen Schreckmoment sorgte der Schweizer Abwehrspieler Fabian Schär, der den Ball bei einem Klärungsversuch an den Pfosten köpfte und beinahe seinen Torhüter Yann Sommer überraschte (52.). Italien zeigte sich gezwungenermaßen nun aktiver. Doch die Schweizer um ihren umsichtigen Kapitän und Taktgeber Granit Xhaka blieben weiter gefährlich.

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