Nach dem schweren Auftakt-Programm mit Spielen gegen ambitionierte Meistergruppe-Klubs wie Vizemeister SK Sturm Graz, den Vorjahres-Dritten LASK und Rekordmeister SK Rapid Wien hoffte Aufsteiger FC Blau-Weiß Linz beim Gastspiel am Innsbrucker Tivoli gegen die WSG Tirol auf ein Duell auf Augenhöhe. Beide Teams vor Runde 6 noch ohne Dreier. Eine Sieglos-Serie riss: jene der Linzer, die mit einem völlig verdienten 4:2-Auswärtstriumph ein Statement setzten und im "Heiligen Land" für einen Befreiungsschlag sorgten. Zugleich die Rote Laterne den Wattenern übergaben. Nachfolgend Wortspenden von beiden Klubs.

Quo vadis, Thomas Silberberger und WSG Tirol? Sah es nach den Achtungserfolgen mit jeweils 1:1-Unentschieden gegen den LASK und SK Rapid Wien nach einem Aufwärtstrend aus, folgte gegen Aufsteiger FC Blau-Weiß Linz ein herber Rückschlag. Jetzt bleibt in der länderspielbedingten BL-Pause Zeit, um in Klausur zu gehen.

„Haben phasenweise Gegner eingeladen - alle 4 Tore waren extrem billig"

Thomas Silberberger (Cheftrainer WSG Tirol) über...

…das Spiel: „Ein enttäuschender Auftritt, das muss man sagen. Leider sind wir relativ schnell aus zwei individuellen Fehlern 0:2 in Rückstand gekommen und dann tut man sich schwer, wenn man bereits die ganze Saison solche Probleme hat. Dann kommen wir glücklich zurück, aber in der zweiten Halbzeit gibt es die ähnlichen Mechanismen. Schwer verdauliche Kost.“

…die defensive Leistung seiner Mannschaft: „Wir haben phasenweise den Gegner eingeladen. Alle vier Tore waren extrem billig. Wir hatten viel mehr vor, aber wir waren nicht scharf genug. Darum passiert so etwas und die Mechanismen kommen zu tragen. Es läuft nichts und man kriegt extrem billige Gegentore. Mit dem Ball spielen wir Verstecken und deshalb kommen wir nicht vom Fleck.“

…die kommende Pause: „Es muss ein Selbstreinigungsprozess stattfinden, damit diese Mannschaft, die ich für sehr begabt halte, eine Mannschaft wird.“

„Wir müssen gemeinsam aus dieser Scheiße herauskommen“

Torschütze vom Dienst Luca Kronberger (WSG Tirol) über...

…das Spiel: „Mir fehlen ein wenig die Worte. Wir haben uns eigentlich etwas ganz anderes vorgenommen und das von der ersten Minute nicht gemacht. Wir waren im Mittelfeld und bei den Stürmern nicht kompakt genug und hatten keine zweiten Bälle. Sie sind in der ersten Halbzeit Angriff für Angriff gelaufen. Wir müssen einfach kompakter sein und wir müssen gemeinsam aus dieser Scheiße herauskommen.“

…den Gegner FC Blau-Weiß Linz: „Wenn einer den Gegner unterschätzt, dann ist er hier falsch. Wir sind nicht in der Situation, dass wir irgendwen unterschätzen können. Dafür haben wir heute die Rechnung bekommen.“

…die anstehende Pause: „Leiwand wird es sicher nicht. Wir werden einiges aufarbeiten müssen. Hoffentlich haben wir ein anderes Gesicht nach der Länderspiel-Pause.“

„Wir sind unterirdisch in die Partie gestartet"

David Gugganig (Innenverteidiger WSG Tirol): „Wir machen uns das Leben selbst schwer und schießen uns die Tore auch selbst. Die letzten 2 Spiele waren vom Auftritt her in Ordnung, deshalb war der Auftritt heute sehr unterdurchschnittlich. 

Wir sind unterirdisch in die Partie gestartet und lagen direkt mit 0:2 in Rückstand. Dann haben wir den Anschlusstreffer erzielt, aber wir sind heute einfach über 90 Minuten nie richtig ins Spiel gekommen. Nun müssen wir das Spiel analysieren und schnellstmöglich daraus lernen.

„Lob an unseren Verein und unser Team, weil wir immer ruhig und sachlich bleiben"

Gerald Scheiblehner (Cheftrainer FC Blau Weiß Linz) über...

…den ersten BL-Sieg der Saison: „Ich habe eine Riesenfreude für die Mannschaft. Heute hatten wir einen sehr guten Spielverlauf, sind früh in Führung gegangen und haben dann über weite Strecken das eigene Tor gut verteidigt. Wir hätten aus der ein oder anderen Chance schon früher die Vorentscheidung herbeiführen können. Es war bis zum Schluss anstrengend, aber Gott sei Dank hat es gereicht.“

…den Start der Saison: „Die letzten Spiele waren schwierig, wenn man so oft verliert und solche Gegentore bekommt. Dann kommt auch Kritik von außen. Ein Lob an unseren Verein und unser Team, weil wir immer ruhig und sachlich bleiben. Heute sind wir dafür belohnt worden.“

„Wir hatten mehr Stabilität hinten"

Torschütze Ronivaldo Bernardo Sales (FC Blau Weiß Linz) über die Leistung der eigenen Mannschaft: „Wir hatten mehr Stabilität hinten. 4 Tore auswärts sind schön, aber wir hatten viele Chancen und wir müssen vorne effizienter werden und mehr treffen.“

Torhüter Nicolas Schmid (FC Blau Weiß Linz) über...

…den ersten BL-Sieg in dieser Saison: „Wir haben lange darauf hingearbeitet. Die letzten Wochen hat es nicht funktioniert, aber heute haben wir unser wahres Gesicht gezeigt und die drei Punkte eingefahren.“

…die Leistung der eigenen Mannschaft: „Es ist immer gut, wenn man mehr Tore schießt als bekommt. Wir müssen weiter daran arbeiten, dass wir weniger Gegentore bekommen.“

„War klar, dass wir uns erst einfinden müssen als Mannschaft in neuer Liga"

Premieren-Torschütze Conor Noss (FC Blau Weiß Linz) über...

sein Tor: „In den letzten Spielen war es immer so, dass ich gut in die Situationen hineingekommen bin und dann die falsche Entscheidung getroffen habe. Darum bin ich jetzt umso glücklicher, dass es funktioniert hat.“

…den ersten BL-Sieg der Saison: „Es war klar, dass wir uns erst einfinden müssen als Mannschaft in einer neuen Liga. Wir haben uns immer weiter verbessert und haben auch Sachen ausprobiert. Heute war die Leistung sehr stabil von uns und darauf können wir aufbauen.“

„Wir haben volles Vertrauen in die Truppe“

Christoph Schösswendter (Sportdirektor FC Blau Weiß Linz) über...

…seine Position als Sportdirektor: „Es ist keine einfache Aufgabe, weil sie sehr vielfältig ist, vor allem in einem so kleinen Verein, wie wir es sind. Das heißt für mich auch, dass ich viele andere Themen und Nebenschauplätze habe neben der Kaderzusammenstellung für die erste Mannschaft.“

…das vergangene Sommer-Transferfenster: „Es ist noch deutlich zu früh, eine faire und nachhaltige Bewertung abzugeben. Es gibt immer eine gewisse Außenwahrnehmung, und dann gibt es die Innenwahrnehmung, die wir im Verein mit unseren Überzeugungen haben.

Wir sind Blau-Weiß Linz, ein Aufsteiger mit nur beschränkten Mitteln. Da ist es nicht immer so, dass man schalten und walten kann, wie man es am liebsten machen würde, sondern es gibt gewisse Rahmenbedingungen, die man einhalten muss. Dadurch ist ab und an auch etwas Kreativität gefordert.“

…die Kaderzusammenstellung: „Wir haben uns schon zum Ende der letzten Saison entschieden, dass wir, wenn wir den Aufstieg schaffen sollten, den Weg weiterführen werden wie die letzten zwei Jahre. Wir haben gesagt, dass wir den Spielern, die hauptverantwortlich für den Aufstieg waren, das Vertrauen geben und haben mit unseren Möglichkeiten versucht, rundherum gewisse Puzzleteile hinzuzufügen mit dem ein oder anderen erfahrenen Spieler, der uns sofort hilft, aber auch mit Spielern wie es vor zwei Jahren Mayulu oder Seidl waren, die kein Mensch kannte und die jetzt als fertige Spieler zu Rapid gewechselt sind.

Es war für uns klar, dass man solche Spieler nicht von Tag eins weg ersetzen kann. So haben wir in der Zusammenstellung gehandelt. Es gibt junge Spieler wie Conor Noß, Mehmet Ibrahimi oder Stefan Feiertag, die auch in diese Rolle hineinwachsen können. Das braucht aber Zeit. Wir haben volles Vertrauen in die Truppe.“

…die bisherigen Leistungen des FC Blau Weiß Linz: „Wir haben die Lehren aus unseren ersten Runden gezogen. Wir waren guter Dinge, dass wir den eingeschlagenen Weg aus der 2. Liga auch in einer ähnlichen Art und Weise in der Bundesliga weiterführen können mit einem hohen Pressing und einer hohen Abwehrkette. Wir haben aber relativ schnell erkannt, dass wir mehr adaptieren müssen als gedacht.“

„Spielverlauf war diesmal für sie"

Peter Stöger (Sky Experte) über den FC Blau-Weiß Linz: „Der Spielverlauf war diesmal für sie. Es ist ein Unterschied, ob du in Graz 2:0 hinten bist oder auswärts bei Wattens 2:0 vorne bist. Das erleichtert das Spiel. Sie haben etwas aus den Wochen davor gelernt, ein bisschen adaptiert und das war richtig.“

 

ADMIRAL Bundesliga, 6. Runde

Samstag, 2. September 2023, 17 Uhr, Tivoli Innsbruck, SR: Alan Kijas/NÖ

WSG Tirol vs. FC Blau-Weiß Linz 2:4 (1:2)

Tore: 0:1 Ronivaldo (2., Kopfball; Pirkl), 0:2 Mensah (11., Rechtsschuss), 1:2 Kronberger (20., Rechtsschuss), 1:3 Noß (52., Rechtsschuss; Ronivaldo), 1:4 Gölles (64., Rechtsschuss; Feiertag), 2:4 Diarra (74.).

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Statement-Quelle: Sky Sport Austria

Fotocredit: RiPu-Sportfotos (2) und Harald Dostal/www.sport-bilder.at