Zu Gast in der Sky Sport Austria-Sendung „Talk & Tore“ war am Sonntagabend Torhüter Domenik Schierl von ADMIRAL Bundesliga-Schlusslicht SC Austria Lustenau. Außerdem äußerten sich der Sportdirektor der Vorarlberger, Alexander Schneider, und Sky-Experte Marc Janko

"Du rennst natürlich ersten Saisonsieg nach und kommst dann in so Negativspirale"

Domenik Schierl (SC Austria Lustenau) über...

die 0:5-Heimniederlage gegen den SK Rapid: „Ich habe mit viel gerechnet gestern, aber nicht mit so einem Spiel. Es waren keine schönen Momente gestern.“

…den FC Red Bull Salzburg: „Man hofft es ja jedes Jahr, dass es spannend wird. Irgendwie werden sie trotzdem immer Meister. Es ist jetzt noch schwer zu sagen, wie der Weg weitergeht, auch mit der Champions League. Wenn sie da weiterkommen, dann besteht vielleicht wirklich die Möglichkeit, dass sie im Ligaalltag einmal nachlassen und Sturm das nutzen kann. Ich glaube trotzdem noch immer, dass sie im Endeffekt ihren Weg durchziehen und wahrscheinlich wieder oben stehen, weil sie einfach die höhere Qualität haben.“

…die Gründe für den schlechten Saisonstart: „Dass es schwieriger wird als das 1. Jahr, haben wir alle gewusst. Ich glaube, dass es mehrere kleine Gründe gibt. Wir haben wieder einmal einen Kaderumbruch gehabt, bei dem uns mit Jean Hugonet und Hakim Guenouche zwei wichtige Stützen abhandengekommen sind. Wir sind mit einem kleinen Kader in die Saison hineingestartet.

Es hat sich rundherum und überall in der Kabine schon nach einem brutalen Fehlstart angefühlt. Du rennst natürlich dem ersten Saisonsieg nach und kommst dann in so eine Negativspirale. Dazu kommen dann noch mit Lukas Fridrikas, Matthias Maak und Pius Grabher verletzte Spieler, die einfach Stützen unseres Teams sind. Es sind halt einige Kleinigkeiten, an denen es liegt.“

…die Kaderqualität der Lustenauer: „Momentan würde ich den Kader als gleich einschätzen, wie im letzten Jahr. Es sind halt zwei brutale Spieler weggefallen, vor allem hinten. Man sieht es auch ein bisschen an den Gegentoren, wie viel wir wechseln in der Viererkette. Mit den neuen Spielern hat es ein bisschen gedauert.“

Anderson: „Ich bin ein großer Anderson-Fan. Es ist für ihn momentan eine richtig schwierige Situation. Er ist schon als Innenverteidiger, in der Dreierkette, zentral, als Rechtsverteidiger und als rechter Flügel eingesetzt worden. Man merkt, dass es ein bisschen an seinem Selbstvertrauen nagt. Für ihn müsste einfach eine Position festgelegt werden, auf der er bleibt. Ich sehe ihn rechts im Mittelfeld. Er hat aber schon oft genug bewiesen, dass er es zentral auch spielen kann. Gestern war halt leider kein guter Tag für ihn.“

„Mein Impuls ist erstmal, mit Lustenau nicht abzusteigen"

seine Zukunft: „Mein Impuls ist erstmal, mit Lustenau nicht abzusteigen. Was dann noch passiert, steht in den Sternen. Es ist noch viel zu früh, das zu sagen. Es steht noch eine lange und schwere Saison bevor. Meine Ziele sind momentan anders.“

ob er unterschätzt wird: „Es rennt mir schon meine ganze Karriere nach. Es hat in der Akademie begonnen, wo Führungsleute oder Verantwortliche zu mir gesagt haben, dass es vielleicht für die Regionalliga reicht, wenn es gut läuft. Ich habe es dann trotzdem beim FC Liefering raufgeschafft. Ich habe im Verein einfach nicht das Standing gehabt. Es hat sich jetzt weitergezogen.

Ich habe viele Jahre in der 2. Liga gespielt und bin immer unter den Top-Tormännern gewesen. Ich habe mich dort bewiesen, bin dann mit Lustenau aufgestiegen und habe mich auch in der Bundesliga bewiesen. Keine Ahnung, wer die Leute sind, die mich noch unterschätzen, aber es ist mir ehrlich gesagt auch egal.“

Teamtorhüter Alexander Schlager: „Wenn man darauf schaut, war es die beste Entscheidung, die er jemals in seinem Leben getroffen hat. Er ist ein österreichischer Tormann, der in der Champions League spielt. Wir wünschen uns fürs Nationalteam einen Champions League-Tormann und das haben wir mit ihm. Es ist sehr wichtig, auch, dass die Nummer 1 spielt. Meiner Meinung nach muss der Tormann, der im Nationalteam im Tor spielt, auch bei seinem Verein fix spielen.“

Austria Lustenau-Urgestein Pius Grabher macht derzeit mit den Vorarlbergern schwere Zeiten durch. 

„Die Qualität ist definitiv da, wir bringen sie momentan nur nicht auf den Platz“

Alexander Schneider (Sportkoordinator SC Austria Lustenau) über...

…einen möglichen Trainerwechsel: „Es gibt keine Diskussion, dass wir da gemeinsam rauskommen wollen und müssen. Es gibt vielschichtige Gründe und daran müssen wir gemeinsam arbeiten. Wir sind auch davon überzeugt, dass wir es gemeinsam erfolgreich machen werden.“

…die aktuelle Phase: „Die aktuelle Phase macht uns natürlich ein bisschen weniger Spaß. Sowas gehört aber auch dazu. Es kann nicht immer nur bergauf gehen. Seit über zwei Jahren ging es nur bergauf und diese Phasen gehören dazu. Es ist ein Lernprozess, auch innerhalb der Mannschaft. Ich halte nicht viel von diesem zweiten oder dritten Jahr. Es ist ein Teil des Prozesses, egal wann er kommt, dass Spieler Ambitionen haben oder die Euphorie vielleicht nicht mehr so da ist und die Bundesliga ein bisschen mehr Business as usual wird. Wir müssen es wieder hinbekommen.

Es ist ein Lernprozess, den wir gemeinsam durchmachen und diese einzelnen Bauteile wieder zusammenfügen müssen, um dann wieder erfolgreich zu sein. Lernprozesse können schneller gehen oder langsamer gehen. Wir müssen die Entwicklung sehen. Das müssen wir gemeinsam machen. Als Mannschaft und Verein haben wir ein langfristiges Ziel und das müssen wir erreichen. Wir sind davon überzeugt, dass wir dies in dieser Konstellation hinbekommen. Wir sind vom Kader und von der gesamten Zusammensetzung des Vereins überzeugt.“

"Wenn Cristiano Ronaldo an 2-3 Spieltagen Ball immer nur in Wolken schießt, wird..."

…die Kaderqualität: „Es ist vielleicht ein bisschen der Unterschied zwischen Form und Qualität. Wir bringen die Qualität, die wir haben, nicht auf den Platz, das ist ganz klar. Wenn Cristiano Ronaldo an zwei bis drei Spieltagen den Ball immer nur in die Wolken schießt, wird keiner sagen, dass er nicht die individuelle Qualität hat, sondern im Moment einfach nicht diese Form hat. So sehe ich das bei uns auch. Die Qualität ist definitiv da, wir bringen sie momentan nur nicht auf den Platz.“

Marc Janko (Sky Experte) über...

…die Situation bei Austria Lustenau: „Du wünscht dir natürlich als Verein, dass du anders in die Länderspielpause gehst. Ich sehe es aber gar nicht so dramatisch. Ich glaube, dass man aufgrund der Punkteteilung auch hoffentlich die Nerven bewahrt, an der jetzigen sportlichen Führung festhält und versucht, den Bock umzustoßen. Wenn du so lange Zeit mit einer Rumpftruppe in die Vorbereitung startest und erst spät Neuzugänge bekommst, dann ist es auch schwer, Automatismen einzulernen. Noch dazu, wenn der Trainer dann auch das ein oder andere Mal das System wechselt.

Dazu kommen noch Spieler wie Fridrikas und Surdanovic, die sich möglicherweise nach dem Sommer etwas anderes erwartet haben und dann etwas enttäuscht waren. Natürlich ist es verständlich, denn jeder Spieler möchte weiterkommen. Es gibt momentan viele Themen in Lustenau. Ich bin davon überzeugt, wenn man sich auf ein System festgelegt hat, dass es sich wieder bessern kann. Sonst ist es verdammt schwer, Automatismen zu generieren und einen A-Anzug aufs Feld zu schicken. In solchen Phasen, wo gefühlt alles gegen dich rennt, braucht eine Mannschaft Halt.

Halt bekommst du nur, wenn du Woche für Woche dasselbe spielst und jeder genau weiß, was er tun muss. Wenn es wieder rennt, kann man natürlich überlegen, wieder zu wechseln.“

Michael Wimmer und die Wiener Austria: „Die Situation war schon angespannt. Man hat es auch an seinem Wirken gesehen, dass er sich dem Ernst der Lage bewusst ist. Es war ein Finalspiel für sein Fortbestehen. Er hat es jetzt einmal verschieben können. Was ich sehr schön und cool fand waren die Transparente und die Zuneigung für ihn von den Austria Fans. Es ist auch nicht selbstverständlich von einer Fangruppierung in so einer Situation.“

„Von allen vergangenen 10 Saisonen ist Chance heuer so groß wie nie, dass man Salzburgern Paroli bieten kann"

…den Titelkampf in der Bundesliga: „Von allen vergangenen gefühlt 10 Saisonen ist die Chance heuer vielleicht so groß wie nie, dass man den Salzburgern Paroli bieten kann. Sie sind heuer verwundbar und haben die absolute Dominanz ein Stück weit verloren. Es fehlt heuer so ein bisschen der letzte Nachdruck und die letzte Überzeugung.“

…die Aufstiegschancen der Salzburger in der Champions League: „Ich halte nach wie vor ein europäisches Überwintern für einen Riesenerfolg in dieser Gruppe. Wir haben jetzt gegen Sociedad gesehen, welche Qualität diese Mannschaft hat. Jetzt kommt mit Inter Mailand eine Mannschaft, die ein wirklich großer Brocken sein wird. Alles andere als ein Unentschieden oder eine Niederlage wäre eine Riesenüberraschung.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir von der jüngsten Mannschaft in dieser Champions League Saison reden. Bei aller berechtigten Kritik müssen wir auch immer fair bleiben. Die Salzburger drehen Jahr für Jahr die Altersschraube nach unten. Die Frage ist, wie lange es noch gut geht.“

Domenik Schierl: „Ich finde es großartig, wenn man seinen Werdegang beobachtet und die Geschichten hört, was es oftmals bedeutet, wenn man von Führungspersönlichkeiten eine endgültige Qualifikation entweder zugesprochen oder eben abgesprochen bekommt. Es sind immer persönliche Meinungen. Es heißt nicht, dass man es nicht trotzdem schaffen kann. Er hat es eindrucksvoll bewiesen, dass er den Umweg genommen hat und ist jetzt einer der besten Torhüter Österreichs.“

Nationalteam spielt "begeisterten Fußball"

…das Nationalteam: „Für das Belgien-Spiel könnte die Kadersituation unangenehm sein. Wenn du schon 3 Kapitäne ernennst, die dann alle verletzt sind, dann ist das natürlich alles andere als optimal. Es fehlen aber nur noch 2 Punkte und die werden sie früher oder später erreichen. Ich glaube, dass nichts mehr passieren wird. Die Mannschaft ist einfach zu sehr in sich ruhend.

Sie spielen einen begeisterten Fußball. Der Funke auf die Zuschauer ist wieder übergesprungen. Gegen Belgien wird es möglicherweise schwierig werden mit der Personalsituation. Dann werden aber irgendwann die 2 Punkte geholt, davon bin ich Felsenfest überzeugt.“

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at (1) und GEPA-ADMIRAL (2)